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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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sein laufender Sandsack und kassierte jede Menge Körpertreffer. Tapp, tapp, tapp …
    — Hallo, Frank. Sie streckt ihm die Hand entgegen, bekommt aber von Begbie im selben Moment einen herzlichen Knutscher auf die Wange gedrückt. Manchmal kann der Wichser echt nett sein und auch mit nicht gewalttätigen Begrüßungen aufwarten. Gut gemacht, Beggars!
    — Mark erzählt ziemlich oft von dir.
    Sofort leuchtet der Para-Alarm in Begbies Augen auf. — Macht er das also, ja?!, brummt er und starrt dabei direkt durch meine Augen hindurch in meine Seele (oder was davon noch übrig ist).
    — Er ist voll des Lobes, möchte ich hinzufügen, sagt Fiona charmant.
    Begbies Visage entspannt sich etwas und nimmt wieder menschliche Züge an. Er lächelt sogar ein wenig. Ich kann kaum fassen, dass Fiona selbst diesen Psycho-Arsch eingewickelt hat. Er legt einen Arm um meine Schulter. — Nun, wir sind auch die besten Kumpels, stimmt’s nich, Mark? Ich kenn ihn seit der beschissenen Grundschule. Kleine Hosenscheißer warnwa da! Fünf Jahre alt oder so.
    Ich ringe mir ein Lächeln ab, kippe einen anständigen Schluck Whisky runter und genieße das brennende Gefühl. — Einer der Besten, dieser Typ hier, sagt er, und einen Moment lang bin ich sogar versucht, ihm das abzunehmen. Ermutigt durch die guten Vibes zwischen uns verpasse ich ihm einen kräftigen Fauststoß auf die Brust. Begbie bekommt es noch nicht mal mit. Er ist nämlich gerade voll in seinem Element. Wie viele andere Psychopathen auch blüht er besonders bei Beerdigungen richtig auf. Kein Wunder eigentlich: Wenn es dein Lebensinhalt ist, Tod und Verzweiflung über deine Mitmenschen zu bringen, dann muss sich eine Beerdigung wie das Resultat deiner harten Arbeit anfühlen. Dein Job ist quasi schon erledigt, sodass du dich entspannt zurücklehnen und die Show genießen kannst. Er packt mich fester an der Schulter und schiebt sein Gesicht mit der liebevoll gemeinten Distanzlosigkeit eines Soziopathen unglaublich dicht an meins heran. Seine heiße, dunkle, rauchige Essenz beginnt meine Sinne zu benebeln. — Du kommst gar nich mehr rum wie früher, damit wir einen saufen gehen können, Mark.
    Liegt wohl daran, dass du immer irgendwelche Typen verdrischst. — Ich bin die meiste Zeit in Aberdeen, Frank. Das weißte doch.
    — Aber nich die ganze Zeit, Mann. Liegt wahrscheinlich daran, dass wir am Ende imma irgendn Arsch verdreschen!
    Was meinst du mit »wir«, du verdammter Wichser?
    — Ach, Quatsch! Wir amüsieren uns immer prächtig, wenn wir zusammen um die Häuser ziehen.
    — Verdammt richtig! Genau das tun wir!, verkündet er an Fiona gewandt. Er fährt seinen rechten Arm aus und zeigt auf die anderen Trauergäste, während er mich mit dem linken noch enger an sich drückt. — Keiner der Ärsche hier hat nämlich unsere Art Humor, nich wahr, Rents? Den meisten dieser Wichser kann man es noch nich ma erklären. Dann versucht er tatsächlich, Fiona diese einzigartige Mischung aus derbem Spaß und sinnfreier Absurdität zu erläutern, die nur er und ich für lustig halten.
    Hazel kennt das Gelaber schon und dreht sich zu mir. — Ich hab dir ein Tape von dem Joy-Division-Livealbum gemacht.
    — Die Still - LP ?
    — Genau.
    — Voll geil. Danke. Hab gehört, dass da ne tolle Version von »Sister Ray« drauf sein soll, sage ich und lächle sie dankbar an. Ich hab das Album zwar schon, seitdem es rausgekommen ist, aber das sage ich ihr nicht. Wir haben schon immer Tapes füreinander aufgenommen. Auch wenn Sick Boy ständig meint, dass das ein versteckter Akt der Aggression und der egoistischen Gedankenkontrolle ist, stand für uns immer diese liebenswürdige Geste des Zusammenstellens von Musikstücken im Mittelpunkt. Vor meinem geistigen Auge kann ich schon sehen, wie Hazel die Kassettenhülle in ihrer sauberen Handschrift beschriftet hat:
    Joy Division: Still
    Ein unbehaglicher Moment: Ich lächle und trinke meinen Whisky aus, woraufhin Hazel zwinkert und schüchtern ihren Kopf senkt. Dann entschuldigt sie sich und geht zum Buffet. Ich schaue Fiona in die Augen, und wir drehen eine Runde. Zuerst schnappe ich mir aber ein neues Glas und unterhalte mich ein wenig mit Moira und Jimmy, den Eltern von Keezbo. Dann quassele ich mit ein paar von den Verwandten meiner Mutter aus Bonnyrigg/Penicuik, die ihr gerade Trost spenden.
    Als ich Alison zum Buffet gehen sehe, spreche ich sie an. — Ali … tut mir leid. Das mit deiner Ma, meine ich. Wie geht es ihr?
    — Sagen wir so:

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