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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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alles so heimlich ablaufen muss. Als würden wir uns für ihre Fickereien interessieren.
    Nicksy kippt ein Bier nach dem anderen weg und labert einen Haufen konfuses Zeug. Die Reihe der leeren Flaschen auf unserem Tisch wird immer länger. Er scheint etwas neben der Spur, quatscht wieder über diese Marsha, dann über seine Eltern. Wie heftig er sich mit ihnen streitet und wie lieb er sie doch hat. Dieser Kerl ist echt einer der coolsten Menschen, die man kennenlernen kann. War allererste Sahne von ihm, mich und Sick Boy in seiner Wohnung aufzunehmen – und das, obwohl er Sick Boy gar nicht kannte. Eines Tages werd ich mich dafür revanchieren.
    Ich merke, dass ich etwas rastlos bin, und beschließe, auch eine Runde um die Häuser zu drehen und Nicksy in Ruhe weitertrinken zu lassen. So spaziere ich ziellos auf den Kopfsteinpflasterstraßen umher, schau mir die Besoffenen an, die die Girls in den Schaufenstern anglotzen, und denke darüber nach, wie abgefahren diese Stadt ist. Ich geh runter zum Kanal und komm an diesen großen Platz namens Leidseplein. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich langsam zurückgehen sollte.
    Ich werd von einem ziemlich breit dreinschauenden Typen angequatscht, dessen Akzent ich nicht so richtig einordnen kann. Er verkauft mir ein bisschen Speed. Ich nehm eine Prise und bin erstaunt über die Qualität des Pulvers. Es haut rein wie Raketentreibstoff. Im Handumdrehen fühle ich mich nicht mehr so fertig und kann auch den Skagrausch mehr genießen. Amsterdam ist echt der Oberhammer! Eines Tages werd ich hier wohnen, so viel steht fest. Der Kerl steckt mir, dass er Serbe ist, und zeigt zu einer engen Einkaufsstraße, über die ich schneller zum Hauptbahnhof komme.
    Obwohl es schon spät und dunkel ist, sind noch alle Läden offen. Großbritannien ist ein verdammter Friedhof im Vergleich zum europäischen Festland. Auf der Einkaufsstraße renne ich Charlene über den Weg, die gerade aus einem Laden für Frauenklamotten kommt. Mein Blick fällt zuerst auf ihre Sealink-Reisetasche, dann auf ihre Haarpracht. — Hallo, du, sage ich, und sie sieht mich ziemlich erschrocken an. — Wo ist Sick Boy?
    — Keine Scheißahnung. Hab ihn nich gesehen. Is doch dein Kumpel, meint sie mit rastlos umhersausenden Pupillen. Scheint, als hätte sie sich auch noch eine Prise Speed gegönnt.
    — Sorry, Mann, ich hab gedacht, ihr beide wart … ähm …
    — Mit dem? Nich dein Ernst, oder?! Er mag sich zwar selbst für einen ganz tollen Hecht halten, aber das bedeutet nicht automatisch, dass das auch alle anderen tun!
    Es ist unbeschreiblich, wie gut mir ihre Worte reinlaufen. Die reinste Musik in meinen Ohren! — Warste shoppen?, frag ich sie.
    — Ja, so in der Art.
    In einer nahe gelegenen Seitenstraße setzen wir uns in ein Café und unterhalten uns. Als sie mich etwas über Nicksy fragt, merke ich, dass ich ihn verloren hab. Sick Boy ebenso. Keine Ahnung, was der schon wieder für eine Nummer abzieht. Ich beschließe, ihr nichts von dem vereinbarten Treffen am Hauptbahnhof zu erzählen. Wir quatschen noch ewig lang und nehmen dann einen späteren Zug. Ich bin ziemlich hinüber, aber trotzdem aufgeputscht vom Speed. Der Zug saust durch die Dunkelheit. Nach dem zu urteilen, was ich auf dem Hinweg gesehen hab, verpassen wir nicht sonderlich viel: Die holländische Landschaft besteht überwiegend aus scheißlangweiligem Flachland.
    Ich verspüre einen nahezu unwiderstehlichen Drang, mit den Fingern durch Charlenes Mähne zu fahren. Tolle Haare bei Mädchen sind was ganz Besonderes. Vielleicht sollte ich eine Ausbildung als Friseur in Angriff nehmen – als Damenfriseur, versteht sich. Sick Boy hat das eine Zeit lang nach seinem Schulabschluss gemacht. Das war sein erstes und auch sein letztes echtes Arbeitsverhältnis gewesen. Sein damaliger Boss hatte immer wieder ein Auge zugedrückt, als seine Finger erst an den weiblichen Auszubildenden und später auch an den Kundinnen herumspielten. Als sie dann aber in die Kasse wanderten, war Schluss mit lustig.
    Charlene streicht mit einer Hand durch ihre Mähne und sagt: — Ich hab eine Kabine für mich allein. Hab keinen Partner abbekommen. Magst du noch auf ne Zigarette mitkommen?
    — Gern.
    — Wenn ich Zigarette sage, meine ich natürlich Ficken, klar!, sagt sie mit einem Grinsen.
    — Cool, lautet meine Antwort. Ich mag den Style dieser Perle irgendwie. Mir wird bewusst, dass das ein weiterer Grund ist, warum ich Drogen nehme: Wenn ich in dieser Situation

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