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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Unterhose mit an Bord schmuggeln.
    Nicksy schleppt eine große Reisetasche aus Kunstleder mit sich an Bord und hat es ebenso eilig wie Sick Boy, die Zollbehörde zu passieren. Er unterhält sich mit Marriott und kann seinen Blick nicht von dem Speichelfaden abwenden, der dem älteren Mann aus dem Mund hängt und langsam an dessen Kinn hinunterläuft. Gelähmt von seinem privaten Dilemma, denkt er nach: Er hat das Gefühl, sterben zu müssen, wenn er diese Situation auch nur eine Sekunde länger ertragen muss, und weiß doch, dass er keine Wahl hat. Sollte er nämlich hinschmeißen, wird er in dieser Stadt nie wieder Arbeit finden, egal, wie schäbig und heruntergekommen sie auch sein mag.
    Renton ist mit zwei Plastiktüten unter den Armen unterwegs und in diesem Fall der Einzige, der von den Beamten angehalten und durchsucht wird. Auf seinem Gesicht liegt ein dämlich-nervöses Grinsen, als die grimmig dreinblickenden Leute vom Zoll seine Tüten ausschütten, um ein paar abgetragene T-Shirts und Unterwäsche zu durchsuchen. Während der Prozedur brennt ihm sein persönlicher Dope-Vorrat, gut versteckt in seinen Sportschuhen, Löcher in die Sohlen. Glücklicherweise hatte er sich in letzter Sekunde entschieden, das Brillenetui mit dem Besteck zu Hause zu lassen, sodass die Uniformierten nichts bei ihm finden. Dankbar und unbeholfen nickt er den Beamten zu, als diese ihn nach der Kontrolle weiterwinken. Nicksy ist schon vorausgegangen und sieht sich nicht einmal um.
    Nachdem sie den Zoll passiert haben, gelangen sie durch eine Reihe von Glastüren zum Dock, wo ihnen ein scharfer Wind entgegenschlägt. Aufgedunsene, schiefergraue Wolken saugen das Licht aus dem Himmel, während die Gruppe die Gangway zu einem großen weißen Schiff betritt. Es ist die Freedom Of Choice , die vor der Privatisierung noch Arms Across The Sea hieß.
    Von außen wirkt das Schiff imposant, doch das Innere entpuppt sich als unwirtliches Labyrinth verschiedener Decks, Kabinen und Treppengängen aus grün-weiß gestrichenem Stahl. Ein paar widerspenstige Schwingtüren später beginnt die Gruppe über eine albtraumhaft steile Treppe den Abstieg zu ihren Quartieren – immer tiefer hinab in den Rumpf des Schiffes.
    Renton inspiziert die schmale, sargähnliche Koje, die er sich mit Nicksy teilen wird. Er achtet darauf, dass sein Cockney-Freund das untere Lager im Doppelstockbett bezieht, da er das Gefühl nicht loswird, sein Kollege könnte ein Bettnässer sein. Er würde sich nur zu gern eine Runde aufs Ohr hauen, aber daraus wird nichts, weil sie rasch wieder über die mörderischen Treppen hinauf aufs Deck gescheucht werden. Schwitzend, nach Luft japsend und mit brennenden Waden stehen sie da und warten darauf, dass eine sehr wahrscheinlich todsterbenslangweilige Einarbeitung beginnt. Zuerst erhält jeder von ihnen eine recht akzeptabel aussehende blaue Reisetasche mit Sealink-Logo. Darin befinden sich: eine rote Weste und zwei Hemden mit Seidenschlips beziehungsweise zwei Blusen mit Halstuch – je nach Geschlecht der »Servicekraft«. Nach der Privatisierung und dem damit einhergehenden Niedergang des gewerkschaftlichen Einflusses werden alle Arbeiter auf den Fähren als »Servicekraft« statt wie früher als »Schiffsbegleiter« oder »Stewards« bezeichnet. Überflüssig zu erwähnen, dass »Servicekräfte« einen niedrigeren Lohn erhalten.
    Der Vorarbeiter – ein dünner, klein gewachsener Mann um die dreißig mit Brille, gepflegter Pilzkopffrisur und cremefarbenem Hemd – erklärt den zwölf Rekruten, dass sie für die Reinigung der ausgegebenen Arbeitskleidung selbst verantwortlich sind und zu jeder Zeit ein makellos gepflegtes Oberteil tragen müssen. — Das ist von größter Wichtigkeit, lispelt der Mann, dem sie sofort den Spitznamen Mr. Cream verpassen. Dabei funkelt er Sick Boy an, der zusammen mit Renton und Nicksy am Rande der Gruppe steht. — Habe ich mich da klar ausgedrückt?
    — Glasklar!, bellt Sick Boy, sodass sich die ganze Versammlung zu ihm umdreht. — Ein makellos gepflegtes Äußeres ist die Grundlage für einen erstklassigen Service an Bord!
    Auch Mr. Cream starrt Sick Boy an und scheint sich nicht ganz sicher, ob dieser ihn verarschen will oder es ernst meint. Er lässt es ihm durchgehen und beginnt mit dem Rundgang über das Schiff. Renton und Sick Boy entdecken gleichzeitig das Mädchen mit der wilden Mähne in der Gruppe, das ihnen schon beim Vorstellungsgespräch ins Auge gefallen war. — Das einzig

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