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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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gemeldet hat, wird jeder von diesen West-Ham- und ManU-Spinnern eine Körperhöhlenuntersuchung über sich ergehen lassen müssen.
    Zurück in der Kabine, rauche ich etwas von dem Braunen und falle zufrieden in einen entspannten Halbschlaf. Ich glaube zu hören, dass irgendwer an die Tür klopft, aber ich will verflucht sein, wenn ich jetzt aufstehe, um die Tür zu öffnen. Ich weiß, dass Renton mich meidet, um mir keinen Stoff abgeben zu müssen. Wenn ich mir etwas Braunes zum persönlichen Konsum mitgenommen hab, hat er das ganz sicher auch getan.
    Irgendwann bequeme ich mich dazu, aufzustehen, um meinen Kumpel mit dem roten Schwanzhaar ausfindig zu machen. Ich bin etwas überrascht, dass wir schon in Hoek van Holland angelegt haben und die ersten Autos von der Fähre rollen. Die Bar ist vollkommen verwüstet. Ein paar Trottel und eins der Marktweiber schrubben gerade den Fußboden, während Mr. Beige Fotos macht, um den Schaden für die Versicherung zu dokumentieren. Am Kai sehe ich eine Gruppe holländischer Polizisten, die aber keine Anstalten machen, auch nur einen der Krawallbrüder festzunehmen. Der Cockney-Mob zieht mit triumphierenden Gesängen von dannen. We are the bastards in claret and blue! Eine andere Servicekraft, sichtlich geschockt und zweifellos auch vom anderen Ufer, erzählt mir, dass einer der Kerle ins Krankenhaus gebracht wurde, weil ihm jemand die Kehle durchgeschnitten hat. Die Seeluft hat diese Psychos offensichtlich zu wahren Heldentaten inspiriert.
    Arr, min Jung, das Meer nimmt, und das Meer gibt!
    Ich geh hoch ins Büro, wo ich Mr. Cream treffe, der mit einem dicken Verband um seine Nase am Funkgerät steht und entweder mit den Bullen oder dem Hafensicherheitsdienst redet. Er legt das Handteil nieder und schaut mich an, als würde er zu einer Standpauke ansetzen wollen.
    — Wie geht es Ihnen?, komme ich ihm mit gespielter Besorgnis zuvor.
    — Mir geht es gut … danke für Ihre Hilfe, Simon … aber wo haben Sie die ganze Zeit über gesteckt?
    — Ich habe nach Mark gesucht und einige unserer aufgebrachteren Passagiere beruhigt. Eine ältere Frau war sehr schockiert über die brutale Gewalt. Ich dachte, es wäre angebracht, ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten.
    — Ja … gut mitgedacht. Wenn Mr. Benson von dieser Sache erfährt, wird es ganz sicher einen Riesenärger geben. Der Gedanke lässt ihn zusammenzucken. — Wir sehen uns gleich in der Bar.
    — Selbstverständlich, sage ich und hebe meine Hand zu einem zackigen militärischen Gruß. Draußen auf dem mit Scherben übersäten Deck fegt ein Volltrottel mit offenem Mund den Mist zusammen und legt dabei den Elan eines altersschwachen Faultiers auf Nitrazepam an den Tag. Ich will verdammt sein! Auf diesem Kahn springen so viele hoffnungslose Sozialfälle als Arbeitskräfte durch die Gegend, dass jeder halbwegs normale Mensch zu einem unverzichtbaren Aktivposten wird.
    Ich gehe zurück in die zertrümmerte Bar der Fähre. Nicksy, ohne Schlips und mit offener Weste, sitzt bereits an der Theke und nippt an einem Scotch. Der Barmann, der sich als Wesley aus Norwich vorstellt, scheint sich einen Scheiß drum zu kümmern, dass eine Servicekraft während der Schicht säuft. Er ist froh, unversehrt davongekommen zu sein. Obwohl ich nicht vorhabe, ihn zu trinken, bestelle ich mir einen Single Malt und stoße mit Nicksy an. — Sláinte.
    Die kleine Charlene ist nirgendwo zu sehen, und auch Renton, der Arsch, ist verschwunden.
    3. Parkdeck
    Ich genieße das Gefühl, als – wie die Fußballexperten es ausdrücken würden – »Spielmacher ohne feste Position« über die Fähre wandern zu können und nicht wie die anderen Servicekräfte auf eine Rolle festgenagelt zu sein. So mache ich es mir selbst zur Aufgabe, das Schiff zu erkunden und auf meinem Weg mit allen möglichen Leuten zu quasseln, um sicherzustellen, dass alles seinen Gang geht.
    Schopenhauer meinte mal, dass ein Mann nur er selbst sein kann, wenn er allein ist, während Nietzsche die Auffassung vertrat, dass alle wirklich großen Gedanken beim einfachen Gehen entstehen. Und so spaziere ich auf dem Schiff herum – allein. Mir gefällt die Vorstellung, ein passagiernaher Kapitän auf so einem Kahn zu sein: Ein Käpt’n, der auf den Decks umherläuft, nach seinen Matrosen sieht und die eine oder andere Schönheit unter den Fahrgästen zum Dinner an seinen Tisch einlädt, um sie mit draufgängerischen Geschichten des Seefahrerlebens im Hafen von Leith zu unterhalten.
    Ich bin

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