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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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beiden schaden.«
    Jake hatte eine Standpauke erwartet, aber die Heftigkeit machte ihn betroffen. »Lassen Sie mich das erklären.«
    »Hat das irgendwas mit Harrigan zu tun?«
    »Er wurde vergiftet. Ermordet. Tetrachlormethan. Ich hab den Gefrierschnitt der Leber hier unter dem Mikroskop.«
    »Und wenn er von Heuschrecken zu Tode gebissen wurde, das ist mir egal. Er ist nicht in New York City gestorben. Wir haben da keinerlei Befugnis.«
    »Doch, haben wir, und zwar durch einen Gerichtsbeschluss, den die Staatsanwaltschaft von Queens County auf meine Veranlassung erwirkt hat.«
    »Und das haben Sie einfach so entschieden, ohne vorher mit mir zu reden?«
    Jake zuckte die Achseln. »Sie hätten bestimmt nicht zugestimmt. Und ich muss es wissen. Was würden Sie denn tun, wenn Ihr bester Freund ermordet worden ist und der Mörder ungeschoren davonkommt?«
    Pedersons Tonfall wurde freundlicher. »Lassen Sie mich mal sehen.« Er spähte durch Jakes Mikroskop. »Zentrilobulare Nekrose – Sie hatten recht. Wie traurig, aber eigentlich überrascht es mich nicht.«
    »Wieso nicht?« Die Worte trafen Jake wie eine Ohrfeige. »Wie meinen Sie das?«
    »Pete war nicht der Mensch, für den Sie ihn gehalten haben. Als forensischer Pathologe war er gut, wahrscheinlich sogar großartig. Aber ich weiß ein paar Dinge über ihn, die Sie nicht wissen. Möglicherweise hat ihn seine Vergangenheit eingeholt.«
    »Hat er mal einen Fall vermasselt? Oder als junger Bursche Dummheiten gemacht? Nun sagen Sie schon.«
    Pederson seufzte. »Lassen Sie’s gut sein. Wenn ich Bauchspeicheldrüsenkrebs hätte, würde ich sterben wollen. Lassen Sie ihm seinen Frieden.« Er wandte sich zur Tür. »Kümmern Sie sich um Ihre Arbeit. Die Rechtsmedizin gehört weder Harrigan noch Ihnen oder mir.«
    »Charlie, ich muss Elizabeth anrufen. Sie hat das Recht, es zu erfahren.«
    »Sie hat auch das Recht, es nicht zu erfahren. Warum wollen Sie ihr das zumuten? Ich dachte, Sie waren sein Freund.« Und damit ging er aus dem Zimmer.
    In Jakes Kopf herrschte heillose Verwirrung. Ich war sein Freund. Ich kannte ihn besser als jeder andere Mensch auf Erden. Was hat Pederson mit dieser Bemerkung über Petes Vergangenheit gemeint? Jake stand auf und tigerte in seinem Büro auf und ab, versuchte, die Jahre zu rekonstruieren. Sie hatten sich kennengelernt, als Jake noch im Studium war, und bald Freundschaft geschlossen. Zugegeben, Pete hatte nie viel über seine Kindheit oder seine eigene Ausbildung erzählt, aber das hatte Jake auch nicht. Sie arbeiteten beide in der Gegenwart, lebten für die Gegenwart, und oft genug, wenn sie gemeinsam einen Fall bearbeiteten, lebten sie füreinander. Alles an Pete war offen gewesen, sogar transparent. Trotzdem, dachte Jake, es wäre nicht das erste Mal, dass ich mich getäuscht habe. Ich habe schließlich auch gedacht, meine Ehe mit Marianna würde ewig halten. Ha! Aber Marianna kannte ich bloß ein paar Jahre. Bei Pete waren es Jahrzehnte.
    Jake setzte sich wieder hin und hing seinen Gedanken nach: Wieso hat Pederson mich nicht nach der anderen Probe gefragt, die ich Mrs. Alessis entnommen habe? Warum will er unbedingt, dass ich die Sache auf sich beruhen lasse? Warum soll ich es nicht Elizabeth sagen? Weiß er irgendwas über die Skelette? Müde rieb Jake sich die Augen. Ich kann nicht aufhören, und wenn es mich meinen Job kostet, dachte er. Aber eigentlich weiß ich nicht mehr weiter. Ohne die Skelette gibt es keine Spuren. Ohne Elizabeths Segen bleibt der Mord an Pete ungesühnt.
    Er griff zum Telefon. Ein letzter Versuch. »Elizabeth, ich bin’s, Jake. Stör ich gerade?«
    »Daniel ist nicht da, die Kinder machen ihre Schulaufgaben, und ich entspanne mich zum ersten Mal heute, nach der Pressehektik im Büro. Ja, du störst gerade – das heißt, nur wenn du wegen der Sache mit Dad anrufst.«
    »Ich tu das wirklich nicht gerne, und ich würde es auch nicht tun, wenn es nicht so wichtig wäre. Aber vielleicht brauche ich deine Hilfe, und wenn ja, muss ich dir die Wahrheit sagen. Dein Dad ist nicht an seiner Krebserkrankung gestorben. Er wurde vergiftet. Ermordet. Wir haben den Leichnam heute Morgen exhumiert. Die Beweise sind unstrittig.«
    Langes Schweigen trat ein. Nur die Atemgeräusche am anderen Ende verrieten ihm, dass Elizabeth noch dran war. »Versuch doch zur Abwechslung mal, ein Weilchen auf der Erde zu leben«, sagte sie schließlich, »anstatt immer nur in der Erde mit den anderen Würmern.«

14

    J ake rief Manny

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