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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ich und trotte die Stufen hinauf. Dann vernehme ich ein gezischtes »Verdammte Fickscheiße!« hinter mir. Im nächsten Moment rast Rents wie vom Teufel besessen an mir vorbei nach oben. Als ich in die Wohnung trete, räumt er mit manischen Bewegungen das Skag und die dazugehörigen Utensilien vom Couchtisch. — NA MACH SCHON UND HILF MIR, DU KNALLTÜTE! Ich gehe ihm zur Hand, und wir werden fertig, als es an der Tür klopft. Es ist Nicksy, der von dem Lebensretterbullen und einer Frau mit vorwurfsvoll finsterem Blick begleitet wird. Renton setzt Wasser auf, um uns Tee zu machen. Wenig später klammert sich die Frau nervös an einer mitgenommenen West-Ham-Tasse fest, während der Cop Nicksy auf die Couch bugsiert. Ich selbst bin am Boden zerstört und würde mich am liebsten eine Runde hinlegen, um die mir verbleibenden Optionen für mein Leben zu überdenken. Stattdessen gehe ich zum Fenster und sehe, wie Lucinda über die Grünfläche in Richtung Kingsland Road zur Bahnstation marschiert. Von dort aus wird sie westwärts fahren, zu ihrem richtigen Leben.
    Mein Leben jedoch ist vorbei. Komplett im Eimer.
    — Verdammte Scheiße! Bist du in Ordnung?, fragt Rents, der hinter mir steht.
    — Ich werd’s überleben, antworte ich.
    — Ich meinte Nicksy. Er zeigt zu dem menschlichen Trümmerhaufen auf der Couch.
    — Aye …, stöhnt Nicksy und schaut wie eine halb ersoffene Kanalratte zu uns auf.
    Der Bulle legt seine Hand auf die Schulter des Weicheis. — Brian muss jetzt mit uns kommen. Wenn wir uns unterhalten haben, kann er wieder nach Hause. Er schaut zu der feindselig dreinblickenden Schnitte rüber, die, wie ich stark annehme, eine beschissene Sozialarbeiterin ist. Normalerweise bin ich der Letzte, der einen kompletten Berufsstand verunglimpft, aber was gesagt werden muss, muss gesagt werden: Alle Sozialarbeiter sind gottverdammte Kacklappen. — Ist nichts Schlimmes, fügt er hinzu, als er Rentons streitlustigen Gesichtsausdruck bemerkt. — Ich glaube, er braucht jetzt jemanden, mit dem er reden kann.
    Cinders …
    Irgendwie hab ich sie geliebt.
    — Er kann mit uns reden, protestiert Renton. — Wir sind seine Kumpels.
    Ich denke nur: Da sprichst du aber für dich allein, Rent Boy. Auf Totalversager mit Dachschaden kann ich in meinem Bekanntenkreis nämlich gut und gerne verzichten – erst recht, wenn sie keine Vagina haben.
    Cinders, bitte komm zurück … ich hab doch schon für diesen beschissenen Ring bezahlt!
    Der Cop schaut uns mit einem müden Lächeln an und schüttelt den Kopf. Nicksy zuckt schuldbewusst mit den Schultern. Ihm scheint zu dämmern, dass er sich wie der letzte Vollpfosten aufgeführt hat. Ich habe meine Meinung mittlerweile wieder geändert: Wenn man sich schon auf einen Fenstersims stellt, sollte man wenigstens auch das Rückgrat haben, die Sache durchzuziehen. Mit vollgeschissener Buxe einen Rückzieher zu machen, nur um dann wie ein Clown ohne Eier dazustehen, geht ja wohl gar nicht! Alles eine Frage des Willens. Man schaue sich nur Spud an: Der hängt an einer beschissenen Beatmungsmaschine und kämpft um sein Leben. Oder ich: von der Fast-Verlobten zum Teufel geschickt und trotzdem noch im Game, trotzdem noch am Fighten! Diese engoloide Pupe hingegen hat noch nich mal den Mumm in den Knochen, um von nem verkackten Hochhaus zu springen! Verdammter Waschlappen.
    Renton steigt mit dem Bullen in den Aufzug. Ich gehe hinterher, weil mir gerade nichts Besseres einfällt. Vielleicht ist Cinders ja umgekehrt und kommt mir entgegen.
    Vor dem Beatrice Webb House steigt Nicksy zusammen mit der Sozialarbeiterin in ein Auto, das die beiden höchstwahrscheinlich zu einem deftigen Hirnfick-Rendezvous auf die Wache bringt. Der Lebensretterbulle schaut zur Spitze des Sozialbau-Betonblocks hinauf, der sich in den blassblauen Himmel bohrt, und meint zu einem seiner Kollegen: — Ziemlich langer Weg nach unten.
    Was für eine geniale Beobachtungsgabe! Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass ein derart talentierter Mitarbeiter der Londoner Polizei uns an seinen kombinatorischen Meisterleistungen teilhaben lässt. So ein Spacko! Ich folge trotzdem seinem Blick und denke darüber nach, wie ich mich an Marsha, dieser Nymphonutte, rächen könnte. Wenn der Schlappschwanz Nicksy es ihr anständig besorgt hätte, wäre sie gar nicht erst auf den Gedanken gekommen, mich in ihr Bett zu zerren, und ich würde jetzt eine Hochzeit planen!
    Renton scheint ziemlich fasziniert von Nicksys »Retter«

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