Skagboys 01

dieses Beatmungsgerät und die Gabe von Botulismus-Antitoxin. Wir gehen davon aus, dass sich Danny wieder vollkommen erholen wird.
    — Kommt das vom Ska… ähm, ich meine, kommt das vom Heroin? Toll! Genau dieselbe Frage wie meine Mutter letzte Woche, als ich aufgewacht bin. Alle quatschen hier über meinen Kopf hinweg, als wär ich gar nich da. Langsam, aber sicher geht mir das mächtig aufn Keks. Nur weil ich nen Schlauch im Mund hab, sag ich mal, heißt das noch lange nich, dass ich nich hören kann. Verstehste?
    Angie antwortet ihm nicht direkt auf seine Frage, sondern legt ein verärgertes, aber trotzdem irgendwie nettes Gesicht auf – so wie meine Lieblingslehrer das immer in der Schule gemacht haben. — Er war ein richtiges Dummerchen, unser Danny, nicht wahr?
    Da gibt’s nich sonderlich viel, was ich dagegenhalten könnte, sag ich mal, selbst wenn ich keinen Schlauch im Hals hätte.
    — Du machst, was die Leute hier sagen, okay? Und wenn du rauskommst, kriegst du deinen Scheiß auf die Reihe, meint Tommy und durchbohrt mich mit dem scharfen Blick seiner braunen Augen. Dann drückt er noch mal meine Hand.
    Ich versuche, ein »In Ordnung« rauszuwürgen, merke aber nur, wie sich meine Halsmuskeln um diesen unnachgiebigen Plastikschlauch zusammenziehen und zu krampfen beginnen. Also lass ich’s lieber, nicke ihm zu und drücke seine Hand. Tommy fängt wieder an zu labern, über das, was er in den Highlands gemacht hat und so. Ich will’s nich schlechtreden, echt nich. Ich meine, Tam hat da jetzt was Gutes am Laufen mit ner richtig tollen Perle und so, aber es is nur noch »Ich und Lizzie hier« und »Ich und Lizzie da«. Schätze mal, dass das jetzt sein Leben is, aber ehrlich gesagt, isses scheißlangweilig, sich Storys über die Stelldicheins anderer Katzen anzuhören. Ganz besonders dann, wenn man selbst nichts vor die Röhre bekommt! Irgendwann drückt er mir richtig fest die Hand, so als würd er sie brechen wollen, und sagt: — Komm schnell wieder auf die Beine, Junge. Wir sehen uns in der Kurve!
    Dann macht er sich auf die Socken. Kurz darauf kommt dieser Paki-Arzt rein, Dr. Nehru. Ganz junger Hüpfer, der Kerl, aber dem hab ich mein Leben zu verdanken, Mann! Der hat mich gerettet. Im Schlepptau hat er diese Tante: Kostüm und Brille, aber keine Sozialarbeiterin. Sie hat tolle schwarze Haare, schulterlang und glänzend.
    — Danny … Danny Boy … morgen werden wir dir dieses Ding hier rausnehmen. Das sind doch gute Neuigkeiten, oder?!, meint Dr. Nehru.
    Ich halte der Paki-Katze meinen ausgestreckten Daumen entgegen, weil, also, der Typ ist einfach total cool und hat mir echt das Leben gerettet, Mann. Er hat so eine Singsang-Stimme, die ich echt toll finde. Außerdem wippt er seinen Kopf immer von einer Seite zur anderen, wenn er redet. Das is auch lässig. Aye, rundum n cooler Typ. Wenn ne Katze so enthusiastisch is, dann baut mich das total auf. Davon brauch ich mehr in meinem Leben, Mann. So eine Art Motivator an meiner Seite, quasi. Einen, der mich jeden Tag pusht und ermutigt. Jemanden, der mir mal auf die Schulter klopft und so. Jemanden wie Dr. Nehru eben.
    Dr. Nehru dreht sich zu dieser Schnitte um. Sie hat ne coole Brille, leicht getönt und mit rotem Gestell, und is echt superdünn. Spinnenbeine, sag ich mal. Jedenfalls dreht er sich zu ihr um und meint: — Danny hat sich eine Krankheit zugezogen, die sich Wundbotulismus nennt. Die verläuft potenziell tödlich, weil sich die Sporen der Bakterienspezies Clostridium botulinum in einer Wunde vermehren und das Nervengift Botulinumtoxin produzieren. Aber Danny hatte sehr viel Glück, nicht wahr, Danny Boy?!, singt er, und ich zwinkere ihm zu. Dann erzählt er der bebrillten Tussi, dass in letzter Zeit vermehrt Fälle von Wundbotulismus auftreten und dass das durch die Injektion von Heroin in die Haut oder Muskeln kommt.
    — Aber was ist der Grund dafür?, fragt die Schnitte mit so einer Tochter-aus-besserem-Hause-Stimme.
    — Die Gründe sind noch unklar. Es könnte aber mit der Kontamination von bestimmten Heroinchargen zu tun haben oder an Änderungen im Injektionsverhalten liegen.
    — Sehr beunruhigend … kann ich mit ihm reden?
    — Sicher! Er kann dich perfekt verstehen. Ich lasse euch jetzt allein, damit ihr miteinander Bekanntschaft machen könnt.
    Die Lady wirft Dr. Nehru ein angespanntes Lächeln zu. Als sie sich dann aber zu mir ans Bett setzt, leuchten ihre Augen auf. Es scheint, als wär sie extrem gespannt auf das, was