Skandal im Ballsaal
war augenblicklich bereit, ihre Meinung zu ändern. Sie hütete sich, mit ihm zu streiten, da sie wusste, dass sein Geist überlegen war. Nun, wenn Leute (und es gab einige davon) annahmen, er mochte diese Art Schmeichelei, irrten sie sich - es war todlangweilig. Nicht, dass er sich nicht an der Gesellschaft erfreute: er hatte einen angenehmen Abend unter Freunden verbracht; und es war nach den Erfahrungen in Somerset angenehm, mit solcher Herzlichkeit willkommen geheißen zu werden. Er fragte sich, wie er in der Green Street empfangen würde, und lächelte verzerrt, als er sich erinnerte, welchen Grund er seiner Patin gegeben hatte, ihn mit feindlichen Augen anzusehen.
Aber es war keine Spur von Feindschaft in Lady Inghams Zügen oder in ihrem Benehmen, als er in ihren Salon geführt wurde; in der Tat begrüßte sie ihn mit mehr Begeisterung als ihre Enkelin. Er traf beide Damen zu Hause an, aber Phoebe war beschäftigt, einen Brief für Mylady zu schreiben; und obwohl sie sich erhob, um ihm die Hand zu reichen, und Sylvester freundlich anlächelte, bat sie ihn, sie zu entschuldigen, während sie ihre Arbeit beendete.
„Komm und setz dich, Sylvester!", befahl Lady Ingham.
„Ich wollte dir immer danken, dass du dich um Phoebe gekümmert hast. Du kannst erraten, wie überaus dankbar ich dir bin. Nach dem, was sie mir erzählte, wäre sie ohne deine freundliche Hilfe heute nicht bei mir."
„Nun, wie sagt man seiner Patin ohne Unhöflichkeit, dass sie Unsinn spricht?", entgegnete Sylvester und küsste ihre Hand.
„Wird Miss Marlow lange bleiben, Madam?"
„Sie ist dabei, sich bei mir einzurichten", antwortete Lady Ingham und lächelte ihn freundlich an.
„Wie erfreulich!", sagte er.
„Was für ein schlechter Witz, das zu sagen!", bemerkte Phoebe, die auf dem Schreibtisch nach einer Oblate suchte. „Sie können nicht behaupten, es wäre für Sie erfreulich, meine Gesellschaft zu erdulden!"
„Ich habe es nicht nötig, etwas vorzutäuschen. Nehmen Sie an, wir hätten Sie nicht ungeheuer vermisst? Ich versichere Ihnen, wir taten es!"
„Um die vierte beim Whist abzugeben?", sagte sie und schob den Sessel zurück.
Er erhob sich, als sie zum Feuer kam. „Nichts dergleichen!
Whist stand nie infrage. Mr Orde blieb nur eine Nacht bei uns."
„Was, hat er Tom sofort nach Hause gebracht?"
„Nein, er ließ ihn bei mir, während er selbst nach Hause fuhr, um die Ängste Mrs Ordes und Ihres Vaters zu beschwichtigen. Er kam nach drei Tagen zurück und führte Thomas beinahe königlich in einer riesigen Equipage weg, die von Mrs Orde mit jedem erdenklichen Komfort ausgestattet war, von Kissen bis zum Riechsalz."
„Riechsalz! Oh nein!"
„Ich versichere es Ihnen. Fragen Sie Thomas, ob er nicht versuchte, es aus dem Fenster zu werfen! Erzählen Sie mir, wie Ihre Reise verlief! Ich weiß von Keighley, dass Sie die Stadt am selben Abend erreichten: Waren Sie sehr müde?"
„Ja, aber es machte mir nichts aus. Und was Alice betrifft, ich glaube, sie wäre stundenlang so weitergereist und hätte sich daran gefreut! Oh, ich muss Ihnen sagen, dass Sie in ihren Augen in den Schatten gestellt worden sind, Herzog!"
„Ah, wirklich?", sagte er und betrachtete sie misstrauisch.
„Durch eine Missgeburt?"
Sie lachte. „Nein, nein, durch Horwich!"
„Nun, das ist höchst ermutigend! Was hat er getan, um ihre Bewunderung zu erringen?"
„Er benahm sich ihr gegenüber in der erdenklich abscheulichsten Art. Als ob sie eine Küchenschabe sei, erzählte sie mir! Ich fürchtete, sie müsse erbärmlich unglücklich sein, aber ich glaube nicht, dass irgendetwas, das sie in London sah, sie halb so viel beeindruckte! Sie vertraute mir an, er entspräche ihrer Vorstellung von einem Herzog viel eher als Sie!"
Er brach in Lachen aus und verlangte weitere Neuigkeiten von Alice. Aber Mylady sagte, bäurische Scherze amüsierten sie nicht, daher erzählte ihm Phoebe stattdessen von dem Brief ihres Vaters, und er erzürnte Lady Ingham dadurch, dass er sich ungemein darüber belustigte. Noch weniger als durch die bäurischen Scherze wurde sie durch Lord Marlows Einfältigkeit amüsiert.
Sylvester blieb nicht lange, auch wurde ihm die Chance eines Tete-a-tete mit Phoebe nicht angeboten. Das einzige Tete-a-tete, das ihm gewährt wurde, war ein kurzes mit Lady Ingham, die eine Entschuldigung fand, Phoebe einige Minuten aus dem Zimmer zu schicken, damit sie ihm sagen konnte: „Ich bin froh, dass du dem Kind nicht gesagt hast, sie
Weitere Kostenlose Bücher