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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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EXPERTEN­MEINUNG : BLUT IST DICKER ALS KAFFEE.
    »Erfrischt. Belebt. Bereit zum Einsatz.«
    Er runzelte die Stirn. »Wie kann ich Sie dazu bringen, den Fall aufzugeben?«
    »Geben Sie ihn selbst auf.«
    Tatsächlich hatte er daran gedacht, nur um sie aus der Gefahrenzone zu bringen. Aber angesichts dessen, was sie inzwischen wussten, waren weitere Angriffe nicht auszuschließen, selbst wenn sie den Fall aufgaben. Außerdem war seine Loyalität Pete gegenüber zu stark. Er würde sie einfach so gut er konnte beschützen müssen.
    »Ich möchte, dass Sie sich heute schonen«, erklärte er.
    »Fahren Sie nach Hause. Ruhen Sie sich aus. Lassen Sie Ihre Mutter kommen.«
    Sie lächelte ihn an. »Jawohl, Boss.«
    »Im Ernst. Ich weiß nicht, wer Sie vor Ihrem Büro niedergestochen hat, aber ich hab so das Gefühl, das war die letzte Warnung an Sie. Wenn die das nächste Mal zuschlagen, geht’s um Leben und Tod, erst recht, wenn wir noch mehr herausfinden. Also bleiben Sie zu Hause, und seien Sie um Gottes willen vorsichtig.«
    Seine Eindringlichkeit ernüchterte sie. »Sie aber auch. Was haben Sie heute geplant?«
    »Ich bringe Sie nach Hause und fahre dann weiter ins Büro. Aber irgendwann im Lauf des Tages werde ich die Haar- und Knochenproben im Labor von Hans Galt in Brooklyn untersuchen. Vielleicht sind die ja ganz aufschlussreich.«
    »Seh ich Sie heute Abend?«
    Er bemerkte das Flehen in ihrer Stimme. »Natürlich, ich weiß nur noch nicht, wann. Ich ruf Sie an. Außerdem werde ich Sam bitten, nach Ihnen zu sehen und Ihre Mutter abzulösen, falls sie zurück nach New Jersey will. Ich möchte, dass Sie Ihre Wohnung nicht verlassen.«
    Sie wurde ungehalten. »Hören Sie, ich hab das schon mal gesagt. Ich kann es nicht leiden, wenn mir jemand sagt, was ich zu tun oder zu lassen habe.«
    »Ich sag das nicht nur, ich befehle es Ihnen. Falls Sie nicht gehorchen, ist unsere Teamarbeit zu Ende.«
    Er meint es wirklich ernst. Sie senkte den Kopf. »Ich werde brav sein. Ehrenwort.«
    Am späten Nachmittag fuhr Jake zu Galts Labor. Er hätte die Arbeit auch im Labor der New Yorker Gerichtsmedizin erledigen können, aber er wollte nicht, dass Pederson etwas davon mitbekam. Sein Boss hatte ihm außerdem gesagt, er solle ein privates Labor nutzen, und da bot sich nun mal Galt an. Er brachte die Knochenproben nach unten in den Röntgenraum.
    Dort zog er eine Bleischürze an, platzierte die Knochen auf separate Röntgenkassetten aus Metall, legte die Kassetten eine nach der anderen auf den Untersuchungstisch, der normalerweise für Leichen vorgesehen war, und machte die Röntgenaufnahmen: die Kinnlade von Skelett Nummer vier, die Metallplatte von Nummer drei, der Oberarmknochen von Nummer zwei und die Elle und der Mittelhandknochen von Nummer eins. Letzterer wies, wie er nun erstmals bemerkte, eine ungewöhnliche Verdickung mit einem kleinen Loch darin auf. Komisch, dachte er, dass selbst dem geschultesten Auge – auch meinem – noch immer so einiges entgehen kann. Er hatte das Gleiche auch schon häufig bei Kollegen erlebt.
    Er machte die Röntgenaufnahmen, entwickelte die Filme und nahm sie am Leuchtkasten in Augenschein. Die Verdickung an dem linken Mittelhandknochen war eine unregelmäßige, fast schon gezackte Knochenzyste – Osteomyelitis –, aus der zu Lebzeiten Eiter durch die Haut der Handfläche getreten sein musste. Er würde eine Kultur anlegen – manche Bakterien und Pilze hielten sich jahrzehntelang – und sie dann entkalken, um sie zerschneiden und unter dem Mikroskop genauer untersuchen zu können.
    Die Röntgenaufnahme des Oberarmknochens war wie von einem weißen Schatten verschleiert. Mist. Der Film war nicht in Ordnung. Er machte eine weitere Röntgenaufnahme und entwickelte sie; der weiße Schatten blieb. Jake fiel ein, dass Harrigan davon gesprochen hatte, die Röntgenaufnahmen von einem Skelett wiederholt haben zu müssen, weil da irgendwas schiefgegangen war. Jake fragte sich, ob es die gleiche Aufnahme war. Vermutlich.
    Er sah sich den Film genauer an. Bei den unzähligen Röntgenaufnahmen von Leichen und Knochen, die er im Laufe der Jahre untersucht hatte, war ihm so ein weißer Schatten noch nie untergekommen. Aber ich habe so was schon mal gesehen. Und zwar auf dem Röntgenbild von einem Knochen im rechtsmedizinischen Museum im fünften Stock. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Die Aufnahme im Museum stammte aus den Dreißigerjahren und zeigte die Kinnlade einer Frau, die in der Fabrik von U.S.

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