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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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ich wieder da bin, bestellen wir uns was zu essen. Ich wollte Sam fragen, ob er herkommen könnte –«
    Bitte nicht.
    »– aber ich hab ihn nicht erreicht. Sie sind also allein hier. Machen Sie niemandem die Tür auf.« Er betrachtete sie besorgt. »Soll ich Ihnen helfen, den Pyjama anzuziehen?«
    »Das geht schon.« Sie versuchte aufzustehen, sank aber zurück. »Au! Das Oberteil kann ich anziehen, aber bei der Hose müssen Sie mir wohl helfen.«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Lüsterner Wissenschaftler. Ein erregtes Prickeln durchlief sie. »Drehen Sie sich um.«
    »Wieso denn? Ich seh doch andauernd nackte Körper.«
    » Tote nackte Körper. Umdrehen.«
    »Okay. Okay.«
    Manny schlüpfte aus den Krankenhausnachthemden, zog das Oberteil an und knöpfte es zu. Es war rotbraun und hatte kleine Karos – grässlich –, aber der Baumwollstoff fühlte sich angenehm weich an. Sie krempelte die Armel hoch und stellte sich vor, neben ihm im Bett zu liegen. Das Kodein bringt mein Gehirn durcheinander. »Jetzt brauch ich Hilfe.«
    Jake kniete sich hin und schob ihre Füße in die Beinlöcher. Will er mir einen Antrag machen?
    »Ich glaub, Sie müssen sie hochkrempeln«, sagte sie.
    Er schob die Beine diskret hoch, bis ihre Füße unten herausragten. Seine Hände berührten ihre Waden. Sie zitterte.
    »Alles in Ordnung?«
    »Bestens«, hauchte sie.
    »Gut. Beugen Sie sich vor und ziehen Sie sie hoch. Aber passen Sie auf, belasten Sie das Bein nicht.«
    Sie wackelte ein wenig mit dem Allerwertesten und band dann die Hosenkordel in der Taille zu. »Fertig.«
    Er musterte sie wie ein Mann, nicht wie ein Mediziner.
    »Ab mit Ihnen, an die Arbeit«, sagte sie. »Da warten Körper auf Sie.«
    Und wenn du nach Hause kommst, wartet noch einer auf dich.

    Manny saß nicht in dem Sessel, als er zurückkam. Das Wohnzimmer war leer.
    Panik breitete sich in ihm aus wie Gift. Ich kann sie nicht verlieren. Sie ist mir zu wichtig. Er versuchte gar nicht erst zu interpretieren, was er mit wichtig meinte. Ihm war nur bewusst, dass er plötzlich kaum noch Luft bekam, dass ihm vor Angst schwindelig war und dass er sich einen neuen Namen, ein neues Leben zulegen müsste, falls ihr etwas zugestoßen war, weil er nicht mehr mit dem alten Jacob Rosen leben könnte.
    »Manny?«, schrie er. »Manny!«
    Ein Geräusch von oben. Er brauchte einen Moment, um es einzuordnen: Da lief Wasser. Manny war im Bad!
    Er rannte lachend die Treppe hinauf. Ja. Die Tür zum Bad war geschlossen. Und jetzt war das Wasserrauschen unverkennbar. Und dann fing Manny an, aus voller Kehle den Mackie-Messer-Song zu schmettern.
    Er schlug gegen die Tür. Der Gesang verstummte.
    »Wer ist da?«
    »Jake. Wie zum Teufel sind Sie hier hochgekommen?«
    »Treppenlift, was sonst. Ich brauchte ein Bad.«
    »Sehr witzig. Wenn der Verband nass wird, kann die Wunde wieder aufgehen. Wahrscheinlich blutet sie jetzt schon vom Treppensteigen.«
    Sie drehte das Wasser ab. »Tut sie nicht. Und ich lass das Bein über den Wannenrand hängen. Falls ich irgendwann mal keine Lust mehr habe, als Anwältin zu arbeiten, könnte ich es mal als Akrobatin versuchen.« Sie kicherte. »Sie sollten mich sehen.«
    »Nichts lieber als das.« Er drehte den Türknauf.
    »Unterstehen Sie sich!«
    »War doch Ihr Vorschlag.« Er blieb vor der Tür stehen und lauschte ihren Badegeräuschen. Dann hörte er, wie sie den Stöpsel aus der Wanne zog. »Im Schrank sind frische Handtücher«, rief er.
    »Schon gefunden.«
    »Brauchen Sie Hilfe bei der Treppe?«
    »Ich hab’s doch schon allein hoch geschafft, nicht?« Sie zögerte. »Obwohl, wäre vielleicht ganz lustig.«

    Als Manny in der Küche auftauchte, trug sie seine Pyjamahose verkehrt herum und hielt ein Medikamentenfläschchen in der Hand. Ihre Augen loderten.
    »Haben Sie den Arzneischrank geplündert?«, fragte Jake ruhig.
    »Meine Mutter sagt immer, wenn man die Wahrheit über jemanden wissen will, sollte man in sein Arzneischränkchen und in den Kühlschrank schauen. Und jetzt weiß ich die Wahrheit über Sie. Die Flasche hier ist für eine Marianna Candler Rosen abgefüllt worden, der Name steht auf dem Etikett. Gibt’s da eine kleine unwesentliche Information über Ihr Leben, die Sie mir versehentlich vorenthalten haben? Zum Beispiel, dass Sie verheiratet sind? Ich hätt’s mir denken können, als Sie mir damals nach der Terrell-Obduktion die Wagentür aufgehalten haben. Da hab ich Sie gefragt, ob Sie verheiratet sind, weil Sie keinen Ring

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