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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Bewegungen und ihrem aalglatten Gequatsche. Kein Wunder, dass Tommy davon genug hatte und Simon mit Mark nach London geflüchtet war. Unter dem bernsteinfarbenen Licht der Straßenlampe musste sie plötzlich wieder an Calum denken: Ihr schwante, in welche Richtung sich ihr naiver Bruder möglicherweise entwickeln würde. Sie wollte Franco nach dem Spiel fragen und sich erkundigen, ob es Ärger gegeben hatte, aber er kam ihr zuvor.
    — Hätte dem Wichser fast das Glas in die Fresse gedroschen, knurrte er. — Bin gerade noch rechtzeitig raus, um n bisschen Luft zu schnappen und n klaren Kopf zu kriegen. Aye, is alles anders jetzt. Jeder Penner hier drückt sich dieses beschissene Heroin rein. Rents und Sick Boy lassen sich nich mehr blicken, und auch Spud ist wie vom Erdboden verschluckt. Tommy is heute noch nich ma mehr zum Spiel gekommen.
    Während Franco seine Kummerliste abarbeitete, schien die Luft dichter zu werden und an Masse zu gewinnen. Ein Blick auf das Barometer hätte sicher ergeben, dass gleich ein Unwetter losbrechen würde. Alison schauderte innerlich.
    — London is schuld, dass Rents und Sick Boy solche Ärsche geworden sind. Diese Wichser da unten ham sie verdorben, erklärte Begbie. — War alles bestens, bevor sie da runter sind. Keine Allüren, kein Gehabe, kein gar nix, aber jetzt … London hat ihnen echt die Köpfe verdreht. Dabei sag ich gar nichts gegen diesen kleinen Arsch, den sie Neujahr mit hochgebracht ham. Der war echt in Ordnung. Aber trotzdem: London is schuld.
    Begbie faselte ausgemachten Unsinn, aber Alison hatte keine Lust, mit ihm zu diskutieren. Diese durchgeknallten Spinner … wie konnten sie bloß immer weiter diese Tour durchziehen? Woher nahmen sie die Energie, um jeden Tag aufs Neue diesen Zorn und diese Empörung zu befeuern? Hörte das denn niemals auf?
    — Mit Rents und Sick Boy kann man noch richtig lachen. Nelly, Saybo und diese anderen Wichser verstehen meinen Humor nich, sagte Begbie traurig. Dann schaute er sie ernst an. — June hat das Kind verloren.
    — O nein … das tut mir so leid, Franco. Die arme June … ich wusste nicht mal, dass sie … wie lange war sie schon schwanger? Geht es ihr gut?
    — Klar geht’s ihr gut. Franco schaute Alison an, als hätte sie eine ganz und gar abwegige Frage gestellt. — Es is das Kind, dem’s nich gut geht, verstehste?! June is in Ordnung. Er zündete sich eine Zigarette an und kam erst danach darauf, ihr auch eine anzubieten. Sie zögerte einen Moment lang, griff dann aber doch zu und lehnte sich zu ihm hinüber, um den Glimmstängel an seinem Feuerzeug anzuzünden. Franco nahm einen Zug, füllte seine Lungen mit Rauch und lehnte sich zurück. — Alles, was sie zu tun hatte, war, das Kind drinzubehalten … aber noch nich ma das hat sie hinbekommen! Zu nichts nutze, die Alte. Für mich is das Mord, so gut wie Mord, mein ich. Mord durch Alk und Zichten! Das hab ich ihr auch gesagt. Da hat sie zu heulen angefangen und mir dieses rotbraune Zeug in ihrem beschissenen Schlüpper gezeigt. Hab das Ding genommen und ihr in die verschissene Fresse gerieben. Hab ihr gesagt, dass es ihre Schuld war und dass sie ne verschissene Mörderin is!
    Alison war sprachlos. Ungläubig starrte sie ihn an.
    — Aye, letzte Woche erst hab ich sie erwischt, wie sie ne Zigarette gequalmt hat. Gut möglich, dass das Balg genau wegen dem Scheiß vor der Zeit rauskam.
    Alison merkte, wie sie vor lauter Fassungslosigkeit schnaufend ausatmete. — So läuft das nicht, Frank. Das ist eine schreckliche Angelegenheit für eine Frau, und niemand weiß so richtig, was die Gründe dafür sind.
    — O doch, das läuft sehr wohl so! Ich weiß Bescheid! Das passiert wegen den Zichten und wegen dem Alk, klagte er, und seine braungelben Finger, zwischen denen die Zigarette steckte, wiesen den Walk hinauf. Energisch wie ein Hund, der gerade aus dem Wasser kommt, schüttelte er seinen Kopf. — Vielleicht war es auch das Beste, was passieren konnte. Ich mein, überleg mal: Wie gut hätte sie schon als Mutter sein können, wenn sie jetzt schon dauernd so einen Scheiß baut?!
    — Es ist nicht ihre Schuld, Frank. Sie ist bestimmt am Boden zerstört. Du solltest heimgehen und sie trösten.
    — Von dem Scheiß hab ich keine Ahnung, meinte er.
    — Geh einfach zu ihr, Frank. Sie wird sich freuen.
    Einen Moment lang kam es Alison so vor, als würde eine Träne für die verschwommene Reflexion der Straßenlaterne in Francos Auge verantwortlich sein. Wahrscheinlicher

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