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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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uns, Kumpel.
    — Wir sehen uns, Franco, Kumpel.
    Nach dieser psychischen Misshandlung brauch ich unbedingt noch einen Hit. Sick Boy kommt rein und reibt sich den Schlaf aus den Augen. — Ihr perversen Junkies knallt euch jetzt schon weg? Was is mit dem Vorstellungsgespräch für die Fähre?
    Wie der Arsch drauf ist! Mich deucht, der Kerl rügt uns etwas zu oft. Nicksy und ich schauen uns an, beide ein zugedröhntes Grinsen in der Visage. — Rein therapeutisch, Mann … ich musste eben mit Begbie telefonieren, okay? Ich schiebe Sick Boy die Pfeife rüber.
    Er winkt ab. — Der Kerl mag zwar ein sozial verkrüppelter Psychopath sein, aber ihr seid trotzdem ein paar verantwortungslose Drogensüchtige, meint er und nimmt sich eine Fingerspitze vom Speed. Sein Blick wird etwas weicher. — Ach ja, hab vergessen, dir zu sagen, dass Alisons Ma letzte Woche gestorben is. Beerdigung war gestern, glaub ich.
    — Fuck … das is echt scheiße, Mann. Hättest du mir nur früher Bescheid gesagt, Simon … ich wär hochgefahren!
    Begbie hat’s nich mal erwähnt, der Arsch.
    — Aye, sicher doch. Er schaut mich skeptisch an und blickt dann auf die Pfeife in meiner Hand. Okay, okay, okay, vielleicht war das doch etwas optimistisch mit dem Hochfahren. — Wenn jemand hätte da sein sollen, dann ich. Sie und ich, wir stehen uns echt nah, sagt er ernst.
    — Sie is zur Beerdigung von meinem Bruder gekommen, protestiere ich und denke: Verdammte Scheiße, wie sich das Leben in null Komma nichts von einer Autobahn der Möglichkeiten in einen holprigen Ackerweg mit unendlich vielen Schlaglöchern verwandeln kann.
    — Ja, stimmt. Sie is gekommen, um dir und Billy beizustehen. Sie wird’s aber verstehen, Mann. Schließlich sind wir in London und sehen sie eh zu Neujahr, meint er. Er schaut auf Nicksy, der gedankenversunken die Wand anstarrt und voll im Skaguniversum versunken ist. — Wir sollten Nicksy mit hoch nach Leith nehmen. Würde ihm guttun, mal hier rauszukommen, meint Si und schaut mich dann ernst an. — Hör mal, Marco, du musst mir da einen kleinen Gefallen tun. Ich hab einen Streit mit Lucinda zu schlichten … wollte sie mittags im Dirty Dicks Pub gegenüber von der Liverpool Street Station treffen.
    Als er mir die Einzelheiten erklärt, bin ich nicht mehr sonderlich erpicht auf die Nummer. Aber was soll’s? Er ist mein Kumpel, und ich muss ihm aus der Patsche helfen.
    Wir brauchen eine kleine Ewigkeit, um uns zu waschen, anzuziehen und runter zur Hackney Downs Station zu latschen. Zum Glück erwischen wir die Bahn zur Liverpool Street, von wo aus wir nur über die Straße in den Pub gehen müssen. Das Dirty Dicks ist voller Arbeitsbienen, die Mittag machen. Trotz unseres Vorstellungsgesprächs-Looks sehen wir in dieser Location wie klassische Fehlbesetzungen aus, was uns aber herzlich wenig interessiert. Sick Boy und ich haben uns echt Mühe gegeben und unsere Beerdigungsanzüge aus dem Secondhandladen der Leith Provident Co-op rausgekramt. Ganz anders Nicksy: Er hat seine lilafarbenen Haare zu einem Iro aufgestellt und trägt einen pink-weiß gestreiften Plüschstoff-Pulli, der Fick sei Dank das T-Shirt mit dem Slogan The Queen Gives A Good Blow Job verdeckt. Seine schwarze Sta-Prest geht zwar in Ordnung, aber die roten Neun-Zoll-Doc-Martens erregen dafür umso mehr Aufsehen. Schon witzig, wie problemlos er den Soul-Boy-Look abgestreift hat und modetechnisch wieder dem Punk-Style verfallen ist.
    Nicksy setzt sich auf einen Hocker an der Bar, während Sick Boy die Lucinda-Perle an einen Tisch in der Ecke manövriert. Er zerrt mich zu ihr hin und stellt uns kurz vor. Dann beginnt eine angeregte Unterhaltung zwischen den beiden, bei der Si sich aufplustert wie ein balzendes Taubenmännchen, während Lucindas Verteidigungsmauer nach und nach zerbröckelt. — Es ist offensichtlich, dass du sauer bist, meint er verächtlich und trommelt dabei mit den Fingern auf dem Holztisch herum. — Eigentlich ist es nicht gut, wenn wir reden und du in dieser Stimmung bist. Ich meine: Ich sage etwas, aber du hörst nicht, was ich sage, wenn du verstehst, was ich meine.
    Die arme Perle mit ihrer hellen angelsächsischen Haut sitzt auf ihren Händen vor ihm und sagt kein Wort. Die Kiefer mahlen, und in ihr kocht es kräftig. Sie scheint jeden Moment zu implodieren, wirkt dabei aber beängstigend gelassen und stellt diese schreckliche Beherrschtheit der englischen Mittelklasse zur Schau. Ich fühle mich unwohl und will gehen, bin aber in

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