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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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begreift das Elend meiner Lage völlig! Und ich wage nicht zu hoffen, dass sie etwa versuchen wird, Sylvester zu bewegen, mein Kind nicht meinen Armen zu entreißen, denn sie vergöttert ihn absolut. Ich bedaure seine Frau! Sie wird merken, dass sie sich in allem Mama Herzogin fügen soll!"
    „Nun, vielleicht wird er keine Frau haben", schlug Phoebe besänftigend vor.
    „Sie können sich darauf verlassen, er wird, bloß um den armen kleinen Edmund von der Erbfolge auszuschließen.
    Mama ist überzeugt, er hält nach einer Frau Ausschau und kann jederzeit die Leine auswerfen."
    „Freilich! Aber zu einer Ehe gehören zwei!"
    „Glauben Sie, er könnte einen Korb bekommen?"
    „Warum nicht?", sagte Phoebe.
    „Sylvester? Bei allem, was er zu bieten hat? Niemals! Ich wünschte, er würde es, denn es täte ihm gut, abgewiesen zu werden. Aber ich wette zehn zu eins, wenn das geschieht, würde er alles daransetzen, dieses Mädchen in sich verliebt zu machen und dann eine andere heiraten!"
    „Ich sehe keinen Grund für irgendwen, sich in ihn zu verlieben", erklärte Phoebe mit einem Funkeln in den Augen. 
    „Nein, ich glaube auch nicht, aber Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, wie viele Mädchen tatsächlich nach ihm geschmachtet haben!"
    „Das wäre ich!", sagte Phoebe glühend. „Ich für meinen Teil würde vermuten, sie haben sich eher in seine Stellung verliebt!"
    „Ja, aber so ist es nicht. Er kann Mädchen dazu bringen, eine Neigung zu ihm zu fassen, selbst wenn sie ihn zuerst überhaupt nicht mochten. Er weiß das auch. Er wettete einmal mit Harry, er würde Erfolg haben, Miss Wharfe an sich zu fesseln, und er hatte Erfolg!"

    „Gewettet!", keuchte Phoebe. „Wie - wie abscheulich! Wie könnte ein Gentleman so etwas tun!"
    „Oh, Sie wissen, wie Männer sind!", sagte Janthe, sehr im Unrecht. „Ich muss gestehen, Miss Wharfes Kälte war eines der Ondits des Jahres: Sie war ein sehr hübsches Mädchen und auch eine große Erbin, daher hatte sie natürlich Dutzende von Bewerbern. Sie wies alle eiskalt ab, sodass man allgemein darüber spottete. Sie pflegten sie die uneinnehmbare Zitadelle zu nennen. Harry sagte Sylvester - im Spaß, wissen Sie: sie scherzten immer! -, dass selbst er nicht imstande wäre, eine Bresche in die Mauer zu schlagen, und Sylvester fragte ihn sofort, was er dagegen wette. Ich glaube, sie stellten in den Clubs hohe Wetten auf, sobald man sah, dass Sylvester die Zitadelle belagerte. Männer sind so ekelhaft!"
    Dieser Äußerung stimmte Phoebe aus vollem Herzen zu.
    Sie verließ die Albemarle Street, reichlich versorgt mit Nahrung für ihre Gedanken. Sie war klug genug, viel von dem abzustreichen, was man ihr über Sylvesters Behandlung seines Neffen erzählt hatte: Master Rayne bot der Welt nicht das Bild eines misshandelten Kindes. Anderseits hatte seine Mama sich unbewusst in wenig schmeichelhaften Farben geschildert und ging aus ihren verschiedenen Geschichten als eine ungemein törichte Mutter hervor. Wahrscheinlich, entschied Phoebe, war Sylvester gegen Edmund gleichgültig, aber auf seine stolze Art entschlossen, seine Pflicht an dem Jungen zu erfüllen. Dieses Wort hatte keinen sehr angenehmen Beigeschmack für eine, der solche Worte unaufhörlich von einer lieblosen Stiefmutter in die Ohren trompetet worden waren, aber es enthielt keine Ungerechtigkeit. Lady Marlow war immer unbeugsam gerecht gewesen.
    Es war Janthes letzte Enthüllung, die Phoebe so sehr zu denken gab. Sie fand darin keinerlei Unglaubwürdigkeit oder Übertreibung, denn ihr war bereits der Verdacht gekommen, Sylvesters Freundlichkeit sei nur Teil eines wohlüberlegten Plans, sie bedauern zu lassen, dass sie ihn so grob zurückgewiesen hatte. Auch sein Benehmen, als er in der Green Street vorgesprochen hatte, selbst das lauernde Lächeln in den Augen, als er sie angesehen hatte, waren auf Wirkung bedacht. Ja, räumte Phoebe ein, er verstand es wirklich, seinen Vorteil bei unbedachten Frauen zu wahren.
    Die Frage war, ob sie ihn zurückweisen oder seine Aufmerksamkeiten ermutigen sollte, wenn sie doch mit Sicherheit wusste, dass er ihr eine Falle stellte.
    Die Frage blieb bis zum folgenden Tag unbeantwortet, als sie ihn wieder traf. Sie ritt gerade mit ihren Ingham-Cousinen im Park, in einer Gesellschaft, die aus ihr, Miss Mary und Miss Amabel, dem jungen Mr Dudley Ingham und zwei Reitknechten bestand, die in taktvollem Abstand folgten; und sie langweilte sich herzlich. Die Ingham-Mädchen waren sehr einfach,

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