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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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mir nicht gesagt, dass deine Cousine Erzieherin im Haushalt eines Edelmannes ist? Wer ist er? Achte auf meine Worte: Diese junge, unbedeutende Person ist seine Tochter, und wir haben einen Treffer gemacht!"
    „Wer ist der Bursche - ich meine den wirklichen Burschen -, den sie ändern will?", fragte Mr Otley unbehaglich.
    „Ich weiß es nicht. Bloß einer von den Adeligen", erwiderte sein Partner. „Die bringen keine Verleumdungsklagen!"
    Es verging beinahe eine Woche, ehe Miss Batterys Brief ihre ehemalige Schülerin erreichte, und bis dahin hatte Phoebe, die von einem, wie sie dachte, Wirbel modischer Betätigung in Atem gehalten wurde, wenig Zeit für ihre literarischen Sorgen. Es war unmöglich, sehr lange furchtsam zu sein, in einer Zeit, in der ihr Leben wie durch ein Wunder verändert worden war. Aus Lady Marlows unzulänglicher Stieftochter wurde der Liebling der Großmutter, und es war wunderbar, welche Veränderung das in Phoebe bewirkte. Lady Ingham war sehr zufrieden. Phoebe würde nie eine Schönheit sein, aber wenn sie hübsch gekleidet war und keine Angst hatte, gerügt zu werden, sobald sie auch nur den Mund aufmachte, war sie ein ganz anziehendes kleines Ding. Ein wenig städtischer Schliff war notwendig, aber den würde sie bald erwerben.
    Miss Battery schrieb zärtlich, aber nicht hilfreich. Mehr vertraut mit den Schwierigkeiten einer Veröffentlichung als Phoebe, konnte sie ihr nur empfehlen, sich wegen der entfernten Möglichkeit, der Herzog könne ihr Buch lesen, nicht zu sehr zu sorgen. Sehr wahrscheinlich würde er es ohnedies nicht; und wenn er es tat, müsse Phoebe sich vor Augen halten, dass keiner zu wissen brauche, sie sei die Autorin.
    Das war tröstend, aber Phoebe wusste, sie würde sich jedes Mal, wenn sie Sylvester traf, schuldig fühlen, und sie wünschte beinahe, sie hätte das Buch nie geschrieben. Ihn nach seiner Freundlichkeit als Schurken porträtiert zu haben, war ein Akt des Verrates; und es hatte keinen Sinn, sagte sie sich streng, zu behaupten, sie hätte das getan, bevor sie ihm zu Dank verpflichtet wurde, denn das war ein bloßer Vorwand.
    Die Season hatte noch nicht begonnen, aber das ungewöhnlich strenge Wetter hatte eine Anzahl von Leuten zu-rück in die Stadt getrieben. Mehrere kleine Gesellschaften wurden gegeben; Großmama prophezeite, dass die Season lange vor dem Eröffnungsabend im Almack-Club in vollem Schwung sein würde und dass sie keine Zeit verlieren wolle, bekannt zu machen, dass sie nun ihre Enkelin bei sich wohnen habe. Vergebens versicherte ihr Phoebe, sie mache sich nichts aus Bällen. „Unsinn!", sagte Mylady.
    „Aber es ist wahr, Madam! Ich bin immer so langweilig auf großen Gesellschaften!"
    „Nicht, wenn du weißt, dass du ebenso elegant gekleidet bist wie jedes andere anwesende Mädchen - und weitaus eleganter als die meisten von ihnen!", gab Lady Ingham zurück.
    „Aber Großmama!", sagte Phoebe vorwurfsvoll. „Ich wollte Ihnen eine Stütze sein und eben gerade nicht jeden Abend ausgehen!"
    Ihre Ladyschaft blickte sie scharf an und sah, dass der frömmelnde Ton durch Augen, die übervoll an Unfug waren, Lügen gestraft wurde. Sie dachte: Wenn Sylvester diesen Blick gesehen hat! Aber warum zum Teufel hat er uns noch nicht besucht?
    Auch Phoebe fragte sich, warum er das noch nicht getan hatte. Sie wusste keinen Grund, weshalb er wünschen sollte, sie wiederzusehen; aber er hatte sie gebeten, Großma-ma zu sagen, er würde sie aufsuchen, wenn er in die Stadt käme, und gewiss müsste er vor Tagen in der Stadt angekommen sein? Tom, wusste sie, war zu Hause; daher konnte der Herzog nicht mehr im „Blue Boar" sein. Sie war nicht im Geringsten beleidigt, aber sie bemerkte, dass sie selbst - mehrmals wünschte, er käme in die Green Street. Sie hät-te ihm so viel zu erzählen! Natürlich nichts Wichtiges: bloß spaßige Dinge, wie Alices verschiedene Bemerkungen, die Großmutter nicht für sehr spaßig gehalten hatte (Großmama hatte sich Alice gegenüber nicht freundlich gezeigt), und wie Papa sie in seinem Brief grob gescholten hatte, nicht weil sie von Austerby weggelaufen war, sondern weil sie das getan hatte, ohne ihm vorher zu sagen, wo sie den Schlüssel für die Lade mit den Pferdemedizinen aufbewahrte. Großmama hatte das nicht heiter gefunden; und ein Scherz verlor einiges von seinem Reiz, wenn es niemand gab, mit dem man ihn teilen konnte. Es war schade, dass der Herzog überhaupt nicht nach London gekommen war.
    Tatsächlich war

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