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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ein Seemann. Das hab ich im Blut.
    Ich schätze mal, dass Sick Boy jetzt nur allzu gern mit mir tauschen würde. Andererseits bin ich mir sicher, dass er gerade irgendeine Linkerei ausheckt, die meine Schummelei mit den Listen der Vorarbeiter locker in den Schatten stellt.
    Von oben dringt aufgeregtes Stimmengewirr zu mir nach unten, das sich verdammt nach Aggro anhört. Da das gleichbedeutend mit Arbeit für die Servicekräfte ist, steige ich rasch über eine Metalltreppe noch tiefer in den Rumpf der Fähre hinab, um mich möglichst weit von der Action zu entfernen. Als ich auf dem Deck unter mir Unmengen von geparkten Autos und Lastkraftwagen entdecke, ruft vom Treppenabsatz der Etage über mir ein Kerl in Arbeitsoverall zu mir herunter, dass ich hier nichts zu suchen habe. Story of my life! Immer bin ich irgendwo, wo ich besser nicht sein sollte. Auf Planet Erde zum Beispiel. — Aye. Hast ja recht. Bis später, antworte ich, winke ihm zu und gehe weiter meines Weges.
    Über mir ertönt ein metallisch schepperndes Geräusch, das sich wie ein gigantisches Crashbecken anhört. Ich fühle, wie die Motoren unter mir arbeiten, um das Schiff anzutreiben und durch die Nordsee an sein Ziel zu bringen. Als ich hinab zu den Fahrzeugen steige, bin ich verdammt gut drauf, zufrieden und glückselig. Guter Stoff, dieses Braune. Ich setze mich zwischen ein paar Autos auf den Boden, und die Zeit vergeht. Vielleicht vergeht sie aber auch nicht. Wen kümmert’s? Ich fange an, lustlos den Lack einer Bonzenkarre mit einem Schlüssel zu zerkratzen. Plötzlich denke ich aber: Scheiß drauf – der Kampf der Klassen kann warten, die Betäubungsmittel der Klasse A allerdings nicht! Kurz darauf werde ich von den Schritten und dem Geschnatter der Fahrgäste aufgescheucht, die nun ins Parkdeck strömen, um sich in ihre Autos zu setzen. Ich stehe auf, schleppe mich die Metalltreppen hinauf zu den oberen Decks und gehe in die Bar, die vollkommen verwüstet ist. — Hab ich irgendwas Spannendes verpasst?, grinse ich Sick Boy und Nicksy an.
    Mr. Cream ist auch da und erteilt den Servicekräften Anweisungen zum Aufräumen. Eins der Marktweiber wischt gerade eine Spur von dicken Blutstropfen weg. Mr. Cream scheint heftig was auf die Fresse bekommen zu haben. Als er mich sieht, meint er: — Wo waren Sie die ganze Zeit, Mark? Dann tritt er an mich heran, und ich sehe seine zermatschte Nase aus nächster Nähe. — Haben Sie etwa getrunken?
    — Ich habe mich sehr unwohl gefühlt, antworte ich möglichst apathisch und mit müdem Blick in den Augen. — Schätze mal, dass mich ne Erkältung erwischt hat. Musste mich ein bisschen hinlegen und hab jede Menge Hustensaft getrunken. Night Nurse oder wie das Zeug heißt. Eigentlich soll einen das ja nicht so vollkommen ausknocken, allerdings …, erkläre ich und schaue hilfesuchend zu Sick Boy.
    — Wenn man allerdings wie du die Konstitution eines Mädchens hat, haut’s einen trotzdem um, erklärt er lapidar.
    Das reicht, um Mr. Cream die Geschichte zu verkaufen. — Wenn Sie krank sind, hätten Sie mit mir oder einer der anderen Führungskräfte sprechen sollen.
    — Genau das ist ja aber das Problem, erkläre ich. — Ich bin in keiner der beiden Listen erfasst, verstehen Sie? Ich war mir nicht sicher, an wen ich mich wenden sollte, meine ich zu dem Penner und setze meine treudoofe Sozialbauhausen-Visage auf: nach vorn geschobener Unterkiefer und mitleiderregender Blick. Die Unwissenheit strömt mir aus allen Poren – eine bewährte Methode, um Vorgesetzte aller Art verzweifeln zu lassen.
    — Julian!, ruft Mr. Cream seinen Kollegen Mr. Beige heran. Mit der gleichen Gewissheit, mit der Songs Of Praise oder irgendwelche anderen religiösen Sendungen ausgerechnet dann im Fernsehen laufen, wenn du mal wieder einen brutalen Kater hast, können diese beiden Arschgesichter meinen Namen nicht auf ihren beschissenen Listen finden. — Ich sehe schon …, meint Sealinks Cocksuck-König. — Nun gut, dann werden Sie in der Küche anfangen, Mark, und unserem Koch zur Hand gehen, zwitschert er mir mit spitzen Lippen triumphierend zu.
    Aua … der hat gesessen. Voll in die Weichteile …
    Keine guten News, aber darüber zerbreche ich mir später den Kopf. Jetzt haben wir erst mal Freizeit, die ich zu einem Schläfchen nutzen will. Sick Boy allerdings möchte davon nichts hören, da er bereits seine Amsterdam-Party plant. — Wir befinden uns eine halbe Stunde Wegstrecke von der Partyzentrale dieses Planeten

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