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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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und/oder wie ich wohl noch etwas Skag abgreifen könnte. Nelly textet mich trotzdem weiter zu und fragt irgendwann: — Denkst du, dass ich mich da falsch entschieden hab, Mann?
    Da ich mir sein Gelaber nicht angehört habe, weiß ich auch nicht, was er jetzt eigentlich will. Also zucke ich kurz mit den Schultern und sage: — Es is deine Entscheidung, Neil. Mein Blick bleibt zufällig bei dieser Jenny hängen, die mich erst entschuldigend anlächelt, dann aber aufsässig grinst. Soll sie doch der Teufel holen, diese bescheuerte Göre. Die werden alle fallen wie Dominosteine, aber mir soll’s egal sein, schließlich bin ich kein beschissener Sozialarbeiter oder Samariter.
    Nelly schaut mich mit gekräuselter Lippe an. — Also, was meinst du nun?
    In diesem Moment gesellen sich zwei weitere Mädchen zu uns, oder, besser gesagt, gesellen sie sich zu Sick Boys Harem. — Sea lunk , meint die eine im feinsten Leith-Sprech und zeigt auf die leere Reisetasche zu meinen Füßen. Normalerweise lese ich die Krumen auf, die vom reich gedeckten Tisch meines Kumpels Sick Boy herabfallen, aber momentan ist mir absolut nicht danach. Bowie, Iggy und Lou … alle sind sie weg! Verdammte Scheiße. Mein Herz blutet. — Look around the world, baby, it cannot be denied, antworte ich Nelly mit einem Simple-Minds-Zitat.
    — Genau so sieht’s aus!, meint der Spinner und schnallt immer noch nicht, dass ich mich einen Scheiß für seine Probleme interessiere. Ich glaube, der alte Søren meinte mal, dass es sehr bequem ist, von einem sicheren Hafen aus Ratschläge zu erteilen. Dem kann ich nur zustimmen, denn vollkommene Gleichgültigkeit ist der sicherste Hafen von allen.
    Sick Boys Nummer eins ist die kleine Maria, die junge Schönheit mit der starren Drogenvisage aus den Banana Flats – ein echter Hingucker, aber hoffnungslos dem Skag verfallen. Es gehen Gerüchte um, dass Sick Boy selbst sie auf Droge gebracht haben soll. Oftmals übersehen die Leute bei ihrer frenetischen Hexenjagd den eigentlichen Punkt bei der vermeintlich wichtigen Frage, welcher Bösewicht für die Drogenabhängigkeit ihres Kindes verantwortlich ist. Tatsache ist doch: Wenn die Scheiße da draußen verfügbar ist, werden es die Kids auch irgendwann mal probieren. Punkt. Nach einem Schuldigen zu suchen ist genauso sinnlos und dämlich, wie einen Schulkameraden des eigenen Kindes für die Erkältung des geliebten Sprösslings verantwortlich machen zu wollen. Das Problem ist weniger die Transmission – sprich: die Weitergabe der Droge – als vielmehr die Transition – sprich: die Veränderung, die aus dem Heranwachsenden eine andere Person macht und von den Erwachsenen meist komplett verschlafen wird.
    Sick Boy kann ohne Frage ein fieses Miststück sein und hat sich ganz bestimmt nicht sonderlich bemüht, Maria von dem Stoff fernzuhalten. — Sweet sixteen … das klingt wie Musik in meinen Ohren, sagt er grinsend und streichelt dabei Maria, die sich ein verkrampftes Lächeln abringt. — Und die Schule ist auch durch. Damit ist alles legal, und wir haben den Segen von Vater Staat, nich wahr, Babe? Er trägt jetzt einen Pork-Pie-Hut, den er wahrscheinlich einem der Mädchen abgenommen hat. Nelly ist sichtlich genervt von dem Teil.
    Als er sieht, wie ich auf den Hut starre, wirft er mir ein Lächeln zu, das so viel sagt wie: »Das ist ja wohl echt das Letzte.« Dann meint er mit leiser Stimme: — Schon gehört? Goagsie hat den Virus. Ein paar Leute haben gesehen, dass sich der Kerl dauernd in die Klinik schleicht.
    — Wird wegen seines Methadon-Rezepts gewesen sein. Da gehen wir jetzt alle hin.
    — Nee, nix Methadon. Neulich is der Penner inna Kneipe zu sammengebrochen, als sie ihn wegen der Sache aufgezogen haben. Hat geheult wie ein Schlosshund, schnaubt Nelly verächtlich.
    Ich schaue zu Sick Boy, der sich mit Maria beschäftigt und gleichzeitig mit Jenny flirtet. — Eine Zuckerperle, die Kleine. Wenn ich mein Herz nicht schon an dich verschenkt hätte, Maria, dann …, droht er insgeheim und löst damit reichlich Unbehagen bei Maria und ein Kichern bei Jenny aus.
    Matty nickt mir zu. — Alter, lass abhauen, ich bin voll am Klappern, presst er aus seinem sabbernden Mundwinkel hervor.
    — Kommst du?, frage ich Sick Boy.
    — Nee … Ricky Monaghan hat ne Connection. Ich werd hier warten und schauen, ob er auftaucht.
    — Alter, Monny hat doch sowieso keinen Stoff, schnaubt Matty verachtungsvoll.
    — Wir werden ja sehen … ich bleibe jedenfalls hier,

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