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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Tanten hält sich erschrocken die Hand vor den Mund, als sie die Flammen sieht, die sich sofort ausbreiten und Sick Boys Haare mit einem knisternden Geräusch ankokeln. Auch die Blondine, mit der er gerade rumknutscht, stößt ihn weg und fängt an zu schreien.
    — Was zum Teufel …?!, brüllt Sick Boy und schlägt sich mit fieberhaftem Eifer auf den Kopf, während angeschmorte Teile seines Huts und seiner Haarpracht durch den Waggon schweben.
    — Fi-uh … deh-reh-reh … I’ll take you to burn …, singe ich den zur Situation passenden Song von Arthur Brown.
    — WAS ZUM HENKER SOLL DER SCHEISS? DU VERFICKTER PSYCHOPATH! DU BLÖDE SAU! FUCK! Er holt aus und landet einen Volltreffer in meinen Eiern. — DAS WAR SCHEISSGEFÄHR LICH, DU BEKLOPPTER WICHSER !
    Ich knicke zusammen wie ein Klappmesser, lache aber weiter durch den peinigenden Schmerz hindurch. — Bastard … Crazy World Of Arthur Broo-ooh-oohn …, protestiere ich.
    — Du bezahlst mir nen neuen Haarschnitt, so viel steht schon mal fest, du dummer Penner …, brummt Sick Boy und sieht sich dabei sein Spiegelbild im Fenster an. Bald darauf ist er aber wieder mit der Lady zugange und winkt mit der Hand verächtlich in meine Richtung. — Bleib mir bloß vom Leib, du verdammtes Kleinkind.
    — Zum Verzweifeln, murmelt Marriott. Dann reißt eines der Shenfield-Mädchen mit wirrem Blick in ihren untertassengroßen Augen den Mund auf: — I EHM THE GOD ORF ’ELL FI-AH AND I BRING YOU …
    Nicksy und ich stimmen lauthals ein: — FI-UH … DEH-REH-REH , I’ll take you to burn …
    Sick Boy starrt mich immer noch wütend an, konzentriert sich aber bald schon wieder voll und ganz auf die Blondine. Ich beginne mit der kleinen Sängerin zu quatschen. Sie ist verdammt besoffen, aber saucool. — Wie kommt’s, dass die so viel Spaß haben und wir zuschauen müssen?
    — Das sind doch Amateure, mein ich zu ihr. — Ich lutsch dir die Haut von den Lippen!
    — Worauf wartest du dann noch, Mann?!
    Ich lass mich nicht lange bitten. Scheiß auf aufgeplatzte Lippen und verrotzte Nase – ruckzuck steck ich ihr meine Zunge in den Hals. Aus dem Augenwinkel krieg ich mit, dass mir Sick Boy wie immer einen Schritt voraus ist und die blonde Perle in Richtung Klo schiebt. Als ich und die Sängerin kurz Pause machen, um Luft zu holen, höre ich, wie sich Marriott aufregt, weil ihm niemand zuhört. Nicksy erklärt ihm, dass wir noch unendlich viel Zeit haben, um die Details zu besprechen. Der Wichser weiß das natürlich, will sich aber trotzdem irgendwie wichtigmachen. Wir stimmen ein weiteres Mal den Refrain von »Fire« an, nur um dann über den genauen Wortlaut der Strophen zu diskutieren, während wir den Inhalt unserer Dosen runterstürzen. Mit den Shenfield-Ladys im Schlepptau geht’s weiter Richtung West End. Für uns hat Weihnachten gerade erst begonnen … und zwar so richtig!

Hogmanay
    I ch schaue von den pissgelben Seiten meines Paperback-Romans auf und blicke aus dem Busfenster zum schimmernden Halbmond hinter den Straßenmasten, die in regelmäßigen Abständen saubere Schatten auf den Asphalt des Seitenstreifens werfen. Verdammter Dezember: kalt genug, dass dir die Pisse in der Harnröhre gefriert! Zum Glück hat der Busfahrer die Heizung angeschmissen. Die Scheibe, an der mein Kopf gelehnt hat, ist bereits ganz feucht von Schweiß und Kondenswasser.
    Nicksy und ich ignorieren uns gegenseitig. Wir hocken unter dem lauen Licht unserer Überkopflampen und lauschen den Furz-, Rülps- und Schnarchgeräuschen der Alkis und Assis, die aus dem Halbdunkel des verkeimten Busses zu uns vordringen und an die Laute wilder Tiere in einem stockfinsteren Wald erinnern. Das Schweigen zwischen uns geht in Ordnung. Wir kennen uns lange genug, um die Leere nicht mit Wörtern füllen zu müssen, nur damit da etwas ist. Wir brauchen beide unseren Raum. Ganz besonders dann, wenn wir ein bisschen scheiße drauf sind.
    Sick Boy war ziemlich erpicht darauf, dass ich Nicksy mit hoch nach Leith nehme. Meinte, er würde die ganze Zeit nur davon labern, Matty wiederzusehen, und dass es das Mindeste ist, was wir für ihn tun können, nachdem er uns so gastfreundlich in seiner Bude aufgenommen hat. Si selbst wollte allerdings in London bleiben und zu Neujahr mit Andreas und Lucinda auf ein paar Partys gehen, da er keinen Bock auf das hysterische Psychodrama in Edinburgh hat. Er sagte mir, dass er immer noch beleidigt ist wegen Begbies Verleumdungen und irgendeine Art Entschuldigung von

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