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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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bis er kampfunfähig war, ermüdet und frustriert von den erfolglosen Versuchen, Tommys Jab zu überwinden und seinen Gegner zu packen. Als Begbie schließlich die Puste ausging, sah Tommy seine Chance gekommen: Er verpasste dem Rummelschläger eine Lektion in der hohen Kunst des Boxens. Damals hatte Tommy gefürchtet, dass ihn dieser Sieg eines Tages teuer zu stehen kommen würde, aber nichts dergleichen passierte. Vielmehr hatte er sich Begbies Respekt erarbeitet, auch wenn dieser keine Gelegenheit ausließ, um zu betonen, dass ein Kampf außerhalb des Rings eine völlig andere Angelegenheit sei und auch einen anderen Ausgang nehmen würde.
    Tommy, der sich zu seinem späteren Bedauern irgendwann für Fußball statt fürs Boxen entschied, hatte Begbies Behauptung nie wirklich angezweifelt. Mit der Zeit musste er sich eingestehen, dass Begbie der vollkommenere Straßenkämpfer war. Tommy konnte sich zwar hervorragend auf einen einzelnen Gegner im Ring konzentrieren, aber im Tumult einer Kneipenschlägerei, in der das periphere Sehen eine große Rolle spielt, um zu erkennen, was die verschiedenen Gegner gerade vorhaben, packte ihn regelmäßig die Panik. Frank Begbie hingegen setzte sich bei solchen Prügeleien immer wieder eindrucksvoll durch. Sobald es chaotisch wurde, blühte er regelrecht auf.
    — Is so, wie Rent das gerade gesagt hat, Leute!, meint Begbie bestimmt. — Das isn Kampf zwischen zwei Fliegengewichten, und da entscheidet normalerweise die Schnelligkeit. Sayer schickt den Kinderficker in der dritten auf die Bretter. Was meinst du, Tam?
    — Ja, kommt hin, denk ich.
    — Auf Sayer!, erklingt der Toast, und alle erheben ihre Gläser. — Die Show muss ja weitergehen, fügt Spud hinzu.
    — Nun, wenn die verfickte Show unbedingt weitergehen muss, dann solltest du vielleicht ma deinen Allerwertesten bewegen und ne neue Runde klarmachen, du Geizkragen, herrscht Begbie ihn an. Anschließend kippt er sein Pint in einem langen Zug runter, was die anderen zwingt, es ihm nachzumachen. Spud zieht zwar ein bockiges Gesicht, fügt sich aber Begbies Anweisung.
    Momentan schuftet Spud noch bei dieser Möbeltransportfirma, aber sein Arbeitgeber hat bereits einen Lkw verkauft, und es gehen Gerüchte über Entlassungen um. Spud tröstet sich selbst mit dem Wissen, dass er bereits seit seinem Schulabschluss in der Firma malocht und ein guter, zuverlässiger Arbeiter ist. Ihn wird es ganz sicher nicht treffen. Keezbo hingegen hatte nicht so viel Glück: Er wurde kürzlich von dem Bauunternehmen, für das er als Maurer arbeitete, entlassen. — Ich mache noch ab und zu Jobs für die, aber sie können mir die Berufsausbildung nich mehr bezahlen. Is also Essig mit Telford College und City & Guilds.
    — Wo zum Teufel is eigentlich Second Prize?, fragt Begbie. — Hab gehört, der Junge hat ne Tracht Prügel bekommen, sagt aber nicht, von wem.
    — Wird sich nich mehr dran erinnern, denk ich, erklärt Tommy. — Is wohl völlig verkatert beim Training aufgekreuzt, nachdem er das ganze Wochenende gesoffen hatte. Da haben die ihn ausm Verein geschmissen. Stellt euch das ma vor: Dunfermline Athletic hat ihn einfach freigestellt! Danach is er auf ne Sauftour und bis jetzt noch nich wiederaufgetaucht. Tommy schaut Keezbo und Renton an. — Wir hätten ihn nich in Blackpool lassen solln.
    — Wenn ich mich recht erinnre, hat er uns auf der Party stehen lassen, erwidert Renton.
    — Da hat Mark recht, Tommy. Keezbo nimmt seine Brille ab und reibt sich die Augen. — Man kann nich die ganze Zeit Kindermädchen für den Jungen spieln.
    — Der Typ verkommt langsam zu nem verdammten Alki, schimpft Begbie.
    — Stimmt, Mr. Frank, sagt Keezbo nickend und zeigt dabei mit seiner Brille auf Begbie, um seiner Aussage mehr Gewicht zu verleihen. Als das Gespräch in Richtung »verschwendetes Talent« abdriftet, nutzt Renton seine Chance, sich abzusetzen, und steht auf. Er merkt, dass der Speedkick einsetzt, und ist fast schon enttäuscht darüber. Alle quasseln auf einmal, und niemand interessiert sich mehr für das Spiel. Er bittet Mickey, die Lautstärke etwas runterzudrehen, was dieser auch tut, nachdem er das Einverständnis von Begbie in Form eines Nickens eingeholt hat. Wie auf Kommando drehen sich die Köpfe von ein paar insgeheim verärgerten Schluckspechten in Richtung des anderen Bildschirms, der etwas weiter entfernt in der Ecke am Eingang neben der Theke hängt. Renton geht rüber zur Jukebox und wählt »Too Shy« von

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