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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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zögerlich, setzte sich dann aber in einiger Entfernung neben sie auf die Bank. — Gutes Buch, aye?
    Alison war zu sehr in Gedanken versunken, um sofort aufstehen und davongehen zu können. Sie blickte auf. Er war viel jünger als sie. Er hatte ein freches Gesicht, in dem unter einem langen Pony ein paar helle Augen neugierig funkelten. — Geht so.
    — Du bist Calums große Schwester, oder?
    — Ja. Du kennst meinen Bruder?
    — Aye, meinte er knapp. — Tut mir leid, was mit deiner Ma passiert is.
    — Danke.
    — Das is echt scheiße. Meine Ma is vor zwei Jahren gestorben. Ich wohn jetzt bei meiner Tante.
    — Tut mir leid für dich … hast recht. Das ist echt scheiße. Fast hätte sie »und das ist noch milde ausgedrückt« hinzugefügt, ließ es aber sein, weil Kelly kürzlich halb im Spaß, halb im Ernst gemeint hatte, dass sie diese Wendung andauernd benutzte.
    Der Junge merkte, dass sie auf seinen Kaugummi schaute, also bot er ihr einen Streifen an, den sie auch annahm. Da Alison sich irgendwie revanchieren wollte, hielt sie ihm eine Zigarette hin.
    — Wollte eigentlich ins Easter Road, hatte dann aber irgendwie keinen Bock mehr drauf. Hab gedacht, dass ich lieber ne Runde spazieren gehe, erklärte der Junge, als er sich zu ihr lehnte, um sich die Zigarette an dem Feuerzeug in ihrer Hand anzuzünden. — Wie heißt du?
    — Alison.
    Er streckte seine Hand aus. Alison nahm und schüttelte sie. — Bobby, sagte er nickend und stand auf. Mit einer eigenartigen Geste blies er den Rauch aus. — Du bist n tolles Mädchen, Alison, sagte er irgendwie reumütig. — Wünschte, ich hätt so ne Schwester wie dich. Er winkte kurz mit der Hand, drehte sich um und machte sich auf den Weg. Dabei hielt er die Zigarette so komisch zwischen den Fingern, dass es den Eindruck machte, er wäre gar kein Raucher. Sie sah ihm nach und fragte sich, wie es sein konnte, dass sie die kurze Begegnung mit diesem süßen Burschen derart aufgelöst – und mit einem in tausend Stücke zerbrochenen Herzen – zurückließ.
    Es war kalt geworden, so nah am Wasser. Alison saß trotzdem noch eine ganze Weile auf der Bank. Irgendwann wurden die Schnapsnasen und Perverslinge allerdings zu aufdringlich mit ihrer Bettelei nach Kleingeld und Sex. Als dann ein alter, gebrechlicher Mann mit einem Rollator an ihr vorbeischlich und sie düster fragte: — Wem seine Muschi muss ich lecken, damit ich einen geblasen bekomme?, wusste sie, dass es an der Zeit war zu gehen.
    Als sie von der Constitution Street runter auf den Foot of the Walk kam, sah sie Frank unter der Statue von Queen Victoria. Ganz still und in sich gekehrt saß er da. Es schien, als würde er nur darauf warten, dass die Pubs schlossen, um den erstbesten Maulhelden zu Brei zu prügeln, der nicht bei drei Reißaus nahm. — Frank. Wie geht’s dir?
    Er schaute auf, als sie sich neben ihn auf die Bank setzte. Seine Augen wurden schmaler, und er versuchte, sie zu fixieren. Sie konnte den Alkohol an ihm riechen, aber seine Bewegungen schienen koordiniert, seine Gedanken klar. Routiniert klammerte er sich an einer Art automatisierter Nüchternheit fest, die er mit seinem bloßen Willen erzwang. Er brauchte trotzdem ein paar Sekunden, um antworten zu können. — Geht okay. Sorry wegen deiner Ma und so.
    — Dank dir. Alison streckte ihre Beine aus und starrte auf den Fellabsatz am oberen Ende ihrer Stiefel. Dann schaute sie den Walk hinauf. Ein voller Mond warf sein schimmerndes Licht herab. Er hatte genügend Kraft, um verschiedene Schichten in dem dichten, rauchigen Himmel zu eröffnen und eigenartige Schatten auf dem Asphalt zu produzieren. Über ihnen wachte Queen Victoria, die den beiden einen Teil des Lichts der Straßenlaterne raubte. — Wo bist du gewesen?
    — Im Docker’s Club. Ein paar von den Jungs sind immer noch drin. Frank Begbie warf einen kurzen Blick Richtung Constitution Street. — Bin bloß raus, weil mir einige Wichser da gewaltig auf den Sack gegangen sind. Nach dem Match sind wir hier runter und irgendwie in der Bar versackt. Ich wollt eigentlich in die Stadt, aber die andern kriegen ihre Ärsche nicht hoch. Mimen die großen Pseudo-Gangster und tun so, als wär ne feine Boxerei mit ein paar abgewichsten Maulhelden unter ihrem beschissenen Niveau. Ganz besonders dieser Nelly mit seinem verfickten Davie-Power-hier-und-Davie-Power-da-Kack!
    Alison konnte sie vor ihrem geistigen Auge sehen: wie sie im Club um einen Tisch herum hockten, mit ihren affektierten

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