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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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Schutz brauche ich … nur deinen …
    Sie hielt den Kopf abgewandt, doch sein warmer Atem strich über ihren Hals, sodass sie schluchzend, erschauernd einatmete. Dann zwang sie sich zu sagen: „Mylord, ich bin nicht, was Sie denken … die Sache ist anders, als es aussieht … bitte, lassen Sie mich gehen. An jenem Abend … es war ein schrecklicher Fehler … wie heute auch … ich bedauere es zutiefst …“ Doch er hielt sie fest, während er mit einer Hand ihr Kinn hob, und ehe sie weitersprechen konnte, erstarben ihre Proteste unter seinen zärtlichen Lippen, und ihr Gemüt schwankte wild zwischen Erregung und Furcht.
    Wenn sie geglaubt hatte, dass er einen kurzen, neckenden Kuss beabsichtigte, wurde sie eines Besseren belehrt. Wissend erforschten seine Lippen die ihren, langsam, genüsslich und anmaßend, wie nur ein Mann küsste, der wusste, dass er den Protest einer Frau in Verlangen verwandeln konnte. Amelie allerdings wusste nichts über Küsse, da sie und ihr Gatte diese Zärtlichkeit nie pflegten. Diese Ungeübtheit fiel Lord Elyot sehr wohl auf, denn aus langer Erfahrung konnte er zwischen einer Anfängerin und einer unwilligen Frau durchaus unterscheiden.
    So überrascht er war, konnte er doch eine Bemerkung nicht unterdrücken. „Nun habe ich endlich eine Kunst gefunden, Mylady, in der Sie nicht so bewandert sind“, flüsterte er. „Üben wir noch ein wenig?“
    Der Spott kam unerwartet, auch konnte sie nicht so tun, als verstehe sie ihn nicht. Sie löste sich so heftig von ihm, dass sie ohne seine stützenden Hände in die Hecke gefallen wäre. „Lassen Sie mich los!“, fauchte sie grimmig. „Ich hätte mir denken können, dass ein Mann wie Sie sich die Notlage einer Frau zunutze macht, Lord Elyot. Bitte, gehen Sie.“
    Was er tat, jedoch nicht, ohne das letzte Wort zu haben. „Mylady, gerade Sie sollten nicht darüber klagen, ausgenutzt worden zu sein. Ich habe nur die Rechnung ausgeglichen. Ihr Diener, Madam.“ Damit ging er raschen Schrittes zum Haus.
    Verstört schaute sie ihm nach. Zum zweiten Mal hatte Lord Elyot ihr bewusst gemacht, was sie in ihrer Ehe vermisst und wie wenig sie ihre körperlichen Bedürfnisse beachtet hatte. Seine Hände, seine verlangenden Blicke, die Stimme, die eine Saite tief in ihr berührte, und sein gebieterisches Auftreten, das alles brachte sie auf und ängstigte und faszinierte sie gleichzeitig. Zum ersten Mal hatte ein Mann in ihr derart intensive, widerstreitende Empfindungen erzeugt. Er würde nie erfahren, was sein Kuss angerichtet hatte, und ihre mangelnde Fertigkeit würde er wohl ihrer schon zwei Jahre währenden Witwenschaft zuschreiben. Welch freudlose, kalte Jahre hinter ihr lagen, empfand sie erst jetzt, da sie einen Blick auf das erhascht hatte, was zu erleben ihr bisher nicht vergönnt gewesen war. Und sie würde es nie wieder genießen dürfen, sagte sie sich verzweifelt, denn inzwischen mussten seine Ermittlungen ein Ergebnis gezeitigt haben.
    Am gleichen Tag noch trug Amelies Hausknecht einen Brief ins Gasthaus der Poststation, den er einem gewissen Mr. Ruben Hurst aushändigen sollte. Man sagte ihm, Mr. Hurst sei schon vor einer halben Stunde mit der letzten Postkutsche abgereist. Zum gleichen Zeitpunkt kehrte Lord Seton dort auf dem Heimweg kurz ein, nachdem er Caterina von ihrem gemeinsamen Ausflug sicher wieder heimgebracht hatte. Leider war Henry so eifrig mit seinem Auftrag beschäftigt, dass er nicht bemerkte, wer sein Gespräch mit dem Wirt aufschnappte.
    Lord Seton, der von seinem Bruder gebeten worden war, die Augen offen zu halten und ihm etwaige Ungereimtheiten zu berichten, hielt diesen Zwischenfall für bemerkenswert genug, später Lord Elyot davon zu unterrichten.

4. KAPITEL

    Nachdem Caterina von ihrer Ausfahrt mit Lord Seton heimgekehrt war, setzte sie sich als Erstes nieder, um den wöchentlichen Brief an ihren Vater zu schreiben. Dem folgte getrennt ein ausführlicherer Bericht an ihre jüngere Schwester, in dem sie die aufregenden Ereignisse der letzten Tage auflistete.
    … stell dir nur vor, Sarah, wie ich in einem hochmodischen Phae ton dahinbrause, neben einem so gut aussehenden Verehrer, wie man sich nur wünschen kann, und noch dazu der Sohn eines Marquis, nichts weniger! Ich glaube, ich bin dabei, mich zu verlieben. Wir haben auch schon Gesellschaften besucht, bei denen ich sehr gut an gekommen bin. Ach, Sarah, wie sehr ich wünschte, du wärest hier! Tante Amelies Haus hier ist viel hübscher als unseres

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