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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sehr gutmütig und sehr albern; ihr Bruder, Lord Inghams vielversprechender zweiter Sohn, berechtigte schon zu Hoffnungen, ein zuverlässiges Mitglied einer zu-künftigen Regierung zu werden; und das Reitpferd, das man für sie besorgt hatte, war ein lendenlahmer Gaul von sanftem Gemüt.
    Sylvester, der einen eleganten Braunen ritt und von zweien seiner Freunde begleitet war, erfasste die Lage mit einem amüsierten Blick und verfuhr in einer Art, die beträchtliche Gewandtheit und völligen Mangel an Rücksicht für Lord Yarrow und Mr Ashford zeigte. Ohne dass jemand (außer ihm) bemerkte, wie es kam, waren die zwei Gesellschaften zu einer verschmolzen; und während seine unglücklichen Freunde sich höfliche Konversation mit den Misses Ingham betreiben sahen, blieb Sylvester mit Phoebe ein wenig zurück.
    „Oh, mein armer Spatz!", sagte er spottend. „Nie habe ich einen so herzzerreißenden Anblick gesehen! Ein Mietpferd?"
    „Nein", erwiderte Phoebe. „Das Lieblingspferd meiner Cousine Anne. Ein sehr sicherer, bequemer Gaul für eine Dame, Herzog."
    „Ich bitte um Entschuldigung! Ich habe nicht gesehen, wie er seine Gangarten zeigte, natürlich."
    Sie warf ihm einen Blick stolzer Verachtung zu. „Er hat keine. Er hat einen sehr eleganten Schlendergang und ist gerade nur unter dem Knie ein wenig behindert."
    „Aber solche Schultern!"
    Ihr Ernst ließ sie im Stich; sie brach in Lachen aus, sodass Miss Mary Ingham den Kopf wandte und sie mit verwunder-tem Tadel ansah. Phoebe sagte: „Oh, mein Lieber, haben Sie je so eine flachbrüstige Schindmähre gesehen?"
    „Nein - noch eine Dame mit einer besseren Haltung. Die Verbindung ist ganz entsetzlich! Erlauben Sie mir, dass ich Sie mit einem Pferd versehe, während Sie in der Stadt sind?"
    Sie war so sehr erstaunt, dass sie ihn nur anstarren konnte. Er lächelte und sagte: „Ich halte auf Chance mehrere Pferde zur Bequemlichkeit meiner Schwägerin. Sie war gewohnt, sehr viel zu reiten. Es wäre nichts leichter für mich, als nach einem Paar zu schicken, damit es nach London gebracht wird."
    „Lady Henrys Pferde reiten?", rief sie aus. „Sie müssen wahnsinnig sein! Ich würde nicht im Traum so etwas tun!"
    „Es sind nicht ihre Pferde. Es sind meine."
    „Sie sagten selbst, Sie hielten sie zu ihrer Benützung. Sie muss sie als ihre eigenen ansehen! Außerdem könnte ich nicht erlauben, dass Sie mich mit einem Pferd versorgen!"
    „Wahrscheinlich könnten Sie das nicht", räumte er ein.
    „Doch ich hasse es, Sie mit so einem unwürdigen Pferd zu sehen."
    „Danke - Sie sind sehr gut!", stammelte sie.
    „Ich bin was? Spatz, ich flehe Sie wirklich an, erlauben Sie Lady Ingham nicht, Ihnen beizubringen, wie man Artigkeiten sagt! Sie wissen, ich bin nicht so, sondern im Gegenteil der Schurke, dessen üble Pläne Sie von zu Hause vertrieben haben!" Er hielt inne, als ihre Augen es unwillkürlich mieden, die seinen zu treffen. Der Blick dauerte nicht länger als einen Moment, aber der Ausdruck in ihren Augen vertrieb das Lachen aus seinen eigenen. Er hielt einen Augenblick inne und fragte dann ruhig: „Was ist los? Was habe ich gesagt, dass Sie mich so ansehen?"
    Mit dunkelroten Wangen sagte sie: „Nichts! Ich weiß nicht, wie mein Ausdruck war."
    „Ebenso, wie ich Sie einmal Ihre Stiefmutter anblicken sah: betroffen!"
    Sie brachte es fertig, zu lachen. „Wie albern! Sie haben leider eine zu lebhafte Fantasie, Herzog!"
    „Nun, ich hoffe es", gab er zurück.

    „Da gibt es keinen Zweifel. Ich war - oh, entsetzt, zu glauben, Sie könnten nach allem, was vorgefallen ist, vermuten, ich sähe Sie im Licht - im Licht eines Schurken. Aber natürlich haben Sie nur Spaß gemacht."
    „Ja, aber ich spaße nicht, wenn ich Ihnen sage, dass ich nicht böswillig scherzte - um Sie zu betrüben."
    Sie wandte den Kopf, um ihn wieder anzublicken, diesmal in aufrichtiger Wertschätzung. „Nein. Obwohl es etwas ist, was Sie tun könnten, nehme ich an."
    „Sie können mir glauben, ich tat es nicht."
    „Und Sie können glauben, dass ich Sie nicht abscheulich finde!"
    „Oh, das ist eine viel schwierigere Aufgabe!", protestierte er mit gutmütigem Spott. „Wenn ich an den Empfang denke, der mir in diesem schauderhaften Gasthaus zuteil wurde, hege ich die ernstesten Befürchtungen!"
    Sie lachte, überging die Herausforderung aber stillschwei-gend. Er verfolgte das Thema nicht weiter; und nachdem sie einige Minuten schweigend neben ihm geritten war, sagte sie ablenkend: „Ich

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