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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Betriebsunfall, sage ich zwinkernd, woraufhin sich Olly angewidert abwendet und den Walk hinaufläuft.
    — Immer hinten rein, Olly! Und dann hoch zum Bendix!, krakeelt ihm Sick Boy hinterher. Ich kann gar nicht so viel lachen, wie ich gerne möchte, weil mir schon nach kurzer Zeit die Seiten wehtun. Dann merke ich, dass der Witz eigentlich auf unsere Kosten geht, denn wir sind die Freaks, die sich mit verrotzten Visagen und von Entzugsschmerzen gepeinigt durch die Straßen schleppen. Die Passanten starren uns an wie leprakranke Aussätzige – entsetzt, angewidert, voller Verachtung. — Lass uns hier verschwinden, meint Sick Boy.
    Schmerz. Psychischer Schmerz.
    In Tollcross erwartet uns noch mehr davon. Als wir bei Johnny ankommen, beschließt Matty, draußen zu warten. — Alter, bei Swanney bin ich momentan nicht willkommen, sagt er. In der Wohnung des weißen Schwans fallen mir als Erstes die Tomatenpflanzen auf den Fensterbänken auf. Sie sehen so verrottet und vergammelt aus wie der Hausherr selbst, der sich gerade ein paar Speed-Lines legt. Ich begehe den großen Fehler, ihm das Geld vom Verkauf der Platten in die Hand zu drücken, um alte Schulden zu begleichen. Er steckt die Scheine ein, weigert sich dann aber, uns neuen Stoff auf Pump zu geben.
    — Nur ein kleines Tütchen, Kumpel.
    — Sorry, Mann, aber das hier is Business für mich.
    — Aber ich hab dir doch gerade Kohle gegeben. Du weißt doch genau, dass ich kreditwürdig bin.
    — Kein Bares, kein Dope. Punkt. Momentan is nich viel Stoff im Umlauf, Mann. Deshalb werden zuerst die Leute bedient, die im Voraus löhnen. Wenn ich du wär, würd ich mich ruckizucki auf die Socken machen und Zaster besorgen.
    — Komm schon, Johnny, wir sind doch Kumpels …
    — In diesem Biz gibt’s keine Kumpels, Mann. Wir sind alle nur Bekannte. Der weiße Schwan is jetzt nichts weiter als ein kleines Rädchen im großen Getriebe, Compadre. Er zieht sich eine Line rein. — Früher war ich der Besitzer von Bruce’s Record Shop. Jetzt bin ich nur noch der Manager von nem Virgin Store, wenn du kapierst, was ich damit meine …
    Er hat recht. Es gibt kein Weißes mehr. Dafür wird die Stadt von Braunem überschwemmt. Swanney vertickt den Stoff jetzt für jemand anders, wodurch er in der Hackordnung ziemlich weit nach unten gerutscht ist. Unterm Strich stehen wir also genauso doof da wie zuvor. Matty fängt sofort an, rumzumosern, als wir aus dem Haus kommen. — Wie jetzt, ihr habt nichts?! Alter, was soll das bedeuten, nichts?!
    Der Wichser hat tatsächlich den Nerv, uns zu beschuldigen, wir würden ihm Stoff vorenthalten. — Beschissene Mongos, schimpft er.
    — Ich wünschte, du würdest diese Mongo-Kommentare stecken lassen, Matty.
    — Nur weil dein Bruder einer war?, kriechen die verbotenen Worte aus seiner verkeimten Aschenbecherfresse.
    — Nee, das Down-Syndrom ist so ziemlich die einzige Erkrankung gewesen, die der kleine Spasti nicht hatte, sage ich und beschäme damit nicht nur Matty, sondern auch mich selbst.
    — Hab dir doch gesagt, wir haben keinen Stoff bekommen, fährt ihn Sick Boy an. — Und jetzt hör gefälligst auf mit diesem Kack, von wegen wir würden dich bescheißen! Wie kann man denn bitte schön jemanden bescheißen, der von vornherein nichts beigesteuert hat?!
    Matty hält fortan die Klappe, und wir latschen schweigend weiter. Als wir total abgefuckt und klappernd am Foot of the Walk ankommen, hören wir einen grellen Schrei: — SI-MIHN!
    Vor der Central Bar stehen zwei aufgedrehte Knastköder und winken uns zu sich rüber. Das ist zwar der letzte Platz auf Erden, an dem wir gerade sein möchten, aber wir wissen, dass die beiden Girls kein »Nein« akzeptieren werden. Es sind diese Maria Anderson und ihre Freundin Jenny. Wie sich rausstellt, ist Jenny die Cousine von Shirley. Logisch, dass das Matty nicht sonderlich gefällt. Auch ich bin nicht begeistert. Als ich ihr stecke, dass sie sich verziehen soll, nickt sie zwar, als würde sie es tun wollen, hängt dann aber trotzdem weiter bei uns rum. Da die beiden im Cenny nicht bedient werden, gehen wir in die Dolphin Lounge. Wir sitzen in einer Ecke und trinken Pepsi, weil da eine Menge Zucker drin ist. Nelly kommt von der Bar nebenan rüber, holt sich ein Pint an der Theke und gesellt sich zu uns. Er fängt an, irgendwelchen Mist über Begbie und Saybo zu quatschen, der mich aber nicht die Bohne interessiert. Ich versuche, die Gespräche um mich herum auszublenden, und überlege, von wem

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