Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Pantheon Basar zu genehmigen, nachdem sie sich erinnert hatte, dass sie vor der Verwirklichung ihrer verschiedenen Pläne einen Brief an Lord Marlow und einen anderen an ihre Schwiegertochter schreiben müsse.
    Phoebes Brief an ihren Papa war bereits geschrieben; und sie konnte die Absicht Ihrer Ladyschaft vereiteln, sie in ihrer Stadtequipage fortzuschicken, indem sie sie daran erinnerte, wie viel ihr Kutscher wahrscheinlich dagegen einwenden würde, die Pferde im unfreundlichen Wetter stehen zu lassen. Phoebe musste ein äußerst geheimes Geschäft ab-wickeln, und sie wünschte auf keinen Fall, dass der Kutscher Lady Inghams seiner Herrin berichtete, ihre erste Station seien die Büros der Verleger Newsham und Otley gewesen.
    Sie trat bei den beiden mit großen Hoffnungen ein und verließ sie in einer Stimmung voll düsterer Vorahnungen, sodass es ihr schwerfiel, in Alices Begeisterung über alles, was sie sah, einzustimmen. Phoebe war nicht auf den Gedanken gekommen, es könne für sie zu spät sein, in ihrem im Erscheinen begriffenen Roman jede Erwähnung von Graf Ugolinos eigentümlichen Augenbrauen zu tilgen.
    Aber so war es. Mr Otley, dem eine namenlose Dame in einem hässlichen Wollkleid gegenübertrat, die sich als Verfasserin von ,The Lost Heir' bezeichnete, platzte beinahe vor Neugierde. Er und sein älterer Partner hatten oft über die Identität dieser verwegenen Autorin Betrachtungen angestellt, aber keiner von ihnen hatte angenommen, sie würde sich als nichts mehr als ein altmodisch gekleidetes Schulmädchen erweisen. Sein Benehmen änderte sich, und ein Ton der Gönnerschaft schlich sich in seine Stimme. Phoebes Ge-mütsstimmung war freundlich bis zum Übermaß, aber sie war es durchaus nicht gewöhnt, in dieser Art von Leuten vom Range Mr Otleys behandelt zu werden. Mr Otley, der einem erstaunten Blick begegnete, änderte hastig seinen ersten Eindruck und entschied, es könne klug sein, den älteren Partner hereinzurufen.
    Mr Newshams Benehmen war vollendet: eine vorsichtige Mischung aus Höflichkeit und Wohlwollen. Wäre es möglich gewesen, er hätte erfreut die Veröffentlichung hinausgezögert und ebenso gern die Kosten auf sich genommen, das Buch völlig neu zu setzen. Aber leider! Das Datum der Herausgabe stand fest, in knapp einem Monat, und die Ausgabe war komplett hergestellt. Nichts könne unglücklicher sein, aber er wage zu glauben, sie müsse zufrieden sein mit dem Ergebnis seiner Arbeiten.
    Nun, sie war zufrieden. So hübsch waren sie, diese drei dünnen Bände, elegant in blaues Leder gebunden, mit Goldschnitt und den Schnörkeln im Titel! Es schien unmöglich, dass sich hinter diesen luxuriösen Einbänden eine Geschichte verbarg, die sie ersonnen hatte. Als die Bände in ihre Hände gelegt wurden, stieß sie einen unwillkürlichen Seufzer der Freude aus; aber als sie den ersten Band aufs Geratewohl öffnete, fiel ihr Blick auf einen fatalen Absatz.
    „Graf Ugolinos Erscheinung war außergewöhnlich. Seine Gestalt war elegant, sein Betragen reizend, sein Wesen das eines wohlerzogenen Mannes und seine Gesichtszüge sehr einnehmend; aber die klassische Regelmäßigkeit seines Antlitzes wurde durch ein Paar katzenartiger Augen entstellt, die unter schwarzen Brauen hervorlugten, die sich steil zu seinen Schläfen hinaufzogen und einen finsteren Ausdruck hatten. Matilda konnte einen Schauder nicht unterdrücken."
    Matildas Schöpferin erging es ebenso. Sie schloss eilig den Band und blickte bittend zu Mr Newsham auf. „Ich kann nicht erlauben, dass es veröffentlicht wird!"
    Es brauchte Geduld und Zeit, Phoebe zu überzeugen, dass es nicht in ihrer Macht stand, die Veröffentlichung zu unterbinden, aber Mr Newsham verzagte nicht. Seine Rede war überzeugend; und da er schlau genug war, zu bemerken, dass eine optimistische Voraussage über die Erfolgschancen des Buches sie bloß erschrecken würde, erklärte er ihr, wie selten es vorkomme, dass sich ein Erstlingsroman mehr als eines mäßigen Absatzes erfreute, und wie unwahrscheinlich es sei, dass es Leuten der besseren Gesellschaft bekannt würde.
    Sie war wieder ein wenig beruhigt, aber als sie von ihm schied, geschah es mit dem Entschluss, sofort an Miss Battery zu schreiben und sie zu bitten, ihren Einfluss bei ihrem Vetter zu benützen, um die Veröffentlichung zurückzuhalten. Nachdem Mr Newsham sie unter weiteren Verbeugungen hinausbegleitet hatte, suchte er seinerseits sofort den jüngeren Teilhaber auf und fragte: „Hast du

Weitere Kostenlose Bücher