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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Das hier is ne gute Übung für mich, antwortet sie mit einem Lächeln, so kalt und emotionslos, als hätte es ihr jemand mit einem Teppichmesser ins Gesicht geschnitzt. — Dauert nich mehr lange, denke ich. Aber danke der Nachfrage, fügt sie hinzu und schleicht sich in Richtung Bar davon, wo ihre Freunde stehen. Nach ein paar Schritten scheint ihr noch etwas einzufallen, und sie dreht sich um. — Ich soll auch von Kelly herzliches Beileid sagen. Es tut ihr leid, dass sie nicht hier sein kann, aber sie hat nächste Woche ihre Prüfung.
    — Okay, danke, sage ich und schaue ihr hinterher, wie sie zu Matty und Gav rübergeht. Da Fiona mit Tommy und Geoff quatscht, setze ich mich zu meiner Ma. Sie hat einen albernen Hut auf, um die grau-braunen Haaransätze zu verbergen, die sie schon eine ganze Weile nicht mehr nachgefärbt hat. Sie nimmt einen Zug von ihrer Zigarette. An ihrer Stirn kleben verschwitzte Peroxid-Strähnen, und ihr Make-up ist durch die vielen Tränen komplett verlaufen. Die erdrückende Trauer und das permanente Rauchen haben ihre Stimme so kratzig und heiser gemacht wie die eines Hafenarbeiters. — Manchmal denke ich, dass Gott mich auf diese Weise bestraft.
    — Wofür?
    — Ich habe gegen meinen Glauben gehandelt, als ich deinen Vater geheiratet habe.
    Eine Rauchwolke tritt zwischen ihren gekräuselten Lippen hervor. Ihre hohlen Wangen und das wilde Starren in ihren Augen vermitteln einen Hauch von Wahnsinn. — Du glaubst wirklich, dass Gott dich bestraft, weil du als Katholikin einen Mann mit anderer Konfession geheiratet hast?
    — Aye. Genau so ist es, sagt sie emphatisch mit riesigen Pupillen in den weit aufgerissenen Augen. Es schmerzt sie, dass wir keinen Trauergottesdienst für den kleinen Mann in ihrer Kirche, der St. Mary’s Star of the Sea, abgehalten haben. Als Klein Davie jünger war und sie ihn noch problemlos transportieren konnte, ist sie öfter mit ihm in dieses katholische Gotteshaus gegangen.
    — Was is dann mit Dad?, frage ich sie. Der alte Mann quatscht gerade mit Andy und seiner Weedgie-Familie, sprich: Granny Renton und seinen Brüdern Charlie und Dougie aus Glasgow. Ich leere meinen Whisky und donnere das leere Glas auf den Tisch. — Ich meine, Dad is Protestant, und Klein Davie war sein Sohn. Das bedeutet dann wohl, dass Gott zumindest auf beiden Seiten austeilt: Er hasst euch beide!
    — So etwas solltest du nicht sagen, Mark. Sag so was nicht …
    — Vielleicht ist es aber auch so, dass sich euer lieber Herrgott einen verdammten Scheiß für uns interessiert. Is dir das schon mal in den Sinn gekommen?
    — Nein!, schreit sie, während ich darüber nachdenke, wie geil ein solcher Gott eigentlich wäre. Ein Gott, der die verdammten Christen genauso hasst wie die Muslime, die Juden und all die anderen Wichser, die ihm auf den Senkel gehen. Ein solcher Gott würde sogar (ganz besonders sogar) diese Spinner mit ihrem Kastenwesen hassen, die verdammten Buddhisten. Mein kleiner Ausraster wird sofort bemerkt und sorgt, von mir vollkommen unbeabsichtigt, für Einheit unter den anwesenden Konfessionen. — Komm schon, Mark, beruhig dich wieder, Junge, meint Kenny zu mir. Im Handumdrehen sind auch mein Dad und seine Brüder zusammen mit Billy zur Stelle.
    Dougie is gar kein so übler Kerl, aber Charlie ist ein dummer, ätzender Fanatiker. Er war es, der unseren Billy mit diesem ganzen Oranier-Scheiß angesteckt hat, und Dad weiß das auch. Er starrt mich derart finster an, dass man meinen könnte, ich wäre der Abschaum dieser Welt für ihn. Wahrscheinlich hat Billy ihm die Story mit dem Handjob für Klein Davie erzählt. Irgendwie habe ich das Gefühl, von ihnen eingekreist zu werden. Ich schaue mich nach Franco um, aber der is mit June drüben an der Bar. Da taucht plötzlich Fiona an meiner Seite auf, säuselt ein paar Entschuldigungen und bezaubert alle mit ihrem entwaffnenden Charme. — Die Beerdigung hat ihn sehr aufgeregt, nicht wahr, Liebster?
    Die Beerdigung hat mich aufgeregt, mein Arsch! Es ist der Scheiß hier, der mich aufregt. Die Protestanten auf der einen, die Papstfreaks auf der anderen Seite: das absolute Loserpack, rekrutiert aus dem Bodensatz des europäischen Christentums. Nichts weiter als gehirnamputierte Fußsoldaten von zwei der verbohrtesten religiösen Sekten auf diesem Kontinent. Fanatisiertes Ungeziefer in Menschengestalt, das tief drinnen weiß, dass es sein Dasein ganz unten in einem riesigen Misthaufen fristet, in einer der räudigsten Gegenden

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