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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Richter Bradford, der Gruen offenbar schon zu oft hatte zuhören müssen, entsprach ihrem Antrag und ordnete erstmals im Staate New York an, dass vier Skelette ebenso aufbewahrt werden mussten wie Erdreich, die Ergebnisse toxikologischer Untersuchungen, eventuell vorhandene Röntgenbilder, Obduktionsberichte, Notizen und Akten des Gerichtsmediziners, Fotos, Berichte und Notizen der beteiligten Polizeibeamten, Kleidung, Krankenakten, Paraffinblöcke, kon­ser­vierte Gewebeproben, mikroskopische Objektträger »und je­de Menge anderes Zeug – alles, was Sie brauchen«.
    Euphorisch hüpfte Manny aus dem Gerichtssaal, ohne noch groß auf Gruen zu achten, der an die Richterbank getreten war und um eine Unterredung im Richterzimmer bat.
    »Das ging ja schnell«, sagte Kenneth. »Wenn wir die richterliche Anordnung im Bezirkskrankenhaus abgegeben haben, können wir zum Abendessen wieder zu Hause sein.«
    »Eher nicht. Ich dachte, wenn wir schon mal hier sind und noch etwas Zeit haben, machen wir Patrice zuliebe noch einen kleinen Umweg. Mal sehen, ob wir ein paar Geister wecken können.«

    Jake brauchte drei Stunden für die Obduktionen, die am Morgen anstanden, und dann wartete noch der ganze Schreibkram auf ihn. Pederson macht mich wieder zur Schnecke, wenn ich nicht fertig werde, dachte er, obwohl ihm die Worte vor den Augen verschwammen. Unter Harrigan, Pedersons Vorgänger, war die Zahl der Formulare mit den erforderlichen Unterschriften erheb­lich geringer gewesen, und man hatte meist zu einer halbwegs vertretbaren Zeit Feierabend machen können. Er hatte sich schon fast dazu durchgerungen, den Rest auf das Risiko einer Standpauke hin auf den nächsten Tag zu verschieben, als das Telefon klingelte.
    »Dr. Rosen?« Eine honigsüße Männerstimme ließ nichts Gutes ahnen.
    »Am Apparat.«
    »Meine Kanzlei vertritt R. Seward Reynolds, den Bauunternehmer für das Einkaufszentrum in Turner.«
    »Und Sie heißen …?«
    »Michael Thompson von Javalovich, Custer, Thompson & Warbler. Wie wir hören, versucht Ihre Repräsentantin in Baxter County zu erreichen, dass das Knochenmaterial aufbewahrt und der Fundort abgesperrt wird. Sie selbst sollen absurde Theorien verbreitet haben, die unserem Mandanten erheblichen finanziellen Schaden zufügen könnten.«
    Mannys Werk. Braves Mädchen! Und sie wäre bestimmt entzückt, wenn Sie wüsste, dass er sie als meine »Repräsentantin« bezeichnet hat. »Wer sagt das?«
    »Als Kanzlei unterliegen wir natürlich der Schweigepflicht. Wir möchten Sie nur höflicherweise darauf aufmerksam machen, dass unser Mandant gewillt ist, Sie für eventuelle finanzielle Verluste aufgrund der Handlungsweise Ihrer Repräsentantin juristisch verantwortlich zu machen. Einfacher gesagt: Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten.«
    Normalerweise war Jake ein eher gelassener Mensch, aber er hatte ein paar Reizpunkte. Und Drohungen gehörten eindeutig dazu. Zorn pumpte durch seinen Blutkreislauf wie ein Serum. »Mr. Thompson, wollen Sie mir etwa drohen? Bestellen Sie Ihrem Mandanten, wenn er versucht, mich oder meine Repräsentantin aufzuhalten, begrabe ich seine Knochen gleich neben denen von Mr. Lyons und errichte eigenhändig ein Einkaufszentrum darüber.« Er knallte den Hörer auf die Gabel und musste selbst über die Heftigkeit seiner Wut staunen.
    Das Telefon klingelte erneut.
    »Hören Sie, falls Sie je –«
    »Dr. Rosen«, sagte eine atemlose Frauenstimme, »Gott sei Dank, dass ich Sie erreiche! Sie müssen uns helfen. Es ist was Schreckliches passiert.«
    Jake massierte seine pochende Schläfe. »Wer ist denn da?«
    »Paula Koros, die Tochter von Theresa Alessis.«
    Sein Atem verlangsamte sich. »Ja natürlich, Ms. Koros. Entschuldigen Sie, dass ich Sie angeschnauzt habe, Sie waren nicht gemeint. Ich wollte Sie gerade anrufen. Ich habe die Obduktion des Leichnams Ihrer Mutter durchgeführt.« Wie bringe ich es ihr am besten bei?
    Sie ließ ihm gar keine Gelegenheit dazu. »Ich bin bei dem Bestatter. Die ganze Familie ist hier. Dr. Rosen, die Leiche im Sarg – das ist nicht meine Mutter. Das ist eine ganz andere Frau.«
    Er wusste, dass die Leiche, die er untersucht hatte, Mrs. Alessis gewesen war, weil er sie nur wenige Tage zuvor lebend gesehen hatte. Aber in der Leichenhalle waren noch zwei andere Tote gewesen. War es möglich …?
    Er rief das Baxter Community Hospital an und ließ sich mit dem Mann verbinden, der für die Leichenhalle zuständig war. Er klang kaum älter

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