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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Hosentasche kann ich die kleine Plastikschachtel spüren, in der sich der diamantenbesetzte Goldring befindet. Einen Moment später hat nur noch ein Gedanke in meinem Schädel Platz: Lucinda hoch in die Wohnung bringen und sie besinnungslos ficken, um ihr dann, in postkoitaler Trance, den Ring auf den Finger zu stecken und die entscheidende Frage zu stellen. Aber nichts da … dieser selbstdarstellerische Cockney-Arsch versaut mir die ganze Tour!
    Es sieht nicht gut aus, aber Cinders, mein wunderschönes Aschenputtel, wird zum Ball gehen!
    Dann erscheint ein Bulle am Fenster. Er quatscht mit Nicksy, der einen ziemlich verängstigten Eindruck macht. Ich wünschte, ich hätte jetzt ein Fernglas und könnte mir diese Verhandlung um Leben und Tod aus der Nähe ansehen. Der Cop verhält sich ruhig, seine Bewegungen sind ökonomisch. Leider kann ich seine Gesichtszüge nicht ausmachen. Der Zirkus geht noch eine gefühlte Ewigkeit weiter, bis Nicksy sich nach einem Blick in die Tiefe langsam auf dem Sims wieder zum Fenster schiebt. Der Bulle nimmt seinen Arm und schenkt ihm ein Lächeln. Er hilft ihm durchs Fenster. Langsam. Erst ein Bein, dann das andere. Als er schließlich verschwunden ist, jubelt die Menge und applaudiert danach höflich. Obwohl die Show vorbei ist, stehen immer noch zwei Volltrottel in Uniform – ein dämlich dreinblickender Tölpel mit Segelohren und eine verkeimte Tonne mit blonden Haaren und null Selbstbewusstsein – vor der Tür und machen keine Anstalten, uns reinzulassen. — Wir müssen darauf warten, dass das Gebäude freigegeben wird, erklärt die fette Kuh und hält sich ein zerkratztes Walkie-Talkie ans Ohr.
    Irgendwann sieht das Walross ein, dass in diesem Haus heute keiner mehr aus dem Fenster klettern und sich in den Freitod stürzen will, und ist so gnädig, uns wieder in unsere Kaninchenbuchten zu lassen.
    Vielen. Lieben. Dank. Officer Doofkopp.
    Der Aufzug ist wieder mal kaputt, sodass uns ein strapaziöser Aufstieg bis zum siebten Stockwerk bevorsteht. Nun ja, wenigstens bekommt die schwitzende Lucinda auf diese Weise mal ein »authentisches« Bild von den Lebensbedingungen in den gesellschaftlichen Niederungen. Renton murmelt und wimmert derweil über die Ungerechtigkeiten des Lebens, wobei die von ihm erduldeten natürlich ganz oben auf der Liste stehen. Aus dem Treppenhaus über uns erklingt ein verächtliches Lachen. Es ist Marsha. Sie schaut auf uns herunter, die Hände in die Hüften gestemmt. — Das is also deine reiche Freundin, was Simon? Kommst du deshalb nich mehr hoch, um mich zu ficken?
    Die Köpfe von Lucinda und Renton schwenken fast simultan in meine Richtung herum. Ich merke, wie das Blut aus meinem Gesicht nach unten absackt. Bevor ich etwas sagen kann, macht Lucinda kehrt und stürmt die Treppe hinunter. Ich renne ihr sofort nach. — Cinders! Warte!
    Sie hält tatsächlich an und starrt mir in die Augen. — Lass mich zufrieden! Verpiss dich einfach, okay?!
    — Sonst kommt er jede zweite Nacht zu mir hoch, Mann! Ich sehe nach oben und blicke in Marshas verzerrtes Gesicht. Sie hat sich über das Treppengeländer gelehnt und lacht so hämisch wie eine karibische Voodoo-Hexe.
    — Sie ist verrückt, Cinders! Das ist Nicksys Freundin!
    — Er hat einen großen schwarzen Leberfleck auf seinem Sack, kreischt sie, und ihre Schwester stimmt in das Gelächter ein.
    — Welches Ei denn?, fragt Renton, immer noch breit wie nichts Gutes, und obwohl es sich reichlich dämlich anhört, weiß ich doch, dass er mir damit zu helfen versucht. Wie von einer plötzlichen Migräneattacke gepeinigt, presse ich Daumen und Zeigefinger gegen meine pulsierenden Schläfen.
    — Lass mich zufrieden! Lass mich einfach zufrieden!, schreit Lucinda und fügt dann leiser hinzu: — Wie konnte ich nur darauf reinfallen … du bist so ein Lügner, so ein Widerling! Eigentlich tust du mir leid. Sie verfällt in ein wieherndes, kehliges Lachen, das sich mit dem schrillen Gekreische der in Jamaika-Cockney vorgetragenen Schmähungen von oben vermischt.
    — Fuck!, schreie ich und schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Das krächzende Gegacker von oben verstummt. Marsha und ihre Schwester scheinen sich in ihre Wohnung zurückzuziehen.
    — Echt Scheiße, Alter. Noch n Laufpass! Jetzt haben sie uns alle sitzen gelassen …, stellt Renton überflüssigerweise fest. — Lauf ihr nach, Sick Boy!
    — Keine Chance, Mann. Jetzt ist alles im Arsch. Mein Leben ist nun offiziell sinnlos, erwidere

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