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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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jetzt kommt – genau wie ich. Ich denke nur: »Was zum Teufel geht hier ab?!«, aber ich kann ja nichts sagen!
    — Danny … ich weiß, dass Sie eine schreckliche Zeit durchgemacht haben. Erst die Heroinabhängigkeit, dann diese Krankheit … ich bin hier, weil ich Ihnen helfen will, das alles hinter sich zu lassen.
    Ich kann zwar nichts sagen, aber hinter der Schnitte seh ich die Sonne scheinen. Ein großer glühender Feuerball, der sie in dieses üppige, blendende Licht taucht. Vielleicht wurden ja meine Gebete erhört, Mann, weil sie hat jetzt echt was von der Unschuld der Jungfrau Maria, verstehste?
    — Ich möchte Ihnen helfen, Danny. Ich arbeite in einer neuen, innovativen Abteilung, in der Leute mit ähnlichen Problemen in einer Therapiegruppe zusammengeführt werden. Es ist eine hochmoderne Einrichtung, die von Tom Curzon geleitet wird – einem der Besten auf seinem Gebiet und höchstwahrscheinlich der landesweit führende Experte in Sachen patientenzentrierte Drogenrehabilitation. Könnten Sie sich vorstellen, mit uns zusammenzuarbeiten, Danny, damit wir Ihnen dabei helfen, sich wieder besser zu fühlen?
    Ich nicke, sag echt tausendmal »Aye, aye, aye« in meinem Kopf und streck dazu noch den Daumen hoch.
    — Das ist wirklich fantastisch, freut sie sich. — Sobald Sie wieder zu Kräften gekommen sind, werde ich alles veranlassen, damit Sie in unser Reha-Zentrum überstellt werden, meint sie enthusiastisch. — Übrigens, mein Name ist Amelia McKerchar, und ich bin hier, um Ihnen zu helfen, Danny, meint sie zum Schluss und schüttelt meine schweißnasse Hand.
    Ich fühl mich echt, als wär ich gerade gerettet worden, Mann! Gerettet von einem barmherzigen Engel! Jetzt kann’s eigentlich nur noch bergauf für mich gehen!

DÜRRE

Junk-Dilemma Nr. 2
    S o wie der Penner sich den Scheiß reingeballert hat, würd’s mich nich wundern, wenn der Arsch kurz vorm Totalausfall inklusive Nulllinie steht. Ich hiev mich vom kalten, verdreckten Linoleumboden der Küche hoch und wanke zu ihm rüber. Mit meinem Kopf auf seiner Brust versuch ich, seinen Herzschlag zu hören: Er ist zwar dünn und wässrig, aber er ist da! … Matty, wach auf!
    Kurz darauf schon wünsch ich mir, ich hätt ihn einfach liegen lassen, denn kaum kommt der Wichser zu sich, fängt er an zu jammern, und alles versinkt in Qual und Verzweiflung. Auch Alison, die auf der Couch liegt und die ich bis dahin noch gar nich bemerkt hatte, stimmt sofort in das Klagelied ein. Die zwei heulen um die Wette, wer sich wohl beschissener fühlt: Mit einem Mal ist alles Kacke, und beide wollen nur noch, dass es aufhört. Dann kommt die kleine Maria zitternd aus dem Schlafzimmer, in das sie sich mit Sick Boy verkrochen hatte, und flennt rum wegen ihrer Ma und ihrem Dad. Sick Boy ist hinter ihr, auch kräftig am Klappern – zittert wie ein neugeborenes Kätzchen, der Kerl. Eins seiner Augenlider zuckt spastisch, klappt dauernd auf und zu. — Jetzt haltet alle mal die Fresse! Was für eine Bande von Versagern und Luschen ihr doch seid! Bin ich denn der Einzige hier, der weiß, wie man richtig feiert?!
    Ich geh raus zur Toilette, um zu pissen. Im Bad trau ich mich noch nich mal, in den Spiegel zu schauen. Als ich fertig bin, begegne ich dieser kleinen Schnitte Jenny, einer Freundin von Maria, auf dem Flur. Ihre Augen sind riesengroß und feucht. Sie sieht verängstigt aus und wirkt wie ein zehnjähriges Schulmädchen. Zögernd kommt sie auf mich zu. — Die anderen sagen, dass sie noch mehr von dem Zeug holen, wimmert sie und reibt mit den Fingern über die gerötete Einstichstelle in ihrer Ellenbeuge. Ein Opfer dieser Zeit? Eine Anhängerin einer neuen Kultur? Ein Betriebsunfall. — Maria hat mir die Spritze gesetzt, genau an dieser Stelle, meint sie. — Ich will aber gar nich mehr von dem Zeug, sondern einfach nur nach Hause gehen. Sie schaut mich an, als wäre ich so eine Art Gefängniswärter, den sie anfleht, die Gittertür aufzuschließen. — Was denkst du, was ich tun soll?
    — Geh heim, sag ich und schüttele dabei heftig mit dem Kopf. Ich schaue zur Tür des Wohnzimmers. — Am besten gehst du, ohne dich zu verabschieden. Die werden dich sonst bloß überreden wollen, hierzubleiben. Ich reiße die Wohnungstür auf und zeige auf die Treppe. — Ich sag ihnen, dass dir schlecht war und du nach Hause musstest. Jetzt geh schon!, fordere ich sie auf. Im Hintergrund kann ich das hysterische Gekrächze der anderen aus dem Wohnzimmer hören. — Geh heim!

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