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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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rechtmäßiger Job auf einer Fähre einerseits und Drogenschmuggel über einen Kontakt von Nicksy andererseits. Ich schaue auf meine Uhr und gebe den anderen das Zeichen zum Aufbruch. Wir kippen unsere Pints runter und gehen rüber in die Liverpool Street Station. Sick Boy genehmigt sich auf dem Bahnsteig einen letzten, langen Abschiedsknutscher mit Lucinda und folgt Nicksy und mir in den Zug Richtung Harwich.
    — Unglaublich!, sagt er und schüttelt dabei den Kopf mit einer eigenartigen Mischung aus Abscheu und Traurigkeit, wobei ihm eine Million Gedanken durch den Schädel zu gehen scheinen. — Trotzdem n hartes Stück Arbeit. Er trommelt mit den Fingern auf dem Tisch. — Gibt’s in diesem Scheißzug wenigstens einen Speisewagen? Ich sag dir was, Nicksy. Ich kann nur hoffen, dass es dein Kontakt draufhat. Ich kann nämlich jederzeit zu Andreas in Finsbury Park gehen und da was klarmachen.
    Sein dauerndes Andreas-Gelaber geht mir echt aufn Sack, aber wenn ich was dagegen sage, wird er mir vorwerfen, dass ich neidisch auf ihn bin. Das kriegt der Arsch echt fertig.
    Nicksy sitzt zusammengekauert am Fenster und antwortet nicht. — Alles in Ordnung?, frag ich ihn und überlege, ob ihm vielleicht von dem Braunen schlecht sein könnte, das wir heute Morgen geraucht haben. Mir jedenfalls sitzt immer noch dieser fiese Geschmack von der Alufolie in Hals und Lunge.
    — Yeah, beginnt er. — Die Sache is die, Mark …
    Die Waggontür fliegt auf. — Schiff ahoi!, ruft ein klapperdürrer Kerl – Ü-30, Hinkebein, schlechte Haut – lautstark ins Abteil. Nicksy stellt ihn uns lustlos als Paul Marriott vor, ein alter Junkie-Kollege von ihm, und Tony, der seit Ewigkeiten als Saisonarbeiter auf den Sealink-Fähren malocht. Marriott humpelt zu uns rüber und lässt sich in den leeren Sitzplatz neben Sick Boy fallen. — Alles klar, Kollegen?, erkundigt er sich mit einer Eins-a-Quäkstimme, die an den Kumpel dieser grünen Zeichentrick-Töle namens Roobarb erinnert: dieses räudige Katzenviech mit dem lila Fell. Nicksy hat uns erklärt, dass Paul der Sündenbock für die richtigen Gangster weiter oben in der Hierarchie ist: das Opferlamm, das in den Knast wandert, wenn es hart auf hart kommt.
    Fairerweise muss man aber sagen, dass sich Marriott keine Illusionen über seinen Status zu machen scheint. Er ist schwer abhängig und deshalb weit weniger auf Sicherheit bedacht, als man das bei jemandem erwarten sollte, der Drogen der Klasse A ins Land schmuggeln will. Das soll jedoch nicht heißen, dass Marriott scharf auf gesiebte Luft ist, und so mustert er uns eingehend. Es ist offensichtlich, dass er eine Meile gegen den Wind riechen kann, ob jemand drückt. Beim Anblick von Nicksys Punkklamotten verzieht er das Gesicht. — Die Stirnlocke da musste aber glattbügeln, bevor du mit Benson redest.
    Nicksy brummt irgendwas von wegen, dass das keine Stirnlocke ist, aber Marriott hört es entweder nicht oder ignoriert es bewusst. Als er Sick Boy anschaut, wirkt er zufrieden mit dessen Look und den zurückgekämmten, in einem Pferdezopf zusammengebundenen Haaren. Der arme Nicksy ist ziemlich verschwitzt und sieht verdammt fertig aus. Er wirkt wie eine Spinne, die verzweifelt versucht, den glatten Rand einer Badewanne hinaufzuklettern.
    — Also, was ist der Deal mit diesem Benson?, fragt Sick Boy in der für ihn typischen arrogant-autoritären Art, mit der er jedes Gespräch an sich reißt.
    Marriott schaut ihn musternd an. Er scheint sofort kapiert zu haben, dass Sick Boy entweder ein unverzichtbarer Aktivposten oder aber ein Kuckuck in seinem Nest sein wird. Dazwischen gibt es nichts. — Benson ist der Typ, den ihr in den Vorstellungsgesprächen überzeugen müsst, um den Job zu kriegen. Denkt dran: Er will billige Saisonarbeiter, erklärt Marriott in seinem affektierten Skagjammerton. — Sein Motto lautet »bereitwilliges Engagement«. Das ist es, was er beim Frischfleisch sucht.
    — Tun wir das nicht alle?, grinst Sick Boy.
    Marriott ignoriert Sis Bemerkung und fährt mit seiner Erklärung fort. — Die Fähren waren über Jahre hinweg fest in der Hand der Gewerkschaften, aber dann kam Maggies Truppe und hat sie nach dieser lächerlichen Privatisierung und der Loslösung von British Rail mit neuen Verträgen übern Tisch gezogen. Spart euch also den Bullshit von wegen Arbeiterrechte und Gewerkschaftsmitgliedschaft. Auch Ansagen wie »Das ist nicht mein Job« könnt ihr stecken lassen. Das zieht nämlich überhaupt nicht. Was

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