Skandal um Lady Amelie
Gesellschaft ein Ende gesetzt. Die arme Caterina.“
Die arme Caterina betrat in eben diesem Augenblick den Raum und schaute bei diesem Ausruf fragend von einem zum anderen.
Lord Chester sprang sofort auf und begrüßte die junge Dame, und Amelie sagte rasch: „Ich meinte gerade, wie schade es ist, dass du dich wegen der Noten herbemühen musstest. Hier hast du sie, es ist auch die Haydn-Sonate dabei, die du üben wolltest. Bitte benutze das Piano im Musikzimmer.“
„Ja, Tante. Danke.“
„Miss Chester“, warf Lord Elyot ein, „ich glaube, in Kürze wird mein Bruder für Sie vorsprechen. Er ist ein großer Bewunderer Haydns.“
Caterinas süßes Gesicht strahlte auf. „Tatsächlich, Mylord?“ Sie knickste, zog die Tür hinter sich zu und überließ die beiden Gegner ihrer nächsten Runde.
Während er wieder Platz nahm, sagte Lord Elyot: „Erzählen Sie mir von dem Duell. Oder ist das zu schmerzlich für Sie?“
Amelie hatte es kommen sehen und sich abgewandt, damit er ihr Gesicht nicht sah. Mühsam versuchte sie, den Schmerz zu beherrschen, den dieses Thema in ihr weckte. Tief einatmend sagte sie: „Oh, Sie müssen darüber gehört haben. Die Leute sind nur zu gern bereit, ihre Version der Geschichte loszuwerden.“
„Eben deshalb möchte ich die Ihre hören, Mylady. Man sagt, Hurst war für den Tod Ihres Mannes verantwortlich. Sie hätten mir erlauben sollen, ihn festzunehmen, als er hier war, anstatt ihm eine Warnung zu schicken, woraus Ihre letzte Nachricht wohl bestand, oder?“
Ihre Locken tanzten, so wütend wirbelte sie zu ihm herum. „Offensichtlich haben Sie an jeder Ecke Ihre Spione! Ihr Leben muss wohl niederdrückend langweilig sein! Ja, ich wollte ihn warnen, aber er war schon abgereist.“
„Aber warum die Warnung? Wollen Sie ihn denn schützen? Manchmal ist Ihre Großzügigkeit recht unverständlich.“
„Nicht aus meiner Sicht. Wenn Hurst angeklagt würde, kämen Geschehnisse an die Öffentlichkeit, die ich dringend vergessen möchte, das muss Ihnen doch klar sein. Er könnte behaupten, was er wollte, ich hätte keinen Gegenbeweis, und Sie wissen, etwas bleibt immer an einem hängen. Mein Name wäre befleckt und Caterinas Chancen …“
„Ja, ich kann es mir vorstellen. Also stritt Hurst mit Ihrem Gatten? Glücksspiel, nehme ich an?“
Widerstrebend begann sie zu erzählen, während sie unruhig im Zimmer hin und her schritt. „Sie spielten im Freundeskreis. Nicht sehr intensiv, doch die Gesellschaften fanden oft bei uns statt, und Hurst wurde langsam lästig, bedrängte mich, suchte meine Aufmerksamkeit – und nicht unbemerkt. Die Herren belächelten das, doch die Damen …“
„Und Ihr Gatte?“
„Josiah war dreiundzwanzig Jahre älter als ich. Niemals hätte ich ihn bewusst kränken wollen … aber ein jüngerer Mann, der seiner Frau nachlief … Sie können sich vorstellen, was es für ihn bedeutet hätte. Ich schlug vor, Hurst nicht mehr einzuladen, doch leider bemerkte Josiah nur, dass sein Protegé zu viel trank und zu hoch verlor. Er war bei allem zügellos. Schließlich machten Gerüchte über seine … Besessenheit, könnte man es nennen … die Runde. Dann, eines Abends in ihrem Club, verlor Hurst an Josiah, viel mehr, als er sich erlauben konnte. Er wurde ausfallend, schrie für jeden hörbar herum und behauptete, dass ich … nein, ich kann es nicht aussprechen.“ Rau brach sie ab und umklammerte mit zitternden Händen eine Stuhllehne. Als Lord Elyot wortlos abwartete, fand sie schließlich die Kraft fortzufahren. Mit erstickter Stimme sagte sie: „Er behauptete, ich sei seine Geliebte, und Josiah solle seine Frau besser hüten, wenn er sie behalten wolle. Es war empörend … so empörend!“
„Glaubte Ihr Gatte ihm?“
„Nein, Mylord, er traute mir bedingungslos … Doch die Beleidigung konnte er nicht hinnehmen; er forderte Hurst. Sein Bruder versuchte zu schlichten, aber Hurst verweigerte eine Entschuldigung, und Josiah konnte natürlich nicht zurücktreten, ohne seine Ehre zu verlieren. Also trafen sie am nächsten Morgen aufeinander. Mein Mann war kein guter Schütze, was Hurst wusste. Josiah starb in den Armen seines Bruders Stephen, Caterinas Vater.“
„Das tut mir leid. Was geschah mit Hurst?“
„Nun, Sie kennen das Gesetz. Ein Adeliger mag nach einem Ehrenhandel vielleicht ungeschoren davonkommen, doch keinesfalls ein Mann von Hursts Stand. Da er das wusste, floh er nach Irland. Ich hatte gedacht, er würde nie wiederkommen.“
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