Skagboys 01
quillt die Lieblingsdroge der britischen Hirntotenfraktion aus dem Bildschirm und versickert dann langsam in den magnoliafarbenen Wänden des Anderson-Haushalts.
Der gute Simon ist trotzdem ganz hibbelig. Denn ihm gegenüber sitzt die kleine Maria auf der Couch. Meine Beine trommeln einen nervösen Rhythmus, während ich wieder und wieder einen Blick riskiere. Sie hat ihre blonden Haare nach hinten gebunden. Vorn hängt ein langer Pony vor ihren großen blauen Augen, die wegen der schweren Lider und der langen Wimpern irgendwie müde wirken. Der rückenfreie braune Einteiler legt große Flächen dieser köstlichen, honigfarbenen Haut frei, betont den zarten Nacken und ihre festen Gliedmaßen, die von einem hauchdünnen blonden Flaum bedeckt sind. Ihr Kleid endet knapp über den Knien. Darunter sind ihre spitz zulaufenden Beine zu sehen, an deren Ende schlanke Füße mit lackierten Fußnägeln in goldfarbenen Flip-Flops stecken.
Plötzlich kabbeln sich Grant und Maria aus Spaß. Dabei fällt Marias Magazin herunter, das sie aber gleich wieder aufhebt. Das Manöver dauert nur einen kurzen Moment, entblößt aber ein kleines Stück ihres weißen Unterhöschens. Auf dem Hintergrund ihrer von der Mallorca-Sonne braun gebrannten Schenkel wirkt es so elektrisierend auf mich, dass ich fast in meiner Hose abspritze.
— Hör auf zu jammern!, schimpft Deirdre in der Glotze.
Diese großen, vollen Lippen …
Zum Glück, oder auch zu meinem Pech, dreht Coke plötzlich seine verschrumpelte Visage zu mir und scheint voller Tatendrang. — Ich denk fast, wir könnten raus auf einen Drink gehen. Kommst du auch mit runter in die Kneipe, Janey?
— Im Leben nich!, plustert sich Ivy Tilsley im Fernsehen auf, während Janey, die sich wie eine Katze in ihrem großen Sessel zusammengerollt hat, sich zu ihrem Ehemann dreht. — Nee, ich bleib hier und schau meine Serien. Wenn du rausgehst, bring Fish & Chips zum Abendbrot mit.
— Für mich Mince Pie!, quäkt der kleine Grant aufgedreht.
Ich schaue zu Maria rüber, die in ihr Magazin vertieft ist und alle Anwesenden ignoriert.
— Willst du nichts von der Frittenbude, Kleine?, fragt Janey.
Da schaut Maria doch noch von ihrem Magazin auf. Als sich die vollen Lippen ihres süßen Schmollmunds in Bewegung setzen, um eine desinteressierte Antwort zu formulieren, bin ich näher dran, mich ernsthaft zu verlieben, als ich es jemals war. — Nö.
Coke zieht die Augenbrauen hoch und signalisiert mir damit, dass wir aufbrechen. — Teenager, brummt er, als wir im Treppenhaus sind.
— Ja, muss ziemlich hart sein, zwei Kinder aufzuziehen. Wär nichts für mich, kann ich dir sagen. Meine Ma labert aber von nichts anderem mehr. Will nichts lieber, als dass Carlotta, Louisa und ich nen Haufen Bälger bei ihr anschleppen, damit sie sie verwöhnen kann.
— Ach nee, du bleib ma jung, frei und Single, solange du kannst, rät mir Coke. — Is nich so, dass ich irgendwas bereuen würde, fügt er energisch hinzu. Dabei weiß ich ganz genau, dass er nach ein paar Drinks im Pub ohne Ende von den Dingen berichten wird, die er bereut. — Maria ist ein wundervolles Mädchen, das uns noch nie Sorgen bereitet hat. Und der kleine Mann is auch ne Wucht.
Hast du eigentlich eine Vorstellung, was für ein hervorragendes Fickmaterial deine Tochter abgibt, Kumpel?!
Nachdem wir aus dem grauen Treppenhaus in das grelle Sonnenlicht hinausgetreten sind, ziehen wir los in Richtung Bay Horse in der Henderson Street.
Im Grunde hat Coke nur zwei Modi. Erstens: nüchtern, griesgrämig, schweigsam. Zweitens: betrunken, geifernd, lautstark. Im Pub kommt, was kommen musste: Als die ersten Gläser geleert sind und der Alkohol seine Wirkung entfaltet, fängt Coke an zu quatschen. — Hab gehört, euer Kumpel, der Fußballspieler, hat ne heftige Tracht Prügel im Grapes abgefasst.
Bestimmt wieder dieser Wichser Dickson, möcht ich wetten. War wahrscheinlich das erste und einzige Mal, dass er jemanden zu Recht zusammengelegt hat. — Stimmt, Rab McLaughlin. Wir nennen ihn Second Prize wegen der vielen Prügel, die er schon bezogen hat. Der Junge will sich dauernd kloppen, wenn er besoffen ist. Treibt es immer so weit, bis sich irgendeiner findet, der ihm ne Abreibung verpasst. Bettelt förmlich drum, erkläre ich Coke. Gleichzeitig denke ich darüber nach, dass es wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit ist, bevor Coke und Second Prize sich kennenlernen und beste Freunde werden. Ich kann mir schon richtig vorstellen,
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