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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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würde. Wir beide sind beste Freunde. Seit dem ersten Schuljahr!, meint er mit feuchten Augen und ringt um Atem. — Mark, erklär du es ihr!
    Lucindas starrer Blick ist nun voll auf mich fixiert. Sie ist ein nettes Mädchen. Eigentlich verdient sie es nicht, von einem ehrlosen Bastard aus Leith belogen und betrogen zu werden – geschweige denn von zweien. Ihre Augen sind weit aufgerissen und flehen mich an. Es kommt mir so vor, als wolle sie überzeugt werden. Also gebe ich beiden, worum sie mich bitten. — Ich war mächtig sauer, Lucinda. Ich habe gekocht, verdammt! Ich meine, du weißt ja selbst, wonach es ausgesehen hat. Über ihr Gesicht huscht ein schwacher Hauch der Bestätigung, als ich mich zu Sick Boy drehe. — Ich dachte nur: Dieser Arsch nagelt meine Penny! Den Bastard bring ich um!
    — Aber Mark! Wie kannst du nur so etwas sagen?! Er blickt zu Lucinda, danach wieder zu mir. — Hört sich so an, als würdest selbst du mir nicht glauben!
    — Das sage ich nicht, Simon. Ich erkläre dir lediglich, wie es aussah!
    Lucinda nickt zustimmend und meint zu Simon: — Wonach sollte es denn sonst aussehen, Simon? Versuch doch mal, die Sache aus der Perspektive anderer Menschen zu sehen. Sie richtet ihren Blick wieder auf mich und sucht mit ihren weit aufgerissenen Augen nach Unterstützung.
    — Genau meine Rede, verdammt!, schlage ich in die Kerbe.
    Sick Boy atmet geräuschvoll aus. In der schmerzhaften Stille, die nun folgt, höre ich in meinem Kopf: Williamson eins, Lucinda null. Ich habe das Gefühl, dass ich in lautes Lachen ausbrechen werde, wenn ich ihn jetzt ansehe. Ich riskiere trotzdem einen Blick und schaffe es sogar, ernst zu bleiben, als er traurig nickend sagt: — Ich verstehe … Seine Stimme klingt anklagend, sein Gesicht ist voller Schmerz.
    An diesem Punkt habe ich keine andere Wahl, als das Schmierentheater weiter durchzuziehen. — Sorry, Kumpel, ich glaube dir sehr wohl. Es ist nur so, dass Penny und ich … ähm, nun, in letzter Zeit lief es nicht so rund bei uns. Kann sein, dass ich etwas Para geschoben hab.
    Er schlägt sich ein paarmal mit der flachen Hand gegen die Stirn und dreht sich angewidert weg. Dann schaut er mich wieder an. — Ja, verdammt, du hast sogar ohne Ende Para geschoben!, schimpft er, das Gesicht voller Verbitterung. In null Komma nichts hat er sich auf ein hohes Ross geschwungen und lässt nun den Moralischen raushängen. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er diese Position wieder aufgibt. — Ein kleiner Rat unter Freunden, Mark: Wenn du es nicht verkraftest, solltest du vielleicht nicht Unmengen von Amphetaminen in dich reinspachteln und die Nächte durchmachen, weist mich der unverschämte Bastard zurecht. Dann schaut er Lucinda an, deren Züge sich derweil gelockert haben, und hat dabei genau den Ausdruck im Gesicht, den es braucht, um sie endgültig zu überzeugen. — Und von anderen Leuten an diesem Tisch erwarte ich jetzt eigentlich eine Entschuldigung für dieses hysterische Theater. Er verschränkt die Arme und dreht sich demonstrativ von ihr weg.
    — Okay, okay … Simon … ich … ähm, es tut mir leid. Aber verstehste doch sicher, wie es auf mich gewirkt hat, oder? Lucinda versucht, ihren Arm um ihn zu legen.
    Er spielt weiter den Beleidigten und erteilt ihr eine Abfuhr. Dann setzt er sich majestätisch auf, als würde er sich an die Gäste des Pubs wenden wollen. Tatsächlich drehen sich ein paar rotgesichtige Schlipsträger um, als er mit reichlich Theatralik seine Anklage vorbringt: — Es gibt da ein kleines Wort, das hier in der Metropole vielleicht nichts mehr bedeuten mag, bei uns im Norden aber sehr wohl noch für etwas steht: Vertrauen. Lucinda will etwas sagen, aber Si hebt die Hand und gebietet ihr zu schweigen. — V – E – R – T – R – A – U – E – N !, buchstabiert er.
    Er spielt noch eine Weile den Unnahbaren, erlaubt ihr dann aber doch irgendwann, ihn zu umarmen. Kurz darauf beginnen die beiden, heftig miteinander zu knutschen. Das ist das Signal für mich, Rückzug zur Bar. Ich denke kurz darüber nach, wie wohl Penelope aussehen mag. Bei jedem anderen Kerl hätte ich gesagt, dass sie eine unglaublich heiße Schnitte sein muss, wenn man dafür riskiert, eine Perle wie Lucinda zu verstimmen. Aber so ist Sick Boy eben – wirklich ein totaler Wichser, wenn es um Girls geht.
    Jetzt ist es aber Zeit für Business: Wir stehen kurz davor, in die Dualität des modernen Angestelltenverhältnisses einzutauchen – ein

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