Skagboys 01
Überhaupt-keine-beschissene-Ahnung-was-hier-eigentlich-abläuft-Look, zum anderen die Permanent-kurz-vorm-Heulkrampf-Visage. Momentan hat er Letztere aufgesetzt und versinkt in Selbstmitleid. Er hasst sich selbst dafür, dass er so blöd war, sich neben Begbie zu setzen. — Tut echt weh, verstehste?, sagt er beleidigt und schaut sich dabei nach einer Möglichkeit um, seinen Hintern auf einen anderen Platz zu manövrieren. Tommy und Renton allerdings – vor allem Renton, der selbst noch mit einem verletzten Arm und einem schmerzenden Rücken zu kämpfen hat – sind fest entschlossen, Spud als Puffer zwischen sich und dem aufgedrehten Franco zu behalten. Als er die Regal-Zigarette von Frank Begbie anschaut, deren Spitze gerade wie ein drittes Auge aufglüht, während sich die Wangen des Rauchenden durch den tiefen Lungenzug zusammenziehen, überwältigt Renton ein Gefühl, das sich am besten mit der Frage »Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?« auf den Punkt bringen lässt.
Tommy mustert in der Zwischenzeit den bulligen Nacken und den gedrungenen Oberkörper seines Kumpels. Franco ist nicht sonderlich groß, sondern bringt es wie Renton gerade mal auf eins achtzig und ist damit kleiner als Tommy selbst. Dafür ist er aber ziemlich muskulös. Sein kompakter Körper scheint locker die Kraft aller anderen Kneipenbesucher in sich zu vereinen. Er trägt eine lederne Bomberjacke, die, sofern Tommy das beurteilen kann, genauso wie die von Renton aussieht. Trotzdem will Franco ständig hören, wie einmalig und toll sie doch ist. — Jawohl … ne richtig geile Jacke is das. Echt geschmeidig, das Teil, erklärt er wieder einmal, als er das Ding sorgfältig über die Lehne seines Stuhl hängt.
Spud schaut auf das Gewirr von Sehnen, Adern und Muskeln, das an der Oberfläche von Frank Begbies Bizeps und Unterarmen unter den Ärmeln des weißen Adidas-T-Shirts hervortritt. Dabei versucht er, sich ihre Kraft im Vergleich zu den mickrigen Ärmchen an seinem eigenen und an Rentons Körper vorzustellen. Tommy vermisst derweil mit kaltblütigem Blick den Brustkorb seines Kollegen und denkt an den rechten Haken, mit dem er den Kampf eröffnen und Franco auf die Bretter schicken könnte. Ein solcher Schlag gehört sehr wohl zu Tommys Repertoire. Auch das unweigerlich darauf folgende Fuß-tritt-auf-Schädel-Manöver würde ihm weder emotional noch technisch Probleme bereiten. An so eine Nummer ist aber nicht zu denken, denn mit Begbie würden die richtigen Probleme an diesem Punkt erst beginnen. Außerdem ist er sein Kumpel.
Ein bestimmendes Kopfnicken von Begbie in Richtung Theke, und der Barbesitzer Mickey Aitken, ein Öltanker in Strickjacke, setzt sich in Bewegung, greift die Fernbedienung und schraubt die Lautstärke des Fernsehers in die Höhe. Einen Augenblick später erfüllt der Klang der »Marseillaise« die Bar. Während Platini mit dem Funkeln eines vom Schicksal Auserwählten in den Augen die Hymne mitsingt, öffnet sich die Eingangstür, und der massige Keezbo stolziert unbeschwerten Schritts in den Pub. Bei seinem Anblick stellt sich in den Köpfen von Tommy, Spud und Renton sofort ein und derselbe uneingestandene Gedanke ein: Vielleicht kann ja der fette Jambo-Bastard neben Begbie sitzen und seine Wutausbrüche abfangen. Keezbo macht sofort seine Freunde unter den wenigen Gästen der Kneipe aus. Dann bemerkt er Lesley, die Bardame, die gerade hinter der Theke aufgetaucht ist, um ihre Schicht zu beginnen. Vergessen ist nun Platini, sie ist die wahre Attraktion, mit ihren schulterlangen blonden Haaren, der beachtlichen Oberweite, der engen Jeans und der unbedeckten Taille, die Mark Renton ungeniert beglotzt.
Keezbo schaut die Bardame etwas weniger detailinteressiert an, bevor er sie zur Begrüßung fragt: — Na, wie geht es dem Licht meines Lebens?
Lesley erwidert den musternden Blick, beschränkt sich aber auf die blassblauen Augen hinter Keezbos schwarzem Brillengestell, die sie auf eigenartige Weise aufwühlen. — Nicht schlecht, Keith. Und selbst? Sie bemüht sich um einen netten, aber neutralen Ton, um herauszufinden, wo genau auf der Scherz-Flirt-Skala sich Keezbo gerade befindet.
— Spitzenmäßig, jetzt wo sich meine Augen an deiner Schönheit erfreuen dürfen, Miss Lesley.
In Lesleys Lächeln schwingt eine Spur Verlegenheit mit – ein Gefühl, das Keezbo bei vielen Girls, selbst bei den abgebrühtesten der Gegend, hervorzurufen vermag.
— Lass gut sein, Fettsack, sagt Begbie. — Die Kleine is
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