Skagboys 01
Begbie an und beißt sich dabei auf die Unterlippe. — Also?, drängt sie ihn schließlich.
— Also mach dir gefälligst nen Plan! Es is dein beschissenes Problem, nich meins, sagt Franco kopfschüttelnd. Dann nimmt er einen großen Schluck und stellt das Glas langsam auf den Tisch zurück. Er starrt auf die Sprengsel der Resopalbeschichtung. Sie sehen so ähnlich aus wie die Muster auf einem Ei, das er mal als Kind in einem Vogelnest entdeckt hatte. — Ich hab zu dir gesagt: »Lass uns ficken.« Ich hab niemals gesagt: »Lass uns ein verdammtes Kind machen.« Warum? Weil mir Ficken Spaß macht. Und Kinder machen mir keinen Spaß. Darum!
Das Mädchen steht auf, zeigt drohend mit dem Zeigefinger auf Begbie und brüllt: — DENK JA NICH, DASS DU DAMIT DURCHKOMMST, DU MISTKERL! DU WIRST NOCH VON MIR HÖREN! Dann dreht sie sich um und stürmt quer durch den Pub in Richtung Ausgang. Auf dem Bildschirm trotten die Spieler zur Halbzeitpause vom Feld. Bis jetzt haben sich die Spanier ganz gut verkauft, aber die Franzosen hatten die besseren Chancen.
— HEY! Auch Begbie ist jetzt aufgestanden und schreit ihr hinterher. — DU VERGISST WOHL, DASS ALL DIE JUNGS HIER AUCH DABEI WARN … , er zeigt auf die anderen, — … BEI DIESEM GRUPPENSTICH MIT ANSTELLEN, DEN DU DA ABGEZOGEN HAST!
Das Mädchen bleibt sofort stehen, dreht sich um und starrt die Gruppe entgeistert an. Nach Hilfe suchend, wendet sie sich zu Lesley und ruft: — E R ERZÄHLT SCHEISSE!
Lesley schaut nur zu Mickey rüber und zuckt mit den Schultern. Daraufhin dreht sich das Mädchen wieder zu Begbie. — NA WARTE, DU KANNST WAS ERLEBEN, KOLLEGE!
— LASS STECKEN! HAB ICH JA SCHON MIT DIR! , brüllt er sie an und macht dabei eine eindeutige Geste. — WAS ERLEBEN, MEIN ARSCH! DIE NUMMER WAR VERDAMMT NOCH MAL BESCHISSEN!
Renton sieht, wie das Mädchen gedemütigt zusammenzuckt. Als sie durch die Schwingtür der Bar verschwindet, fällt ihm auf, dass ihre unbedeckten weißen Schultern wahrscheinlich die zierlichsten sind, die er jemals gesehen hat. Am liebsten würde er sie bedecken, mit einem Schal. Er stellt sich vor, er würde in einer anderen Welt leben. Einer Welt, in der sie nicht den Samen Begbies in sich tragen würde. Einer Welt, in der er ihr jetzt nachlaufen würde, um ein Stück mit ihr zusammen zu gehen. Einer Welt, in der er ihr vielleicht sogar seine Jacke über die zarten Schultern legen würde.
Frank Begbie spült sein Pint runter, ordert lautstark eine neue Runde und geht dann wieder zu seinen Kollegen rüber. — Wenn die Alte vor Gericht geht, dann müsst ihr Jungs mir den Rücken decken und aussagen, dass ihr sie an dem Abend auch alle gevögelt habt. Is ja bekannt, dass wir unten im Hafen alles brüderlich teilen!
— Aber Franco, die haben doch Bluttests, um so was rauszufinden, wirft Tommy ein.
Renton überlegt kurz, ob er von diesen neuen DNA -Tests erzählen soll, über die er im Scientific American -Magazin in der Zentralbibliothek gelesen hat. Dann erinnert er sich aber wieder daran, dass er hier nicht im Studentenclub in Aberdeen ist, sondern in einem Pub auf dem Walk, wo neunmalkluge Kommentare von Studenten nicht wirklich gut ankommen.
Begbies Lippen ziehen sich zurück, sodass seine Zähne hervortreten. — Verdammt noch mal, Tam, denkst du vielleicht, das weiß ich nicht?!, herrscht er ihn an. Dann wird sein Gesichtsausdruck etwas wärmer. — Geht doch bloß darum, dass die Schlampe gar nich erst zum Gericht geht. Und das wird sie auch nich, wenn sie denkt, dass Begbies Kollegen da sein werden und aussagen, dass auch sie ihre Torpedos in ihre Mumu gesteckt haben, nachdem Franco ihnen die Röhre vorgeschmiert hat!
Noch während die ganze Clique lacht, fangen alle außer Franco an, Mitleid für das Mädchen zu empfinden. Ganz besonders Spud. Ein paar Bacardi-Cola zu viel, ein kleines bisschen Geilheit und dieser kleine Ausrutscher, und schon musst du dich den Rest deines Lebens um einen Begbie-Junior kümmern. Kann ja sein, dass das Mädchen n bisschen dämlich is. Verdient hat sie so was trotzdem nich.
Dann beginnt die zweite Halbzeit, und es passiert das Unvermeidbare: Platini bringt die Franzosen in Führung. Der ganze Pub jubelt, zumindest die andere Ecke. Begbie, sichtlich aufgebracht wegen des plötzlichen Tumults, verschießt Ruhe gebietende Laserblicke durch die enge Bar. Tommy überlegt sich, ob er sich ihm jemals wieder entgegenstellen würde und welche Umstände ihn dazu zwingen könnten.
Der Nachmittag
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