Skagboys 01

Jambo-Territorium war, erklärt Spud. — Es hat sich erst in den letzten paar Generationen in ein Hibs-Viertel verwandelt. Wegen dem Stadion, weil das in der Nähe ist und so.
    — Aye?, fragt Sick Boy müde.
    — Aye, die Hafenarbeiter waren immer schon Jambos, weil du Freimaurer sein musstest, um in den Docks und Werften arbeiten zu können.
    — Können wir uns diese bescheuerte Diskussion vielleicht für ein anderes Mal aufheben?!, blafft Renton genervt. — Wenn ich Lust auf ein Geschichtsseminar hätte, wäre ich an der Uni geblieben. Lasst uns losgehen!
    — Ich sag ja nur, schmollt Spud.
    — Ich weiß, Danny, ich weiß, meint Renton und legt seinen Arm um Spuds Schulter. Ein Dreiviertelmond hat sich durch die Wolken geschoben und badet sie in seinem silberfarbenen Licht, während unter ihnen der Verkehr vorbeifließt. — Aber jetzt geht es ums Ganze, Spud. Wir müssen uns voll konzentrieren, oder wir sind am Arsch. Du bist mein bester Kumpel, Mann. Sorry, dass ich dich angeschrien hab. Er reibt mit der Hand über Spuds Rücken, der sich unheimlich dünn und schwach anfühlt. Renton kann kaum glauben, dass er zu einem menschlichen Wesen gehört.
    — Sorry, Mark, mir geht einfach mächtig die Muffe, verstehste? Hab die Hosen gestrichen voll, sozusagen. Da muss ich mich einfach ablenken, um nich voll abzudrehen, Mann.
    — Alles wird gut, sagt Renton. Er greift eine der Holzbohlen und schaut zu Sick Boy, der zunächst keine Anstalten macht, sich zu bewegen, dann aber doch das andere Ende des Bretts greift. Spud und Keezbo laden sich die zweite Bohle auf die Schultern. Langsam arbeiten sie sich vor, immer an den Gleisen entlang. Dieses Mal pausiert Matty und trägt die vergleichsweise leichten Taschen.
    Er geht ein paar Schritte hinter Renton. — Alter, du hast mal ein Rangers-Trikot getragen, Rents!, fährt er ihn plötzlich an. — In der Grundschule.
    — Pass auf, Mann, das hab ich euch schon tausendmal erklärt. Mein Alter hat mir und Billy Rangers-Trikots gekauft und uns mit in den Ibrox Park genommen, als wir noch kleine Jungs waren. Er wollte Hunnen aus uns machen, schnaubt Renton, ohne sich zu dem hinter ihm laufenden Matty umzudrehen. — Billy wollte aber ein Team aus Edinburgh supporten, also hat uns mein Vater mit ins Tynecastle genommen und uns Hearts-Trikots spendiert. Jetzt dreht er sich doch um und schaut Matty an. Dann blickt er zu Spud, der die andere Bohle mit Keezbo schleppt und gerade neben ihnen auftaucht. — Ich hab dieses Stadion gehasst, dieses beschissene Kackbraun der Trikots verabscheut und vom Gestank der Brennerei fast jedes Mal kotzen müssen. Also hat mich mein Onkel Kenny irgendwann mit ins Easter Road genommen, wo ich dann später auch mit euch Saftärschen hingegangen bin, erklärt er und blickt dabei auf Spud und Sick Boy. — Mit allen, außer mit dir, Matty, weil du ja sowieso nie zum Fußball gehst!, brüllt Renton ihn voller Aggression und Verbitterung an. — Im Gegensatz zu dir hab ich mir eine Meinung über die Hunnen und die Jambos gebildet und mich bewusst gegen sie entschieden. Damit bin ich tausendmal mehr ein Hibby, als du es jemals sein kannst. Also halt lieber deine große Fresse, du verlauster Penner!
    Matty lässt die Taschen fallen und macht einen Schritt nach vorn. Angespannt baut er sich vor Renton auf. Der lässt daraufhin sein Ende der Holzbohle auf den Boden krachen, was Sick Boy zwingt, es ihm gleichzutun. — Ich bin also ein verlauster Penner, was? Hast du in letzter Zeit schon mal in den Spiegel geschaut, Alter?! Du moderst quasi vor dich hin …
    — HÖRT AUF DAMIT! , brüllt Spud, während er und Keezbo ihre Holzbohle auf den Boden werfen und sich zwischen die Streithähne schieben. — Hört sofort mit diesem Scheiß auf, verdammt! Ich hasse es, wenn sich Kumpels streiten!
    — Aye, reißt euch ein bisschen zusammen, ihr Spinner. Sick Boy schüttelt den Kopf und weist mit einem Kopfnicken zur Rückseite eines Mietshauses, in dem noch ein paar Lichter brennen. — Und macht nicht solchen Krach, oder wollt ihr, dass uns die Bullen gleich hier hochnehmen?! Los jetzt, die Holzbohlen geschultert und vorwärts!
    — Das wird alles schieflaufen …, sagt Spud zu sich selbst, während Matty, der ebenfalls irgendetwas brummt, das Ende von Spuds Holzbohle schultert und losmarschiert.
    — Nein, nein, nein. Das wird laufen wie geschmiert, Mr. Danny, flüstert Keezbo zu Spud, als dieser, immer noch elend, aber doch irgendwie dankbar über Mattys