Skagboys 01
Kajagoogoo. Modern medicine falls short of your complaint, erklingt es, und Renton amüsiert sich bei dem Gedanken, wie Frank Begbie wohl mit einem Haarschnitt im Stile von Limahl aussehen würde. Beim Refrain stellt er sich hinter Begbie, schaut auf dessen kahl geschorene Billardkugel von einem Kopf herab und klappert wild mit den Wimpern, als wäre er ein Revuegirl aus den Zwanzigerjahren. Seine Freunde reagieren mit nervösen und angsterfüllten Blicken auf seine Vorstellung.
Aus irgendeinem Grund registriert Francos Psycho-Radar unerwünschte Aktivitäten hinter seinem Rücken. Er schnellt herum und erwischt Renton fast bei seinen Faxen. — Haste Sick Boy gesehn?
— Ja, hab ihn neulich aufm Walk getroffen, antwortet Renton möglichst cool. — Habn n Bier in der Central Bar gezischt und meinen Einzug in seine Bude in der Montgomery Street bequatscht.
— Was is mit dem Spiel, Leute?, beschwert sich Keezbo.
— Könn wir immer noch schaun. Wir machn den Ton in der zweiten Halbzeit wieder an. Ich wollte nur kurz n paar Songs hören, erklärt Renton. Er bemerkt, dass auch Tommy nicht besonders glücklich mit der Situation ist. Begbie hält am Thema Sick Boy fest und ist offenbar fest entschlossen, aller Welt seine Meinung kundzutun.
— Der Wichser labert doch dauernd davon, dass er zu gut für die Banana Flats ist und so. Dabei hab ich gehört, dass er die ganze Zeit bei seiner Ma rumhängt.
— Ja, weil sein alter Herr mit so einer jungen Schnitte abgehauen is, sagt Renton.
Keezbo hat wieder seine Brille abgesetzt und putzt die Gläser mit einer Ecke seines »Combat Rock«-T-Shirts von The Clash. Es ist zwar XXL , spannt aber trotzdem in der Bauchgegend. — Stimmt, Mr. Mark. Ich selbst hab Sick Boys Alten in der Stadt mit dem Mädchen gesehen. Muss so Mitte zwanzig sein, die Tante, und ne Krabbe hat sie auch, hab ich gehört.
Renton dreht sich weg und schaut wieder auf den Bildschirm. Mit einem Mädchen ficken, das schon ne Krabbe zur Welt gebracht hat? Vergiss es, Alter! Schon schlimm genug zu wissen, dass da bereits der Schwanz eines anderen dringesteckt hat. Aber eine Mumu, aus der sie bereits ein Kind rausgezogen haben? Auf keinen verfickten Fall!, denkt er und schüttelt sich kurz, um den Ekel loszuwerden.
— Sieht sie gut aus?, fragt Tommy.
— Nicht schlecht, antwortet Keezbo. — Ich würd ne Nummer mit ihr schieben.
— Was für ein Glück der alte Wichser hat!
— Ständig auf der Suche nach neuem Fickmaterial, was, Tam?, spottet Begbie und wendet sich dann zu den anderen am Tisch. — Neulich hab ich ihn gesehn, wie er mit dieser Lizzie McIntosh aufm Foot of the Walk labert.
— Hab ihr nur Hallo gesagt, verteidigt sich Tommy mit einem Schulterzucken.
— Die spielt ne Liga über dir, Mr. T, sagt Keezbo grinsend.
Tommy antwortet ihm mit einem abwägenden Lächeln. Im nächsten Moment meldet sich Spud zu Wort: — Also, ich hab sie auch ma getroffen. Da hat sie gerade was gemalt. So richtig mit Staffelei und allem, unten am Strand. Tolles Bild war das. Das hab ich auch zu ihr gesagt: Tolles Bild, hab ich gesagt. Sie geht auf die Kunsthochschule, nich wahr, Tam?
— Ja, genau.
— Arrogante Muschi, sagt Begbie. — An die erinnre ich mich noch aus der Schule. Die wird dich nich ranlassen, Tam. Solltest lieber mit mir ins Spiral kommen. Da hab ich letzte Woche ne Kirsche aufgetan, ich sag dir, die war ganz und gar nich schüchtern.
Renton erinnert sich an einen Vorfall mit Begbie aus ihrer gemeinsamen Schulzeit. Einen Moment lang überlegt er, ob er die Anekdote erzählen soll. Dann presst er seine Zahnreihen aufeinander und entscheidet sich dagegen. Stattdessen denkt er an Lizzie und den Kunstkurs in der zehnten Klasse. Lizzie war damals ein besonders heißer Feger, und dabei war der ganze Kurs voller schmucker Schnecken. Gut fünfzig Prozent seiner Masturbationsfantasien hatten damals mit Mädchen aus diesem Kurs zu tun.
— Lizzie is gar nich so versnobt. Flucht wie ein verdammter Kesselflicker, rechtfertigt sich Tommy. Er schämt sich plötzlich für seine eigene Feigheit und die Feigheit der anderen am Tisch. Sie alle haben schon mal eine derartige Zufallsbegegnung mit einem Mädchen erlebt und wissen um diesen schönen Moment, in dem man sich fühlt, als würde eine lang vermisste Sonne aufgehen. Sie lockt dich aus einem dunklen Ort hervor, und du öffnest dich ihrem Licht, hilflos wie eine aufgehende Blume.
— Hast den Nagel auf den Kopf getroffen mit der McIntosh-Schnitte,
Weitere Kostenlose Bücher