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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Swanney, der bereits auf dem Weg nach draußen ist. »Tu das nicht, Johnny. Lauf nicht davon. Bleib bei uns.«
    »Aye, sicher doch«, antwortet er zynisch und knallt bei seinem Abgang anständig die Tür zu.
    »Wenn wir uns selbst aus der Gruppe herausnehmen und damit isolierende Verhaltensmuster fördern, riskieren wir einen Rückfall in die Substanzabhängigkeit«, erklärt Tom. Die Sitzung endet chaotisch und ergebnislos. Tom denkt allerdings, dass wir »Fortschritte« gemacht haben, und beschreibt es als eine »gesunde Entwicklung«, dass derartige Konflikte auf den Tisch kommen.
    Um die unsterblichen Worte des weißen Schwans zu zitieren: Aye, sicher doch!
    Vor einiger Zeit hat uns das Therapeutenteam erlaubt, unsere eigenen Kassetten im Gemeinschaftsraum abzuspielen. Als wir aus der Gruppensitzung kommen, sitzt Swanney einsam und in sich gekehrt vor der Musikanlage. Er hat ein Tape eingelegt, auf dem eine Reihe thematisch passender Stimmungshits versammelt sind: »Heroin« von den Velvets, »Cocaine« von Clapton, »Comfortably Numb« von Pink Floyd, »Sister Morphine« von den Stones, »The Needle And The Damage Done« von Neil Young. Auf der zweiten Seite sind unter anderem »Suicide Is Painless« (die Titelmelodie von M*A*S*H ), »Seasons In The Sun« von Terry Jacks, »Ode To Billie Joe« von Bobbie Gentry, »Honey« von Bobby Goldsboro und »The End« von den Doors zu hören. Schwester Vierauge konfisziert das Tape sofort, weil sie es für eine Reha-Einrichtung wie St. Monans »unangemessen« findet.
    Ich verbringe die Zeit nach dem Aufstehen jetzt meist im Hinterhof. Dort gibt es eine Reihe Hanteln und unterschiedliche Gewichte. Seeker, der große Biker, ist der Einzige von uns Reha-Ärschen, der sie wirklich benutzt. Ich schließe mich ihm an. Es ist zwar verdammt kalt, aber nach einer Weile merkt man es nicht mehr, weil man beim Pumpen gut ins Schwitzen kommt.
    Brathähnchen zum Mittag. Ich esse es.
    Nachmittags: Wichsen und lesen. Ich will mich gerade aufs Ohr hauen, als Swanney mit weit aufgerissenen Augen in mein Zimmer stürmt. Er sieht so aus, als hätte er jede Menge Upper geschluckt. Nachdem er sich auf mein Bett gesetzt hat, beginnt er aufgeregt zu erzählen. Ich erfahre, dass Raymie in Liverpool ist (oder war es Newcastle?) und Alison »ihre Seele verkauft und sich in einen Stino verwandelt«.
    »Irgendwann stürmten plötzlich die Bullen rein und haben meine Bude auf den Kopf gestellt. Zum Glück war gerade Ebbe angesagt, und so konnten sie den weißen Schwan nur wegen einem Tütchen für den persönlichen Bedarf und etwas Speed drankriegen. Dann haben sie mir diesen beschissenen Deal mit der Therapie angeboten«, erzählt er. »Wenn diese Reha-Scheiße mir eine Sache zeigt, dann die, dass ich nich clean sein kann. Ich hasse es. Ohne Skag macht mich dieser Alltagsscheiß fertig. Ich brauche den Stoff einfach, um über den Tag zu kommen, Rent Boy!«
    »Verstehe vollkommen, was du meinst.«
    »Irgendein Wichser muss mich verpfiffen haben, Rents. Diese Hausdurchsuchung von den Bullen … das sah hundertpro nach dem Werk einer Denunziantensau aus. Kein Zweifel, Mann. Ich frag mich nur, wer es gewesen sein könnte. Wie du weißt, steh ich nich sonderlich drauf, Namen durch die Gegend zu posaunen. Das ist nicht die Art vom weißen Schwan. Der schwimmt lieber würdevoll auf dem Fluss der Liebe und der Erleuchtung hin und her. Aber ich frage dich, Mark, welcher Wichser wurde in letzter Zeit einkassiert und war der Einzige, der weder im Kittchen noch in dieser Reha-Scheiße hier gelandet ist?«
    Ich weiß natürlich sofort, wen er meint, spiele aber den Dummen.
    »Dieser hinterfotzige Arsch Connell natürlich. Ich weiß, Matty ist dein Kollege, alte Seilschaften ausm Fort und so, aber mal ehrlich, Mark, der Typ hat ständig bei mir rumgeschnüffelt und dauernd irgendwelche beschissenen Fragen gestellt. Wollte sogar wissen, wo ich meinen Stoff herbekomme und so n Scheiß!«
    Mir kommt ein altes Foto von Matty und mir in den Sinn: Wir beide in Hibs-Trikots vor den Mauern der Fort Flats. Da müssen wir so ungefähr acht gewesen sein. »Klar, er is n Gauner und ein kleiner Dieb, aber ich glaube, dass er nur ein bisschen an deinem Business beteiligt sein wollte. Er würde nie Infos an die Bullen geben.«
    Ich meine, was ich sage. Wie alle anderen fand auch ich es eigenartig, dass Matty mit einer Bewährungsstrafe und ein paar albernen Tagen U-Haft davongekommen war, anstatt richtig einzufahren oder die

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