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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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die Uhr. — Ich komme zu spät ins Büro. Eilig dampft sie los Richtung Notting Hill, um sich umzuziehen und zur Arbeit zu hasten. Diese faulen Engoloiden aus besserem Hause sind einfach unglaublich: Jeder, der oben in Schottland zu dieser Tageszeit bei einem richtigen Job auftauchen würde, hätte in kürzester Zeit seine Papiere in der Hand. Andreas und ich verabreden uns für später, es gebe da einen Club, zu dem er gern mit uns gehen würde. Nachdem ich mich für seine Gastfreundschaft bedankt habe, marschiere ich zur U-Bahn-Station Finsbury Park. Eine Station weiter nach Süden, und ich könnte an der Highbury & Islington die beschissene Überland-Bahn Richtung Osten zur Dalston Junction nehmen. Stattdessen beschließe ich aber, noch ein bisschen die Vorteile meiner für alle Tarifzonen gültigen Capital Card zu nutzen und im U-Bahn-Netz Londons umherzucruisen.
    Meine Bahn – mit der Piccadilly Line von Green Park Richtung Westen – ist normalerweise wie geschaffen, um neue Perlen auszuchecken, transportiert aber heute überraschend wenig brauchbares Material. Also steig ich an der Station Knightsbridge aus und gehe in den nächsten Waggon. Sofort heult mein Schnittenalarm los, denn da sitzt tatsächlich eine edle Schönheit, vertieft in einen Schmöker, der Renton gefallen könnte. Ich setze mich neben sie. — Ich war im anderen Waggon. Dann habe ich dich durch das Fenster gesehen. Ich hatte gerade noch Zeit, dir diese Nachricht zu schreiben.
    Ich gebe ihr die Karte, greife nach der Stange über mir und hieve mich hoch. Sie nimmt das Papier mit einem überraschten Ausdruck im Gesicht und schaut sich um, um zu sehen, ob jemand diesen Austausch bemerkt haben könnte. Ich steige aus, bleibe aber auf dem Bahnsteig stehen. Die Türen schließen, und jetzt, wo der Ball in ihrer Hälfte liegt, setze ich den Blick auf – ehrlich, flehend, aber mit einem entschuldigenden Schulterzucken und glaubhaft gerunzelten Augenbrauen –, der hoffentlich sagt: »Ich will’s wenigstens versucht haben.« Als die U-Bahn anfährt, glaube ich zu sehen, wie ihr Gesicht warm aufleuchtet. Das könnte aber auch eingebildet sein.
    Das war’s für heute. Zeit, nach Hause zu gehen. Nach Hause … nach East-Islington … in diesen beschissenen Witz von einem Drecksviertel, dem Londoner Pendant zu South Leith. Noch nich mal ne verfickte U-Bahn-Station gibt es da!
    Als ich am Gulag in der Holly Street ankomme, dem abgerissenen Beatrice Webb House, steige ich in den verkeimten Fahrstuhl, der heute ausnahmsweise sogar mal funktioniert. Außer mir ist nur noch ein dunkelhäutiges junges Mädchen drin. Sieht durchaus knallbar aus, die Kleine, und irgendwie hab ich das Gefühl, dass auch sie mich beäugt. Könnte ein Pavian sein, auch wenn sie dafür noch außergewöhnlich jung ist. Ist aber auch egal, denn in diesem Alter bedeutet das meist, dass die Brut bei der Oma abgestellt wird. Ich krieg sofort ein Kribbeln in den Eiern, was immer ein gutes Zeichen ist. Ich war bisher erst mit einem schwarzen Girl in der Kiste, eine Studentin von der NYU , die letztes Jahr zum Festival in Edinburgh war. Ich hatte keinen blassen, was die NYU überhaupt war, und eigentlich interessierte es mich auch nicht sonderlich, solange ich nur meinen Säbel schafttief in ihr versenken konnte.
    Die Kleine mustert mich mit einem knallharten Fickblick. — Wohnst mit Brian zusamm, oda?
    — Vorübergehend, versichere ich ihr. Einen Augenblick später checke ich, dass sie das Chick is, bei dem Nicksy auf dieser Northern-Soul-Party im Twat’s Palace abgeblitzt ist. Diese Partynacht war mit jeder Menge Poppers für mich zu Ende gegangen, die ich zusammen mit ner Tante namens Shauna eingeworfen hatte, um ihr meinen Prügel in den Arsch schieben zu können. — Irgendwelche Festivitäten für die Feiertage geplant?
    — Yeah, klar. Wir veranstalten ne große Neujahrsparty.
    — Noch Platz für einen einsamen Nachbarn?
    — Auf jeden … kannst gern zum Quatschen hochkommen, wenn dir danach is. Numma 14-5. Ich heiße Marsha.
    — Ich mag deinen Style, Kleine, sage ich, nehme ihre Hand und küsse ihren Handrücken, was ein Kichern ihrerseits provoziert. In der siebten Etage steige ich aus.
    Jawohl! Ein weiteres Eisen im Feuer! Vielleicht ein bisschen nah an meiner derzeitigen Herberge, was neben einer Reihe unbestreitbarer Vorteile auch einige Nachteile mit sich bringt.
    Manchmal denke ich, dass ich mir ein Bein amputieren lassen sollte oder so. Dann hätten meine

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