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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Benson will, ist Flexibilität. Er will, dass ihr mit einem Lächeln in der Visage sagt, ihr würdet jeden Job machen – egal ob Küche, Kabinen oder Autodeck. Ihr müsst euch quasi drum reißen, Kotzelachen aufwischen und verstopfte Scheißhäuser reinigen zu dürfen. Genauso verhält es sich mit Doppelschichten, wenn er es von euch verlangt. Kurz gesagt, ihr müsst die ganze Zeit über freundlich lächelnd nach seiner Pfeife tanzen.
    Das passt mir ganz gut in Kram: Die Rolle des unterwürfigen Lohnsklaven hab ich nämlich drauf, wenn am Ende was für mich dabei rausspringt.
    — Was ist mit dem Dope?, fragt Sick Boy nach.
    — Erst mal müsst ihr die Jobs kriegen. Den Rest regeln wir später, erwidert er trocken und verschießt einen anklagenden Blick in Richtung Nicksy, der sich mit Jammervisage wieder zum Fenster dreht.
    Der Zug fährt in die Harwich International Station am Parkeston Quay ein. Wir steigen aus und marschieren vom Bahnsteig aus direkt in ein Labyrinth aus Fertigbau-Bürogebäuden. Zusammen mit einer Handvoll nervöser Mitbewerber werden wir in einen sterilen Raum verfrachtet. Obwohl ich gerade runterkomme und mich allmählich so richtig scheiße fühle, schau ich mir die anderen Kandidaten an. Insgesamt sind wir vielleicht ein gutes Dutzend. Bis auf ein süßes Mädchen mit verrücktem Haarschnitt sehen alle so aus, wie ich mich fühle: wie der letzte Dreck. Man reicht uns Formulare, die wir ausfüllen müssen. Anschließend folgt das Einzelgespräch mit Benson. Er wirkt recht feindselig auf mich und scheint ein ziemlicher Aggro-Typ zu sein. Ihm zur Seite steht eine dicke Personaltante mittleren Alters.
    Ich hab das Gefühl, ziemlich chancenlos zu sein, also beantworte ich ihre Bullshit-Fragen relativ lustlos. Dann sagt Benson aber: — Nun gut, da du etwas Erfahrung als Imbisskoch hast, wirst du in der Küche anfangen. Küchengehilfe fürs Erste, und dann schauen wir mal, wie du dich entwickelst.
    Ich bin absolut baff! Da draußen rennen sechs Millionen Arbeitslose rum, und ausgerechnet mir geben sie einen Job mit implizitem Aufstiegsversprechen?! Für einen kurzen Moment fühle ich mich richtig gut … bis ich rauskomme und schnalle, dass jeder einzelne Spinner angeheuert wurde, der seinen verkeimten Arsch zu diesem Vorstellungsgespräch geschleppt hat. Sieht so aus, als hätte man diese Show nur veranstaltet, um die Vollpfosten auszusortieren, die in der letzten Saison gefeuert wurden und nun so dreist sind, sich unter falschem Namen erneut zu bewerben. Mir ist unbegreiflich, wie es Marriott immer wieder schafft, durchs Netz zu schlüpfen. Logisch, dass ich mich frage, was für ein abgefuckter Job das wohl sein muss, bei dem Leute angeheuert werden, die selbst im Vergleich zu mir einen absolut unterirdischen Eindruck machen. Nicht dass ich hier ne große Klappe riskieren will oder so, aber einige von diesen Vogelscheuchen sehen echt so aus, als wären sie nicht mal in der Lage, das Bewerbungsformular ohne fremde Hilfe auszufüllen.
    Wir werden gebeten zu warten, bis alle Einzelgespräche durch sind. Es dauert zwar nur eine halbe Stunde, aber mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Irgendwann kann ich mich kaum noch halten und würde am liebsten Löcher in die beschissenen Rigips-Wände reißen. Schließlich kommt Benson rein, um uns den weiteren Ablauf zu erklären. Er scannt uns noch mal alle sorgsam mit seinem bohrenden Blick und wartet darauf, dass jemand Schwäche zeigt. Es scheint, als würde er die Rolodex-Rollkartei in seinem Oberstübchen umpflügen: Alles verdammte Junkies, Dealer, Partytunten … Junkies, Dealer, Partytunten … Nicksy und ich versuchen, einen möglichst seriösen Eindruck zu machen, und, ehrlich gesagt, glaub ich sogar, dass wir das Niveau hier gewaltig anheben. In dieser Ansammlung fickgeiler Partyboys, deren Toilettenbesuche den Kahn im Handumdrehen in einen Seuchenherd verwandeln werden, könnten wir glatt als das treue, verantwortungsvolle Schwulenpärchen durchgehen.
    Uns war schon vorher klar gewesen, dass man selbst an diesem Ort keine Junkies dulden würde – Persona non fucking grata sozusagen. Armer Nicksy: Ich weiß nur zu gut, wie er sich fühlt, und würde am liebsten selbst losstiefeln, um mir Stoff zu besorgen. Die Böcke aufn Hit nehmen gerade unerträgliche Dimensionen an.
    Durch das Fenster hinter Benson kann ich die Freedom Of Choice im Kai liegen sehen. Es ist ein RoRo-Schiff – Roll-on, Roll-off, wie man uns erklärt –, bei dem die Güter auf

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