Skagboys 01
war abgefahren.
Es ging einfach nicht.
Als wir dann schließlich fickten, war es einfach nur grauenvoll, aber das ist eine andere Geschichte. Mittlerweile sehen wir uns manchmal Ewigkeiten nicht, nur um dann wieder unter Vorwänden wie gemeinsamen Konzertbesuchen oder Plattenhör-Sessions zusammenzukommen und schlechten Sex zu haben. Und ich meine richtig schlechten Sex. Wir beide denken danach stets: »Das war das allerletzte Mal!« Irgendwann greift dann aber doch wieder einer von uns beiden, meist sie, zum Telefonhörer …
Mein Kumpel Stevie Hutchison steht gerade mit seiner Freundin bei meinen alten Herrschaften. Dann kommt er in diesem wippenden Gang rüber, bei dem er sein Körpergewicht schrittweise von einem Bein auf das andere verlagert, und legt seinen Arm um meine Schulter. — Wie hältst du durch, Kollege?
— Ganz gut so weit, Hutchy. Muss ja irgendwie weitergehen, nich wahr? Wie läuft’s bei dir?
— Schnauze gestrichen voll, Mann, antwortet er mit wütend funkelnden Augen. — Die von Ferranti haben mich ausbezahlt und rausgeschmissen. Hab mich jetzt bei Marconi unten in Essex beworben. Alles ziemlich im Arsch hier in der Gegend. Hätte Bock, es eine Zeit lang in London zu versuchen. Vielleicht inna Band mitmischen oder so. Er schaut zu seiner Lady rüber, die gerade mit Keezbo quatscht. Die Alte heißt Chip Sandra, ist ziemlich bescheuert, kann Stevie nicht im Traum das Wasser reichen und ist außerdem mitverantwortlich für die Auflösung unserer alten Band, Shaved Nun. — Sandra is aber nich sonderlich scharf auf London, sagt er mit einem zerknitterten Lächeln. — Wird wahrscheinlich Zeit, sie abzuservieren, fügt er mit einem Zwinkern hinzu.
Ich lächle zurück. Definitiv abservieren, die Alte!
— Was is los, Stephen?, mischt sich Chip Sandra, die offensichtlich die Vibes gecheckt hat, in unsere Unterhaltung ein.
— Nur Musikgequatsche, kennst uns doch. Stevie zwinkert mir noch einmal zu und dreht sich dann zu ihr. — Komm, lass uns einen Drink holen, Süße. Als er mit ihr in Richtung Bar trottet, legt er seine Hand auf ihren Rücken und formt mit Zeige- und Mittelfinger das umgekehrte Victory-Zeichen, sodass ich es sehen kann. Fuck you!
Chip Sandra hat ihren Namen bekommen, weil sie vor Ewigkeiten bei einem Stehfick mit Matty im Güterbahnhof Pommes gefuttert hat. Peinliche Nummer für Matty: Er knallt die Alte an der Mauer, und sie spachtelt derweil über seine Schulter hinweg Pommes. Noch peinlicher, wenn man bedenkt, dass die ganzen Jungs Schlange standen. Ich war nämlich so frech gewesen und hatte Sandra gefragt, ob sie mir nich ein paar Pommes abgeben würde, woraufhin sie mir den Pappteller hinstreckte und ich mir ein paar Fritten griff. Matty war extrem sauer und brüllte nur: — Verpiss dich, Renton! Ich konnte ja nicht ahnen, dass sich die Jungs – sprich: Begbie, Nelly, Saybo, Dawsy, Gav und noch ein paar Typen – nach mir in einer Reihe anstellen würden, um sich auch ein paar Pommes zu greifen, während Matty verzweifelt weiterrammelte und sein blanker Arsch im Sekundentakt aus dem Schatten auftauchte. Ich erinnere mich noch daran, wie Saybo sich mit der Zunge genüsslich die braune Soße von den Zähnen leckte, als wir auf dem Heimweg auf den Walk einbogen, und dann meinte: — Beste Anstellnummer, die die alte Kuh je für die Jungs gebracht hat, Alter!
Mittlerweile ist Franco mit seinem aktuellen Fickmäuschen, dieser June Chisholm, zu uns rübergekommen. Während June sich mit Hazel unterhält, versetzt mir Beggar Boy einen Knöchelfauststoß auf die Brust, der zwar als freundschaftliche Geste gemeint ist, aber definitiv für einen blauen Fleck am nächsten Morgen sorgen wird. — Hier, runter damit! Er reicht mir einen großen Whisky. — Du kommst doch klar, Kumpel, oder?
— Aye, antworte ich und nehme einen Schluck.
Mein alter Herr wirft mir einen Blick zu, als wolle er sagen: »Nicht gerade die feine Art mit Hazel und Fiona, Junge!« In seinem Missfallen entdecke ich aber auch einen Hauch Erleichte rung, da ich mich in seiner Wahrnehmung vom potenziell schwu len Sohn in einen regelrechten Schürzenjäger verwandelt habe.
Franco schaut zu Fiona und dreht sich dann zu mir. — Viel leicht stellst du mich ma langsam vor, du unhöfliche Arschgeige.
— Klar doch. Fiona, das is mein Kumpel Frank Begbie, auch bekannt als Franco.
Oder als Beggars oder der Beggar Boy oder der Generalissimo oder der psychopathische Terrorarsch. Im Leith Victoria Gym war ich
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