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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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gewohnt, die Oktaven auf dem Fretless zu halten.
    Spuds Glupscher sind rot und stehen vollkommen unter Wasser. — Franco, Mann … das war ja … fantastisch, Mann!, sagt er, worauf alle Augen auf den Sänger gerichtet sind.
    — Aye, meint Begbie, aber es ist offensichtlich, dass Spuds lobender Kommentar ihn tierisch annervt. — Rod Stewart am Neujahrsabend is einfach unschlagbar, fügt er hinzu und füllt Spuds Glas mit Whisky, um die Aufmerksamkeit von sich zu lenken.
    Der arme Spud ist zu besoffen, um mitzukriegen, wie angepisst Begbie mittlerweile ist, und labert einfach weiter: — Ja klar, aber trotzdem, Mann, das war wirklich genial, verstehste?! Also wenn ich so singen könnte wie du, Franco …
    — Halt die Fresse, sagt Begbie mit einem drohenden Ton in der Stimme. Nicksy schaut mich eingeschüchtert an und zieht dabei eine Augenbraue hoch.
    — Aber ich mein ja bloß …, versucht Spud ihn zu besänftigen.
    — Und ich sag dir, dass du deine verdammte Fresse halten sollst, kapisch?!
    Spud schweigt, ebenso der Rest der Versammlung. Allen ist mit einem Mal klar, dass gerade ein klitzekleines, aber wunderschönes Fragment von Begbies Seele offenbart wurde, das Franco aber trotz des Egoboosts und des einstimmigen Lobes als potenzielle Schwäche ansieht, die ihm eines Tages auf die Füße fallen könnte.
    — Is doch nur n bisschen Scheißgesinge.
    Nicksy verstaut Mattys Akustikklampfe in der dazugehörigen Reißverschlusstasche, und ich verkünde nach einem Blick auf die Uhr betont überrascht: — Wow, so spät schon?! Wir sollten uns lieber auf den Weg machen, wenn wir vor dem Glockenschlag auf Sullys Party ankommen wollen!
    Alle sind erleichtert über den Ortswechsel. Wir gehen raus auf die Straße, wo uns eine kalte, stille Nachtluft erwartet. Die Stadt ist von einer Eisschicht überzogen und sieht mit ihren gefrorenen Bäumen und Hauswänden und den hohen Schneebergen aus wie einer dieser kitschigen Briefbeschwerer. Alle Welt stampft den Walk hoch Richtung Stadt und Tron Kirk, um das Spektakel der Mitternachtsglocken mitzuerleben. Wir hingegen schlittern auf der vereisten Promenade runter nach Leith. Kelly und Alison haben sich bei mir eingehakt, um nicht auf dem spiegelglatten Gehweg auszurutschen und hinzufallen. Auch wenn es praktische Gründe haben mag, so fühlt sich die Nähe der Damen doch verdammt gut an. Kelly dreht ihren Kopf wie ein Lemure zu mir und schaut mich kurz im Profil an, bevor sie sich an Ali wendet. Ich fühle das Pulsieren der Narbe, die ihr Lächeln in meinem Inneren hinterlassen hat. — Tut mir echt leid wegen deiner Ma, flüstere ich Ali ins Ohr. — Sorry auch, dass ich nicht zur Beerdigung gekommen bin. Hab’s zu spät erfahren.
    — Ist okay. Ehrlich gesagt, war es sogar eine Erleichterung, weil sie zum Schluss so sehr gelitten hat. Ich weiß, dass es sich schrecklich anhören muss, aber am Ende habe ich es mir sogar gewünscht. Ich wollte, dass sie loslässt.
    — Ja, verstehe. Tut mir trotzdem leid, dass du sie verloren hast und all das durchmachen musstest.
    — Ist er nicht süß, unser Mark?, meint Kelly. Als sie mich dabei anschaut, spüre ich erneut ein aufregendes Zwicken in meiner Magengegend. Dann sieht sie zu Ali rüber.
    — Er hat seine Momente, meint Ali bissig und kneift mir dabei in den Arm. Ein strahlendes Lächeln macht sich auf Kellys Gesicht breit, und für einen Augenblick denke ich fast, dass sie auf meine Ginger-Rute scharf sein könnte. Aber es ist eine absurde Idee: Sie ist mit diesem Kerl zusammen – Des Feeney, ein Verwandter von Spud.
    Träum weiter, Rents Boy.
    Die Girls sehen engelsgleich und unglaublich schön aus, während sie links und rechts neben mir laufen und über mich hinweg reden. Das orangefarbene Licht der Sodiumlampen lässt ihre Augen funkeln: Kellys sind schelmisch, Alis eher traurig. Mein Status als Begleiter dieser anmutigen Wesen in Kombination mit dem warmen Glühen des Whiskys in meiner Brust sorgt in meinem Innersten für ein abgerissenes Gefühl würdevoller Erhabenheit.
    Als ich mich umschaue, sehe ich Nicksy, der sich mit Spud und Tommy hervorragend zu amüsieren scheint. Franco, June und Keezbo laufen vor uns. — Der Kerl ist echt durchgeknallt, und das ist noch milde ausgedrückt, flüstert Ali und nickt dabei in Begbies Richtung. — Danny wollte ihn doch bloß loben!
    Ich will erst was sagen, entscheide mich dann aber doch dagegen, da Begbie abrupt stehen bleibt und June ziemlich ruppig in einen Hauseingang

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