Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Sie schluchzt so heftig, dass sie kaum Luft bekommt. Ich will sie trösten, will ihr sagen, dass alles gut wird, aber ich kann mich nicht bewegen, fühle mich wie festgenagelt auf diesem Stuhl.
    — Verdammter Trottel, spottet Billy. — Dieses Zeug ist doch nur was für Vollidioten.
    Anscheinend sind Billy und ich wieder zum Normalbetrieb gegenseitiger Beleidigungen zurückgekehrt. Ich werfe dem Ekelpaket einen verachtungsvollen Blick zu, bevor ich zurückschlage. — Stimmt. Drogen sind was für Trottel. Und vollkommen fremden Pub-Besuchern in aller Öffentlichkeit den Schädel einzudreschen ist eine deinem Alter angemessene und sozial akzeptable Praxis, die von deiner außerordentlichen Reife zeugt, oder was?
    Einen Moment lang schaut mich Billy ärgerlich an, lässt dann aber ein nachsichtiges Lächeln auf seine Visage kriechen.
    — Das haben wir schon besprochen!, schimpft mein Dad mit einem verächtlichen Kopfschütteln und zeigt dabei mit dem Daumen auf Billy, ohne ihn anzusehen. — Die ganze Woche haben wir über Billy und sein dämliches Verhalten gesprochen! Jetzt müssen wir über dich reden, Junge!
    — Passt auf, sage ich und halte dabei meine Handflächen nach oben. — Das ist echt kein großes Ding. Ich habe etwas zu viel gefeiert und bin leicht abhängig geworden. Ich weiß selbst, dass ich ein Problem habe, aber ich arbeite daran, es zu lösen. Ich gehe in die Klinik und bin in diesem Methadonprogramm, um von dem Heroin wegzukommen.
    — Aye, aber das ist nicht so einfach!, kreischt meine Mutter dazwischen. — Ich weiß Bescheid, Mark! Was ist zum Beispiel mit diesem Aids?!
    — Um Aids zu kriegen, musst du dir die Drogen spritzen. Ich schüttele langsam den Kopf. — Ich habe es nur geraucht. Aber damit ist jetzt Schluss. Es ist, wie Billy sagt: nur was für Vollidioten. Kaum habe ich ausgesprochen, schaue ich, blöd, wie ich nun einmal bin, instinktiv auf meinen Arm.
    Mein alter Herr folgt meinem Blick und schaltet sofort. Er greift mein Handgelenk, rollt meinen Ärmel nach oben und legt dabei die mit Schorf bedeckten und eiternden Einstichstellen frei. — Aye? Und was ist das dann hier?!
    Sofort ziehe ich meinen geschundenen Arm weg. — Ich drücke nur äußerst selten und teile mir niemals die Nadeln mit anderen, versuche ich, mich zu rechtfertigen. — Ihr müsst das verstehen … ich weiß ja, dass es aus dem Ruder gelaufen ist, aber ich versuche gerade, es wieder auf die Reihe zu kriegen.
    — Ach ja?, krächzt meine Mutter, die immer noch vollkommen entsetzt auf meinen Arm starrt. — Sieht nicht so aus, als würdest du dich besonders doll anstrengen!
    — Nun, ich geb mein Bestes.
    — Er richtet sich selbst zugrunde, Davie!
    — Wenigstens gibt er zu, dass er ein Problem hat, Cathy, beruhigt er sie. — Das ist schon mal ein Anfang, räumt er ein. Dann richtet er seine lodernden Augen wieder auf mich. — Hat das mit deinen London-Trips zu tun?
    Ich kann nicht anders, als laut über seinen Kommentar zu lachen. Hier oben in Edinburgh habe ich nämlich weitaus mehr Möglichkeiten, Dope zu kaufen, als unten in London.
    — Lach du nur, sagt er verbittert. — Simon ist bestimmt nicht so drauf! Oder Stevie, der kleine Hutchy, der rührt das Zeug gewiss auch nicht an.
    — Stimmt, sage ich, weil ich aus irgendeinem Grund Sick Boy aus der Sache raushalten will. — Die halten sich fern von Drogen. Ich bin der Einzige, der es nimmt.
    — Aye, der Einzige, der so blöd ist!, meint meine Mutter verbittert.
    — Aber warum nur, mein Junge?, will Dad wissen. — Warum tust du das?
    Auf diese Frage hatte ich noch nie eine gute Antwort parat. — Es ist halt ein guter Kick. Ein toller Rausch.
    Seine Augen quellen aus dem Schädel, als hätte ihm gerade jemand mit einem Baseballschläger auf den Hinterkopf geschlagen. — Verdammt, Mark! Von einer Klippe zu springen ist bestimmt auch ein guter Kick, bis man auf den Boden klatscht! Werd endlich erwachsen, Junge!
    — Ich hab das Gefühl, in einem Albtraum zu leben, stöhnt meine Ma. — Und er hört nicht auf!
    Es folgt ein Schweigen, über das ich ganz froh bin. Mit einem Mal ist es so still, dass man sogar das Ticken der teuren Wanduhr mit dem Pendel hören kann, die der alte Herr mal von seinem Gaunerkollegen Jimmy Garrett auf dem Ingliston Market bekommen hat. Dann läutet die Uhr zwölf, obwohl es schon später sein müsste. Langsam erklingen ein Dutzend metallische Glockenschläge, die im Rhythmus unseres Pulses unsere Lebenszeit

Weitere Kostenlose Bücher