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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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auf, verteidige ich mich.
    — Alter, du wirst dich dein Lebtag nich hinsetzen und die Scheiben tapen, meint er. Sick Boy sagt nichts, sondern schleppt sich schweigend mit gebeugtem Rücken und um den Brustkorb geschlungenen Armen weiter.
    Ich will verdammt sein, wenn ich jetzt anfange, mit diesem Arsch zu diskutieren. — Ich werd Hazel bitten, mir die Platten aufzunehmen. Die steht auf derart langweiligen Zeitvertreib.
    Matty zuckt mit den Schultern, und wir gehen in den Laden. Sick Boy bleibt draußen und pafft. Ich lege die Scheiben auf die Ladentheke. Der Verkäufer zieht beim Durchsehen der Platten eine Fresse, die ich nur allzu gut kenne, weil ich sie selbst immer beim Arbeiten aufsetze. — Bowie werd ich immer los, meint er. — Aber Iggy and the Stooges oder Lou und The Velvet Underground interessiert keine Sau mehr. Das is einfach zu Seventies, verstehste?
    VERDAMMTER WICHSER.
    So zieht mich der Kerl voll über den Tisch und bekommt die Scheiben quasi geschenkt. Matty tut so, als würde er sich die Platten und Tapes in der Auslage anschauen. In Wirklichkeit zählt er die Scheine nach, die mir der Verkäufer in die Hand drückt. Als wir rauskommen, seh ich Olly Curran – den National-Front-Naziwichser – mit kerzengeradem Schritt den Walk hochstiefeln.
    — Alles klar, Olly?
    — Jaaaawohl …, zischt er in dieser für ihn typischen, aalglatten Art und schaut dabei an seiner Nase herab erst mich, dann Sick Boy und zum Schluss Matty an. Es ist offensichtlich, dass er uns für den Abschaum des Planeten hält: eine Schande für die weiße Herrenrasse. — Du bist ein Connell, sagt er zu Matty mit leicht vorwurfsvollem Unterton.
    Matty dreht mit einer Kippe zwischen den Fingern an seinem Ohrring herum, als wolle er gerade sein Gehirn einschalten. — Und?
    — Du wohnst nich mehr im Fort, merkt Olly an und schüttelt den Kopf.
    — Nee, Alter, Wester Hailes wohn ich jetzt.
    Olly antwortet mit einem scharfen Blick, wie man ihn von diesen Wachdiensttypen kennt, wenn sie auf besonders hart machen wollen, sagt aber nichts weiter. Also ergreife ich das Wort. — Meine Güte, Olly, der Kragen is ja tipptopp gestärkt. Glatt und steif wie beim Militär!
    Als er daraufhin lächelt, strahlt aus seinen verschlagenen Augen der Hass des Ewiggestrigen. Dann setzt er ein selbstzufriedenes Grinsen auf und meint arrogant: — Nun, einige Leute in diesem Land versuchen nach wie vor, gewisse Standards aufrechtzuerhalten.
    — Aye, sieht jedenfalls absolut amtlich aus. Hab gehört, deine Lady hat immer viel Wäsche … schiebt sich wohl alles hinten rein … in den Trolley, mein ich … und dann hoch zum Bendix …
    — Jaaaa, zischt er leise und selbstgefällig und fügt dann zögernd hinzu: — Das macht sie tatsächlich.
    Sick Boy nickt und sagt: — Ich kannte ma ne Schnecke, die war auch voll wild auf diese Trolley-Bendix-Nummer. Der konnte man nichts in die Waschmaschine stecken. Alles musste hinten rein.
    — Aye … manchmal kann es schon ziemlich nerven, meint Olly. — Besonders weil ihre Waschmaschine ja tadellos funktioniert.
    — Ja, aber was willste machen, wenn sie an den Trolley gewohnt ist?! Dann muss halt alles hinten rein …, sagt Sick Boy kichernd.
    Auch ich muss mich anstrengen, nicht auf der Stelle laut loszulachen. Mattys offener Mund und seine gerunzelte Stirn signalisieren, dass er zwar die Verarsche wittert, aber im Grunde keine Ahnung hat, worum es geht.
    — Aye, meint Olly. — Mit ihrer Mutter war es genau das Gleiche.
    — Aber manchmal wird sie doch auch die Waschmaschine benutzen, oder?, will Sick Boy wissen.
    — Sehr selten.
    — Ich möchte wetten, dass du aber ganz gern ma ne Ladung da reinsteckst, oder?, fragt Sick Boy.
    — Also, ich versuche es schon hin und wieder, aber dann meint sie immer nur: Steck mir die Sachen hinten in den Trolley, ich geh hoch zum Bendix.
    — Steckst du dir auch selbst manchmal ne Ladung in den Trolley und bringst sie hoch zum Bendix?
    — Früher, als ich noch Single war, schon. Damals war ich Seemann, und da wurde ein gepflegtes Äußeres erwartet … was … was …, stammelt Olly, da wir uns nicht mehr zurückhalten können. — Was lacht ihr so? Ihr führt doch was im Schilde! Ich kenne euch doch! Ich kenne eure Spielchen!
    — Und was für ein Spielchen ist das, bitte schön?, frage ich.
    Er schaut auf mein Handgelenk, wo auf der weißen Gänsehaut entzündete und mit rostbraunem Schorf bedeckte Einstichstellen prangen, aus denen gelber Eiter sifft.
    —

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