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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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runtergerissenen Ladens. Im Schlepptau hat er eine ziemlich fertige Schnitte mit wasserstoffblonden Haaren. Dieser Mistkerl versteht ganz offensichtlich was vom Umgang mit Totalschäden. Watch and learn, Simon. Watch and learn! Ja, ich habe die Sache mit der kleinen Goldmine oben in Edinburgh an die Wand gefahren. Ich bin gierig geworden und schwach wegen des Skag. Hab mich emotional reinziehen lassen und am Ende eine Grenze überschritten. Sicher, das Angebot von Dickson war sehr gut, aber trotzdem … keine feine Nummer, ich weiß. Immerhin bin ich danach zu Father Greg und habe gebeichtet, um mein Gewissen von dieser Bürde zu erleichtern. Der Segen der Kirche und die Kraft des Glaubens verleihen uns allen neue Kraft.
    Ich folge diesem arabisch aussehenden Kerl und seiner ramponierten Schnalle und ahme dabei seinen Gang nach. Meinen Arm um die Hüfte der vornehmen Lucinda gelegt, führe ich sie in einen Laden namens Blue Posts. — Sex hatten wir ja zur Genüge, vielleicht sollten wir jetzt was trinken gehen, flüstere ich ihr in klassischer Bad-Boy-Manier ins Ohr und setze dazu ein verschlagenes Grinsen auf. Ihr anzügliches Lächeln sagt mir, dass ihr mein Plan gefällt. Ich bin nur einen Schritt hinter meinem neuen Lehrmeister. Als er was bestellt und die hilflose Kuh an seiner Seite zu einem Tisch manövriert, tue ich es ihm nach und schiebe Lucinda zum Nachbartisch, wo wir uns unter Lametta und Glitzerkugeln niederlassen.
    Ich mag die Moves von dem Kerl: Mit knallhartem Augenkontakt hält er die Schnalle in Schach, fixiert sie permanent und lässt nicht eine Sekunde von ihr ab. Warum die eiserne Faust auspacken, wenn es auch mit Samthandschuhen geht? S.T.I.L. nenn ich so was, und der Typ hat davon richtig V.I.E.L. Als ich ihn dann noch reden höre, weiß ich, dass er es einfach draufhat: — Natürlich bist du mir wichtig, Baby, aber du versuchst es mit umgekehrter Psychologie bei mir, und das geht einfach nicht.
    — Das tue ich nicht, Andreas … wirklich nicht, versichert sie ihm und schüttelt dabei den Kopf. In einem kitschigen und abgewrackten Sinne ist sie sogar ein Hingucker. Ich kann nicht genau erkennen, ob sie unter Alkizittern oder Junkiezucken leidet. Klar ist allerdings, dass ihr Gehirn nicht korrekt mit ihren Gliedmaßen verkabelt ist. Ihre Feinmotorik ist ziemlich im Eimer. — Ich will doch nur wissen, ob ich dir was bedeute …, bettelt sie.
    Ich streiche Lucindas Haar zurück und flüstere ihr einen Textfetzen von Sandie Shaws »Puppet On A String« ins Ohr. — I’ll wonder if one day that you’ll say that you care …
    — Natürlich bedeutest du mir etwas, sagt Andreas der Araber mit ernstem Ton zu seiner saublöden Kirsche. Es ist offensichtlich, dass die erste Großfresse, von der diese Schickse in ihrer Sozialbausiedlung – größenwahnsinnig, wie sie sind, nennen die Engoloiden ihre Karnickelställe tatsächlich »Estate« – flachgelegt wurde, mit Schwanz und Fäusten offensichtliche Spuren bei ihr hinterlassen hat … Einladungen für ihre zukünftigen Zuhälter. Du brauchst dich nur ein paar Minuten mit solchen Leuten zu unterhalten, und dir wird klar, dass die meisten dieser grobschlächtigen Raubtiere nicht besonders helle in der Birne sind. Damit das System funktioniert, müssen ihre Opfer allerdings regelrecht minderbemittelt sein, absolut verzweifelt und/oder in einer ausweglosen Notsituation.
    — If you say you love me madly, I’ll gladly be there …, zitiere ich den Text von Sandie Shaw weiter. Als mich Cinders daraufhin angrinst, drücke ich ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Ich heuchle Interesse und versuche, aufmerksam zuzuhören, während sie von ihrem Job quasselt und langweilige Bürogeschichten erzählt, die für alle Menschen außerhalb ihrer Arbeitsstätte todsterbenslangweilig sind. Über ihre Schulter sehe ich, dass der Totalschaden auf zwei Beinen gerade zur Toilette watschelt. Ich nutze meine Chance und zwinkere Andreas dem Sonnenverwöhnten zu. Er schaut mich mit eiskaltem Blick an, und ich bange zwei begbiesque Sekunden lang, dass ich mich geirrt haben könnte, während er sich die Sache durch den Kopf gehen lässt. Dann: ein warmes Lächeln, und in seinem Gesicht geht die Sonne auf. Lucinda ist leicht genervt, als wir über sie hinweg eine freundliche Unterhaltung beginnen. Ich erfahre, dass der Kerl kein Araber ist, sondern aus Athen stammt. Lucinda steigt ins Gespräch ein und meint, dass sie Athen schon mal besucht hat. Akropolis und so.

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