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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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hätte beinahe vergessen, Ihnen zu erzählen, dass ich gestern das Vergnügen hatte, ihren Neffen kennenzulernen, Herzog! Sie müssen sehr stolz auf ihn sein: Er ist ein sehr schönes Kind!"
    „Er ist ein sehr verzogenes Kind. Sind Sie mit meiner Schwägerin bekannt?"
    „Ich machte einige Tage vorher ihre Bekanntschaft, und sie war so freundlich, mich einzuladen, gestern den Nachmittag mit ihr zu verbringen."
    „Ah, nun verstehe ich die Bedeutung dieses betroffenen Blickes!", bemerkte er. „Stelle ich den gefühllosen Schwager oder den bösen Onkel dar?"
    Sie musste ihm nicht antworten, denn kaum hatte er diese Worte gesagt, wurde seine Aufmerksamkeit abgelenkt.
    Eine Dame, die gerade neben dem Fahrweg spazieren ging, winkte ihm zu. Er erkannte seine Cousine, Mrs Newbury, und bat Phoebe sofort, das Pferd zu zügeln. „Wenn Sie nicht schon miteinander bekannt sind, möchte ich Sie gern Mrs Newbury vorstellen, Miss Marlow. Sie ist wirklich die unterhaltendste meiner Cousinen: Ich bin überzeugt, Sie werden einander sehr gut verstehen! - Georgie, welch überwältigender Anblick! Wie kommt es, dass du in dieser sittsamen Art spazieren gehst? Kein treuer Gatte, der mit dir reitet? Nicht ein Hausfreund ist dir geblieben?"
    Sie lachte und streckte ihre Hand hinauf, um seine zu drücken.
    „Nein, ist es nicht schändlich? Lion hat eine Zeit lang Dienst, und alle meine Verehrer haben mich verlassen! Jene, die noch nicht auf dem Lande vergraben sind, haben ihre Füße in Senfbädern, sodass ich so weit gesunken bin, bloß mit einer Frau spazieren zu gehen. Nein, du kannst sie nicht sehen, denn wir haben uns getrennt."
    Er hatte sich hinuntergebeugt, um ihre Hand zu ergreifen, und nun, gerade bevor er sie losließ, presste er sie bedeutungsvoll und sagte: „Tatsächlich gesunken! Bist du mit Miss Marlow bekannt oder darf ich sie dir vorstellen?"
    „So, das sind Sie also!", sagte sie und lächelte Phoebe an.
    „Sicher hätte ich es erraten, denn ich habe gerade Ihre Cousinen begrüßt. Sie sind Lady Inghams Enkelin und - Sie reiten Anne Inghams jämmerliche Schnecke! Das sollten Sie nicht: es ist ganz entsetzlich. Aber trotz dieses Nachteils stellen Sie uns alle in den Schatten."
    „Ich habe sie zu überreden versucht, mir den Vorzug zu gewähren, sie mit einem Pferd zu versehen, aber sie besteht darauf, dass es nicht geht", sagte Sylvester. „Ich habe jedoch eine bessere Idee. Ich glaube, dein zweites Reitpferd wäre gerade das Richtige für sie."
    Mrs Newbury besaß nur ein Reitpferd, aber sie war auf der Hut gewesen von dem Augenblick an, da ihre Hand bedeutungsvoll gedrückt wurde, und sie nahm das ohne mit der Wimper zu zucken hin und unterbrach Phoebes verlegene Proteste, indem sie warm sagte: „Oh, sagen Sie nicht, dass Sie nicht wollen, Miss Marlow! Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr ich Ihnen verbunden sein werde, wenn Sie nur manchmal mit mir reiten wollen! Ich hasse es, zu Fuß zu gehen, aber allein reiten, bloß mit einem Reitknecht, der steif hinten nachfolgt, ist unerträglich! Ich schmachte außerdem nach einem guten Galopp, und das kann man im Hyde Park nicht. Sylvester, wenn ich Miss Marlow dazu bewegen kann, willst du uns beide am ersten wirklichen Frühlingstag in den Richmond Park begleiten?"
    „Aber mit dem größten Vergnügen, meine liebe Cousine!", erwiderte er.
    „Sagen Sie doch, dass Sie es gern hätten!", bat Mrs Newbury Phoebe.
    „Ich wüsste nicht, was ich lieber hätte, Madam, aber es ist ganz schrecklich, dass Sie verpflichtet sein sollten, mich einzuladen!"
    „Aber ich verspreche, dass ich das nicht bin! Sylvester wusste, ich würde entzückt sein, eine Gefährtin zu haben -
    und glauben Sie mir, ich hätte sagen können, mein anderes Pferd sei lahm oder verkauft, wenn ich das gewollt hätte!
    Ich werde auf einen Morgenbesuch zu Lady Ingham kommen und sie beschwatzen, ihre Zustimmung zu geben."
    Sie trat dann zurück, und als sie sich von ihr trennten, warf sie Sylvester einen neckenden Blick zu. Er quittierte ihn mit einem Lächeln, daher schloss sie, er sei zufrieden, und ging ihren Weg weiter; sie fragte sich, ob er sich eine galante Anwandlung erlaubte oder ob es möglich sei, dass er wirklich versuchte, seine Gunst Miss Marlow zuzuwenden.
    Es schien unwahrscheinlich, aber nicht unwahrscheinlicher, als dass er sie zu seinem letzten Flirt erwählt hatte. Oder war er bloß nett zu Lady Inghams ländlicher kleiner Enkelin? Oh nein! Nicht Sylvester! entschied Mrs Newbury.

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