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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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dieser Situation gefangen.
    — Damit verschwenden wir nur unsere Zeit, deine Zeit und auch meine Zeit, sagt Sick Boy mit steifen Zügen und schroffer Förmlichkeit zu ihr. Dann wendet er sich zu mir. — Hol uns bitte was zu trinken, Rents.
    Ich bin erleichtert, dass ich mich zu Nicksy an die Bar gesellen kann, und hab es auch nicht sonderlich eilig, die Drinks zu bestellen. Nicksy sieht extrem beschissen aus. Er wirkt, als würde das Gewicht von fünf der versifftesten Londoner Viertel auf seinen schmalen Schultern lasten. Mit seinem knallbunten Cartoon-Irokesenhaarschnitt sieht er aus wie diese Clowns auf den Postkarten, die es am Piccadilly Circus zu kaufen gibt. Sein Anblick erinnert mich daran, was Les Dawson mal gesagt hat: »Punks … mit ihren blauen Haaren und den Sicherheitsnadeln sehen diese Typen aus wie meine Schwiegermutter!« Nicksy meint aber, dass die Touris im West End immer noch Schlange stehen, um sich mit ihm fotografieren zu lassen. Ein paar Bier, n bisschen Kleingeld und ab und an sogar ein Gratisfick würden dabei allemal rausspringen.
    Trotz all seiner Gaunereien ist er ständig pleite. London ist eben ein ziemlich teures Pflaster – eine unerreichbare Illusion, wenn du nicht richtig viel Kohle hast. In Dalston, Stokie, Tottenham oder im East End zu wohnen ist ungefähr genauso toll wie eine Bude in Middlesbrough oder Nottingham. Alle sind im Postleitzahlen-Gefängnis gefangen, und das Leben im West End wird für die meisten Londoner auf ewig ein Traum bleiben. In den Pubs bei unserer Wohnung gibt es außer uns eigentlich keinen, der mal im West End was trinken geht.
    Ich bestell ihm ein Pint Lager, von dem er lustlos die Krone abschlürft. Er starrt auf den Fernseher über der Bar, ohne mich auch nur einmal anzusehen. Die Geschichte mit dieser Marsha hat ihn echt gebrochen. Hab noch nie gesehen, dass ein Typ so down is, nachdem er abserviert wurde. Sie muss echt was ganz Besonderes sein. Nicksy blickt zu Si und dieser Lucinda-Perle rüber. — Der Typ is voll der Wichser mit Weibern, oder? Jetzt hat er echt ne Sloaney-Tussi an der Angel!
    Selbst in den marginalisiertesten Bereichen hat London doch eine Sache zu bieten: Für ambitionierte Räuber und Jäger wie Sick Boy gibt es in dieser Metropole immer Chancen und Möglichkeiten. — Erzähl mir was Neues, Mann, stimme ich zu. Dann schau ich mir noch mal Nicksys Aufzug an, der für unsere Zwecke einfach eine Nummer zu viel des Guten ist. — Musstest du wirklich so aufdrehen bei deinem Look? Ich meine, wir gehen zu einem Vorstellungsgespräch!
    — Die Leute müssen mich so nehmen, wie ich bin, oder?, antwortet er schulterzuckend, während Sick Boy mich zu seinem Tisch rüberwinkt. Ich bringe ihm sein Pint und einen Gin für Lucinda. Er schaut mich an und ist offenbar gerade dabei, meinen Auftritt vorzubereiten. — Wenn ich so sagen darf, Lucinda, bin ich ziemlich enttäuscht. Ich hab dir die reine Wahrheit erzählt, aber offensichtlich glaubst du nich ein Wort von dem, was ich sage. Aber schön, wenn das die Vertrauensbasis ist, auf der unsere Beziehung beruht, dann sehe ich wirklich keinen großen Sinn mehr in der ganzen Sache.
    Lucinda setzt sich kerzengerade auf und starrt ihn an. Ihre Augen sind rot. — Du vergisst eine Sache, Simon. Ich habe dich mit ihr gesehen. Verstehst du das nicht? Ich hab euch beide im Bett gesehen, mit meinen eigenen Augen!
    Sick Boy atmet schwer aus und meint dann: — Das hab ich dir schon tausendmal erklärt. Das Mädchen war Marks Freundin, Penelope . Er schaut mich an.
    Auch Lucinda richtet ihre Augen auf mich, und ich kann regelrecht sehen, was sie denkt: Dieser klapperdürre, rothaarige Sozialbauassi aus dem Dudelsackland ist einfach kein Typ, der Mädchen namens Penelope flachlegt. Ein Gewicht fällt auf mich herab, und ich habe kurzzeitig den Verdacht, dass es mein Gewissen sein könnte. Dann zieht mich Sick Boys Täuschungsmanöver aber in den Bann und vertreibt die Bedenken. — Ich war knüppeldicht, erklärt Si mit großen Augen. — Und da bin ich in dieses Bett gestiegen, ohne zu wissen, dass sie schon drinlag. Ich hatte keine Ahnung, bis du reinkamst und angefangen hast, herumzuschreien.
    — Ach, komm schon! Wie kannst du das nicht gewusst haben?!
    Sick Boy schüttelt langsam den Kopf. — Mark hat meine Schilderung bereits als das akzeptiert, was sie ist: die reine Wahrheit. Er kennt mich, und er vertraut mir. Er weiß ganz genau, dass ich nie im Leben so etwas mit seiner Freundin anstellen

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