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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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zumindest die gekürzten und/oder frisierten Versionen. Außer Audrey natürlich, die ich für ihre disziplinierte Zurückhaltung in dieser suspekten Gesellschaft nur bewundern kann. Ich hab mitbekommen, dass sich zwischen Sick Boy und Maria Anderson eine unschöne Geschichte abgespielt haben muss. Nach ihrem Knastaufenthalt hat Marias Mutter das Mädchen nämlich sofort bei ihrem Bruder in Nottingham untergebracht. Sick Boy allerdings spielt uns hier den in seiner Ehre verletzten Liebhaber vor. »Die haben mich der Zuhälterei bezichtigt«, zischt er zu Seeker. »Diese Antidrogen-Hysterie verleiht der Vorstellungskraft mancher Leute wahrlich Flügel.«
    »Ist aber die beste Methode, um diese kleinen Schlampen unter Kontrolle zu halten«, meint Seeker und bestätigt damit mal wieder meinen Eindruck, dass er ein ziemlich gestörter Wichser ist. »Erst machst du sie abhängig, und dann hast du ruckzuck deinen eigenen kleinen Harem. Im Grunde ist es wie beim Angeln: Wenn sie erst mal an deiner unsichtbaren Schnur zappeln, brauchst du sie nur noch einholen.« Er simuliert eine entsprechende Bewegung. »Und wenn du dann mit ihnen fertig bist, wirfst du sie einfach wieder zurück ins Wasser.«
    Sick Boy verzieht zwar angewidert das Gesicht, aber man kann ihm ansehen, dass er Seekers frauenfeindliches Gequatsche genießt. Molly steht kurz davor, in die Luft zu gehen. Tom versucht zwar, sie mit einem Gespräch abzulenken, aber sie will nichts davon hören. Stattdessen wendet sie sich zu Seeker. »Du bist echt der allerletzte Abschaum!«
    »Ach ja? Ziemlich herablassendes Gerede für eine Hure wie dich.« Er lächelt und legt nach: »Genauso hat es doch dein eigener Kerl bei dir gemacht, oder nicht?!«
    »Du weißt doch gar nichts über uns!«
    Seeker schaut sie gleichgültig an. »Ich weiß, dass du diejenige warst, die sich jede Menge Schwänze in allen Größen, Farben und Formen reinschieben lassen musste, während er sich immer als Erster den Schuss setzen durfte.«
    »Brandon ging es sehr schlecht! Was hätten wir denn sonst tun sollen?!«
    »Er hat dich wirklich gut abgerichtet«, bemerkt Seeker anerkennend. »Du singst immer noch das Lied, das er dir beigebracht hat.«
    Molly rammt sich beide Fäuste in die Brust. Es sieht so aus, als würde sie einen Speer herausziehen wollen, der sich zwischen ihre Rippen gebohrt hat. Dann bricht sie in Tränen aus, macht auf der Stelle kehrt und stürmt aus dem Raum. »Das ist nicht besonders hilfreich«, sagt Tom zu Seeker und will ihr nacheilen. Sick Boy, der seine große Chance wittert, hält ihn jedoch zurück. »Ist schon in Ordnung, Tom«, surrt er. »Ich werd mit ihr reden.«
    Der Rest trinkt seinen Kaffee aus und geht danach wieder in den Gruppenraum. Nach ein paar Minuten kehren Sick Boy und Molly zurück. Ich bin etwas enttäuscht, da ich erwartet habe, dass er sie auf der Stelle flachlegt. In der Gruppe diskutieren wir darüber, welches Gefühl uns das Heroin gibt. Dabei fällt der Ausdruck »betäubend«, den Tom sofort aufgreift. »Wenn Heroin als Betäubungsmittel verwendet wird, wogegen wollen wir uns dann betäuben lassen?«
    An welchem Punkt bist du , Tom, der große Motivator, mit uns , den Junkies, eigentlich zu einem Wir verschmolzen?
    Der Penner teilt uns in zwei Gruppen auf und reicht uns Marker und Papier. Per Brainstorming und freier Assoziation sollen wir Antworten zu dieser Frage finden. Gruppe eins besteht aus Spud, Audrey, Molly, Ted und Keezbo. In Gruppe zwei versammelt er die schwierigeren Charaktere: Seeker, Sick Boy, Swanney, mich und Skreel.
    Die Ergebnisse beider Gruppen werden an die Wand gepinnt.

    Mit nachdenklicher Miene schaut Tom sich die Listen an und streicht sich dabei übers Kinn. »Möchte jemand aus Gruppe eins uns die Punkte auf dieser Liste erklären?«
    Spud wird als Sprecher bestimmt. Er steht auf und fängt sofort an, über Tiere zu faseln. »Diese Wesen so leiden zu sehen macht mich echt depressiv, Mann. Ich weiß auch nicht, wieso, is aber so. Wenn ich nur daran denke, dass Tiere ausgerottet werden, nur weil der Mensch so gierig ist …«
    Ein paar Leute lachen, aber Tom ermutigt Spud, fortzufahren und die Liste weiter zu kommentieren. Allen Punkten scheint eine Sache gemeinsam zu sein: sie nerven. »Ich schätze mal«, fasst Spud zusammen, »dass quasi Nerverei im Allgemeinen das Problem ist.«
    Als unsere Gruppe an der Reihe ist, will keiner von uns aufstehen, um unsere Antworten zu kommentieren. Es herrscht absolute

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