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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Mentalität im Vergleich mit dem restlichen Leith. Muss man nur ma Sick Boy ausn Banana Flats oder mich aus Kirkgate anschauen. Diese Typen aus den Fort Flats hingegen, die sind so – na ja, der Name »Fort« sagt es ja quasi schon –, die sind so versteinert und einbetoniert. Alle Zugbrücken hochgezogen sozusagen. Ich versuch, das mit Matty zu diskutieren, und mein zu ihm: — Ihr Fort-Cats habt ne echt defensive Mentalität, Mann. Das kommt von diesem komischen Sozialbaukomplex bei euch: Das Ding heißt nicht nur Fort, es sieht auch aus wie n Fort. Ihr seid quasi ringsum eingemauert und abgetrennt vom restlichen Leith. Typen wie ich oder auch Sick Boy sind zwar auch Sozialbauasseln mit diesem Mietbuch von der Stadtverwaltung Edinburgh, aber wir sind eher offen, verstehste? Unsere Buden sind nich so einbetoniert wie eure. Wir gehen raus und haben das offene Meer vor der Nase. Logisch, dass daraus ne andere Mentalität entsteht. Oder was meinst du?
    Typen wie Rents, Sick Boy oder Keezbo, sag ich ma, die würden jetzt richtig in die Diskussion einsteigen, verstehste, aber Matty meint nur: — Alter, ich krieg bald die Schlüssel für ne Bude in Wester Hailes. Ihr gefällt’s, aber ich hab keinen Bock drauf. Überhaupt keinen, Alter.
    Das war’s dann, Mann. Mehr sagt er nich dazu. Das is die Art von Konversation, die man von dieser Katze erwarten kann. Ich glaub, in der Welt des Rock ’n’ Roll würde es Matty nich weit bringen – nich ma, wenn er besser an der Gitarre wär. Ich meine, muss man sich ma vorstellen: Angenommen, der Typ is im Studio mit Frank Zappa und den Mothers of Invention … das würde so was von gegen den Baum gehen! Wenn die so mit ihren Späßen anfangen und er sich einfach nur rumdreht und so nen verbitterten Einzeiler bringt wie: »Alter, ich krieg ne Bude in Wester Hailes, find’s aber voll scheiße.« Muss man sich ma vorstellen, mein ich, wie die Musikkatzen auf so nen Mist reagieren würden. »Geilo, Alter, lass uns n bisschen Acid schmeißen«, oder wie?! Was ich eigentlich sagen will, is, dass in sozialen Situationen jeder seinen Beitrag leisten muss, verstehste?
    Jedenfalls machen wir uns an die Arbeit und laden Kisten mit irgendwelchem geklauten Zeug aus dem Van in die Garage. Is überhaupt nich heiß oder so, aber ich schwitze trotzdem mächtig und komm mir schon nach n paar Minuten vor wie inna Sahara. Ich erzähl Matty von Swanneys Braunem, aber der antwortet wieder nur einsilbig: — Aye, stimmt, is gerade kein Weißes zu haben. Dann fang ich an, von meinem Besuch bei Franco zu berichten, und es stellt sich raus, dass Matty auch schon bei ihm im Loch war. So kommen wir wenigstens etwas ins Gespräch! Er meint, dass Franco ihn wegen Swanney und diesem anderen Kerl Seeker gelöchert hat. Dann erzählt er irgendwas von Davie Power, aber ich kann nich mehr richtig hören, was er sagt, weil die Töne auf einmal verzerrt sind und alles vor meinen Augen verschwimmt. Ich fühl mich schwindelig und muss mich erst mal auf den Asphalt setzen. Ich überleg, ob das vielleicht von dem Dope kommen kann, das ich gestern gedrückt hab … möglich, dass es mit irgend nem Dreck gestreckt war. Ich schau auf die eitrige Stelle an meinem Arm, wo ich mir das Zeug gespritzt hab, aber eigentlich kann das nich sein. Schließlich hab ich mein eigenes Besteck benutzt, und Keezbo hat sich auch was genehmigt …
    — Alter, was is los mit dir?, hör ich Matty sagen, als ich nach oben in das schwache Sonnenlicht schaue. — Komm schon, du Mongo, wir müssen den Scheiß hier ausladen!
    Irgendwas stimmt hier nich. Irgendwas stimmt hier ganz und gar nich! Ich fühl mich richtig mies. Obermies sozusagen. In meinem Blickfeld is auf einmal alles so dunkel und extrem weit weg … — Ich muss ins Krankenhaus, Matty. Ich bin am Abkratzen, Mann, verstehste …
    — Alter, was is los?
    — Ich muss gehen, Matty … ins Krankenhaus, sag ich und steh auf. Es kommt mir wie n schlechter Traum vor. Matty meckert nur, wie er jetzt all die Kisten allein ausladen soll, aber ich kann ihm nich helfen. Langsam kämpf ich mich auf der Ferry Road vorwärts und torkele dabei auf dem Gehweg hin und her wie ein verdammter Alki. Nach einer Weile kotze ich erst mal aufn Bürgersteig und falle um. Dann kommt ne Frau mit ihrem Balg vorbei und fragt, ob alles in Ordnung is. Ich versuch, mich an dem Geländer festzuhalten, zieh mich irgendwann hoch und taumele weiter die Straße entlang … und dann …

Auf hoher See
    D ie erste

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