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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Hundewelpe aus meinem runtergerissenen Mantel hervor! Ich mache, dass ich wegkomme, und gehe wieder zum Kanal.
    Was soll ich nur machen? Was zum Henker hat sie sich dabei gedacht? Es war doch schon viel zu spät! Das ist gegen das Gesetz, ganz bestimmt …
    Ich laufe weiter am Flussufer entlang, unter den Brücken hindurch. Es wird langsam dunkel, und der Welpe fängt an zu heulen. Sein lang gezogenes Jaulen wird von Mal zu Mal lauter. Ich verlasse meinen Weg am Kanal und gehe in einen Supermarkt, um Hundefutter zu kaufen. Nach einer Weile hab ich den Kreis geschlossen und bin wieder am Beatrice Webb House angekommen, wo ich in den Aufzug steige. Oben in der Wohnung setze ich den Kleinen auf den Boden und gehe in die Küche, um ihm etwas Futter auf einen Teller zu löffeln.
    — Ist dein Scheck immer noch nich gekommen, Nicksy? Ich frag nur, weil ich echt n Vorschuss brauch, Kumpel …, meint Renton und sieht dann den Hund, der am Boden herumschnüffelt. — Schaut euch das an, Leute! Wir haben einen Hund. Geilo!, ruft er. Unter seinen Augen zeichnen sich verdammt große Ringe ab. Dann sagt er zu mir: — Du stinkst bestialisch, Nicksy.
    — Wow, und wie!, klinkt sich Sick Boy ein.
    Das lässt sich nur schwer bestreiten. Der Hund leckt Rentons Hand ab, und die beiden spielen halbherzig mit dem Welpen. — Wir sollten ihn Giro nennen, nach den Giroschecks vom Amt …, schlägt Renton vor. Während ich etwas Futter für den Kleinen in eine Suppenschüssel klatsche, rauchen die beiden noch eine Ladung Skag.
    — Ich mag die Pfeife, sagt Rents. — Hab beschissene Venen. Deshalb kann ich auch kein Blut spenden. Dauert echt Jahre, in meinen Armen ne brauchbare Leitung zu finden.
    — Totale Dope-Verschwendung. So verpufft doch das meiste von dem Zeug in der Luft, argumentiert Sick Boy. — Aber mir is das eh egal. Ich kann von heute auf morgen die Finger davon lassen. Ich feiere nur noch ein bisschen, weil Montag unser erster Arbeitstag is.
    — Kriegt ihr Wichser denn überhaupt nichts auf die Reihe?
    — Nu mach ma halblang! Sick Boy zeigt in die Küche. — Schau mal da! Die Bierflaschen, die da monatelang rumstanden, sind alle weg. Er hämmert sich mit dem Daumen gegen die stolzgeschwellte Brust. — Dreimal darfste raten, wer die in den Müllschlucker geschmissen hat!
    — Was hast du getan?!
    Der Arsch hätte mich verdammt noch mal killen können!
    Ich stehe da, die Hände zu Fäusten geballt, und bin kurz vorm Ausrasten, aber die beiden bemerken es noch nicht mal. Es hat keinen Sinn. Ich ziehe den Mantel aus und nehme einen Zug von der Folienpfeife. Tief atme ich in Lunge und Kopf ein, und mit einem Mal ist alles besser. Da stört es mich noch nicht mal, dass Sick Boy, der Wichser, schon wieder am Telefon hängt und meine Kohle mit Ferngesprächen ins Dudelsackland verprasst. — Natürlich esse ich genug, Mama. Ich esse für zwei. Nein, es ist niemand schwanger. Keine Bambinos. Er legt die Hand über die Sprechmuschel. — Bei den Eiern des Heiligen Vaters! Italienische Mütter sind echt anstrengend.
    Ich schnappe mir meinen Mantel und gehe in mein Zimmer. Dort setze ich mich hin, lege den Schädel auf meinen Händen ab und versuche nachzudenken. Bei dem Radau, den die beiden veranstalten, ist es aber unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie haben Musik angemacht – ein Album von den Pogues. Ich geh rüber und bitte sie, die Mucke leiser zu drehen.
    — Aber Nicksy, Mann, das is Red Roses For Me! Hab ich wegen diesem Song »Sea Shanty« aufgelegt. Schließlich sind wir demnächst Seemänner, meint Mark und schaut sich dabei zum tausendsten Mal meine Northern-Soul-Singles an. — Die sind echt geilo, Alter.
    Ich lächele vor mich hin, als er mir erneut die Pfeife reicht. Dieses Mal will ich mir einen richtigen Hit gönnen. Erst fülle ich meine Lungen, dann meinen Kopf mit dem Scheiß. Ich lehne mich im Stuhl zurück und genieße dieses Gefühl: meine Glieder schwer wie Blei, mein Kopf wunderbar leicht.
    — Ich geb n Scheiß drauf. Was soll das alles überhaupt?! Musik … absolute Zeitverschwendung! Gaukelt einem nur vor, die Welt wär gar nich so scheiße, wie sie in Wirklichkeit is. Aspirin gegen Leukämie, verstehste?!, sag ich zu ihm.
    — Trotzdem geilo, meint er, und mir ist klar, dass er nicht zugehört hat. Nicht dass es mich interessieren würde oder so. Hier hört sowieso keiner dem andern zu. Und was das mit diesem »geilo« soll, kapiere ich sowieso nicht. Warum sagen die Dudelsäcke im

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