Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Spud. Halt dich ran bei der, Kumpel. Ich würd die auf jeden Fall bürsten. Und zwar ohne viel Wenn und Aber.«
    »Nee, so war’s nich«, protestierte Spud verlegen. »Sie ist ein nettes Mädchen, und ich wollte ihr einfach nur helfen, verstehste?«
    »Trotzdem, Spud, du wirst bald wieder draußen sein. Dann kannste die jungen Dinger in unserem Heimathafen Leith mit deinen Reha- und Nahtod-Erfahrungen beeindrucken!«
    »Nee, ich will nich nach Leith zurück. Da gibt’s eh nix zu tun.« Er schüttelte den Kopf. »Bin echt noch nich bereit, Mann …«
    Dann legte er den Schädel auf seinen Händen ab, und ich erstarrte zu Stein, als er im nächsten Moment zu flennen anfing. Er heulte Rotz und Wasser, schluchzte und jaulte wie ein kleines Kind. »Ich hab so viel Scheiße gebaut, Mark … mit meiner Mutter …«
    Ich legte meinen Arm um ihn und hatte das Gefühl, einen Pressluftbohrer festzuhalten. »Is ja gut, Danny. Nimm’s dir nich so zu Herzen, Kumpel …«
    Er starrte mich an, Gesicht hochrot, Nase voller Schnodder. »… wenn ich doch nur nen Job hätte, Mark … und ne Freundin … jemanden, um den ich mich kümmern kann …«
    Mit einem Mal riss Sick Boy die Tür auf. »Komme ich gerade ungelegen?«, meinte er und verdrehte theatralisch die Augen, als Spud daraufhin seine roten, blutunterlaufenen Glupscher rieb.
    »Du kannst mal langsam aufhören, dauernd über Alison herzuziehen!«, fuhr ihn Spud an und sprang auf die Beine. »Ich will kein schlechtes Wort mehr über sie hören! Überhaupt, wie du zu den Mädels bist … DAS IST EINFACH GEMEIN, VERSTEHSTE?! FALSCH UND GEMEIN!«
    »Daniel, ganz ruhig …«, sagte Sick Boy und streckte mit einer unschuldigen Geste die Hände vom Körper. »Was regt dich denn so auf?«
    »DU! LEUTE WIE DU!«
    Beide gingen in Gefechtsstellung: Die Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, standen sie sich gegenüber und brüllten sich an. »Du musst mal wieder anständig ficken, Alter!«, höhnte Sick Boy.
    »Und du musst die Leute mal mit Respekt behandeln!«
    »Verschon mich mit diesen ausgelutschten Axiomen.«
    »Denk ja nicht, dass du dich mit tollen Fremdwörtern rausreden kannst!«, schrie Spud mit glutroter Birne und feuchten Augen. »Ich will, dass du die Leute mit Respekt behandelst!«
    »Aye, Respekt. Damit bist du ja richtig weit gekommen, was?!«
    »SCHAU DICH DOCH SELBST MAL AN! BIST DOCH SELBST IN DER REHA GELANDET, MANN!«
    »ZUMINDEST BRAUCHE ICH NICHT NUR EINE HAND, UM DIE FICKS IN MEINEM LEBEN ZU ZÄHLEN!«
    »IRGENDWANN WIRD DIR JEMAND DEINE GROSSE FRESSE STOPFEN, DAS SAG ICH DIR!«
    »WILLST DU DAS ETWA MACHEN, ODER WAS?«
    Das Gezeter der beiden drang natürlich durch die Pappwände meines Zimmers nach außen, und im Handumdrehen waren Len und Schwester Vierauge zur Stelle, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Ich war fest entschlossen, einen Teufel zu tun, um diesen Streit zu schlichten. Meinetwegen sollten sich die beiden ruhig die Fresse blutig schlagen. Spud mag zwar ein sanftes Wesen haben, kann sich bei einer Prügelei aber mächtig ins Zeug legen, wenn er das Gefühl hat, für eine gerechte Sache zu kämpfen. Ich wette, dass er unter diesen Umständen sogar Sick Boy ausknocken könnte. Ein Schlagabtausch zwischen den beiden wäre also echt ne feine Sache gewesen.
    »So gehen wir hier nicht mit Konflikten um! Wir schreien uns nicht an, und bedrohen tun wir uns schon gar nicht!«, meinte Schwester Vierauge und fügte in der Manier einer Schuldirektorin hinzu: »Oder, Simon? Oder, Danny?«
    »Er hat angefangen!«, krächzte Spud.
    »Erzähl doch keinen Scheiß! Ich bin hergekommen, um mich mit Mark zu unterhalten, und dann bist du aus heiterem Himmel ausgerastet und hast rumgebrüllt!«
    »Na, weil du …«, Spud zögerte, »… weil du schlimme Sachen über andere Leute gesagt hast!«
    »Du musst echt mal wieder ne Nummer schieben, Alter!«
    Als Spud sich umdrehte und aus dem Zimmer marschierte, meinte ich unter Verwendung von Sick Boys neuester Wörterbuch-Entdeckung: »Das ist ein allgemeines Axiom. Trifft quasi auf uns alle zu.« Irgendwie hoffte ich, dass sich Schwester Vierauge von meinem Spruch zu irgendeiner Anzüglichkeit hinreißen lassen oder mir zumindest mit einem Witz antworten würde. Aber nichts da. Sie ignorierte einfach meinen Kommentar.
    Der arme Spud kochte zwar gehörig, aber ich ahnte an diesem Punkt bereits, dass er sich später wegen seines aggressiven Verhaltens zehntausendmal bei Sick Boy entschuldigen würde. Seine

Weitere Kostenlose Bücher