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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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bedankt, dass du Dads Sachen abgeholt hast.«
    »Tut mir leid, dass das Haus hinterher noch verwüstet worden ist.«
    »Davon hast du also schon gehört.«
    »Ja.«
    »Auch von Mrs. Alessis?«
    »Ich war sogar neulich noch da. Ihre Tochter hatte mich gebeten, ihre Mutter zu obduzieren.« Er atmete tief durch. Jetzt oder nie. »Das bringt mich zum Grund meines Anrufs.«
    Eiseskälte am anderen Ende. »Ach ja?«
    »Die Obduktion hat ergeben, dass Mrs. Alessis vergiftet wurde. Und das Gift war, wie sich herausgestellt hat, in einer Flasche Whiskey, die ich deinem Vater geschenkt hatte und aus der wir am letzten Abend, als ich bei ihm war, beide getrunken haben. Offensichtlich wurde das Gift hineingetan, als ich wieder weg war. Ich habe die Flasche in Mrs. Alessis’ Wohnung gefunden. Es war Tetrachlormethan drin, das auch in Mrs. Alessis’ Leber nachgewiesen wurde. Vielleicht hatte der Mörder es auf sie abgesehen, vielleicht aber auch nicht.«
    Jake ließ Elizabeth Zeit zu begreifen, was er damit andeutete. »Weiter«, sagte sie schließlich.
    Sag es einfach. »Ich glaube, das Gift war für deinen Vater gedacht. Das lässt sich aber nur feststellen, wenn wir seinen Leichnam exhumieren und auf den speziellen Leberschaden hin untersuchen, den dieses Gift verursacht.«
    »Nein!« Es war fast ein Schrei.
    »Elizabeth, bitte. Ich muss es wissen.«
    Er konnte hören, wie sie um Fassung rang. »Du meinst, du willst ihn ausgraben und in Stücke schneiden?«
    »So ist das nicht, das weißt du. Es ist eine Wissenschaft. Eine Wissenschaft, um die dein Vater sich verdient gemacht hat.«
    »Entschuldige, aber genau so ist es. Als ich zwölf Jahre alt war, hat Dad mich zu einer Obduktion mitgenommen. Er dachte, ich wäre alt genug, um das zu verkraften. Da lag er völlig falsch. Ich hab heute noch Albträume. Und die Vorstellung, dass du das mit meinem Vater machst –«
    »Sieh es doch mal aus seiner Sicht. Auf dem Totenschein steht, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist. Ich glaube, das stimmt nicht. Pete war Wissenschaftler. Er würde wollen, dass wir die Wahrheit herausfinden.«
    »Ich weiß nicht, was seine Sicht wäre. Ich kenne nur meine und Daniels. Ich finde Obduktionen einfach barbarisch.«
    »Hör mich an. Falls er ermordet wurde, möchtest du dann nicht, dass der Täter bestraft wird? Sollte er nicht zur Rechenschaft gezogen werden?«
    »Und was, wenn herauskommt, dass er sich selbst vergiftet hat? Das will ich nicht wissen. Selbstmord ist eine Sünde. Außerdem habe ich in meinem Job schon genug damit zu tun, Menschen zur Rechenschaft zu ziehen. Bitte, Jake. Dad ist unter der Erde. Er ist an Krebs gestorben. Lass es gut sein.«

    Manny war da anderer Meinung. Als sie gegen acht in Jakes Büro kam, sah sie abgespannt aus – und schön. Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen, doch stattdessen hörte er nur aufmerksam zu, während sie die Ereignisse in Turner schilderte.
    »Ich möchte, dass Sie den Fall aufgeben«, sagte er, als sie fertig war.
    »Und Sie machen allein weiter?«
    »Bis ich genug beisammenhabe, um die Polizei einzuschalten.«
    » Genug im Sinne von: ›Ich habe die Knochen nicht mehr, ich habe Mrs. Alessis’ Leiche nicht mehr, Pete liegt auf dem Friedhof, und wenn ich weiter in der Sache herumstochere, werde ich wahrscheinlich umgebracht‹?«
    Er lachte: »So ungefähr.«
    »Wissen Sie was? Das hört sich alles so prima an, dass ich doch lieber an dem Fall dranbleibe.« Sie sah die Unsicherheit in seinen Augen. »Wir haben doch mal von den Dingen gesprochen, die wir beide hassen. Drohungen und Einschüchterungen stehen da seit Neuestem auf meiner Liste ganz oben. Ich weiß, was Sie von mir halten – Sie denken, ich bin ein zartes hilfloses Frauchen. Das ist typisch Mann. Aber wenn ich wütend werde, hält mich nichts mehr auf, und wer auch immer gestern Abend hinter mir geatmet hat, er hat erreicht, dass ich stinksauer bin. Wir arbeiten weiter zusammen. Ende der Diskussion.«
    Jetzt umarmte er sie doch noch. Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum, trat zu ihr und umarmte sie. Er merkte, dass sein Herz förmlich tanzte.
    Wieder zurück hinter seinem Schreibtisch, erzählte er ihr von seinem Gespräch mit Elizabeth.
    Und dann verabredeten sie sich für den nächsten Tag – so spät deshalb, weil Manny sich unbedingt mal wieder ihrer sonstigen Arbeit widmen musste – abends bei Jake zu Hause.

13

    E s war ein für die Jahreszeit ungewöhnlich kalter Morgen in Queens. Die

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